zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: „Potsdam ist nicht der Klassenfeind“

CDU / FDP Schwielowsee sehen Verantwortung gegenüber Landeshauptstadt

Schwielowsee - Nachdem sich in der Gemeindevertretung Schwielowsee mehrheitlich gegen die Templiner Spange ausgesprochen hat und eine örtliche Bürgerinitiative gegen die geplante Potsdamer Ortsumgehung kämpft, werden nun auch moderate Töne in der Gemeinde laut. Die Ortsverbände von CDU und FDP haben auf einer gemeinsamen Mitgliederversammlung am Donnerstagabend das Thema ausgiebig diskutiert. Quintessenz: Wenn es in den Ortsteilen zu keiner Lärmbelästigung durch den Verkehr auf der Brücke kommt, ließe sich mit der Spange gut leben.

Unter anderem Ex-Vizelandrätin Ilsemarie Schulz warb dabei für die Potsdamer Belange. Keine Landeshauptstadt sei so stark von Bundesstraßen durchzogen wie diese. „Wir profitieren touristisch von Potsdam und haben daher eine moralische Verpflichtung, für deren Probleme zumindest offene Ohren zu haben. Potsdam ist nicht der Klassenfeind“, proklamierte Schulz unter Beifall. Das Raumordnungsverfahren sei zwar zurückgezogen worden, werde aber, nachdem die Zahlen aktualisiert worden sind, neu eröffnet, gab sie sich überzeugt.

Es wurden auch Gegenstimmen laut - und die kamen aus der Landeshauptstadt selbst: „Lassen sie sich das nicht aufdrücken, sie werden ihre Region nicht wieder erkennen“, so Thomas Becker von der Bürgerinitiative für Verkehrsberuhigung in Potsdam-West. Eine nennenswerte Entlastung für den Stadt-Verkehr mit dem südlichen Havelübergang sei nicht nachgewiesen. Hans-Joachim Kursawa, Sprecher der Caputher Bürgerinitiative, argumentierte ähnlich: Die Entlastung sei gering, und dafür 180 Millionen Euro auszugeben wäre „lächerlich“.

Tatsächlich wird selbst in der Potsdamer Stadtverwaltung von nur sieben Prozent weniger Verkehr ausgegangen. Diese Zahl bestätigte Siegmar Gumz, Vorsitzender des Arbeitskreises „Verkehr Potsdam“ in der Brandenburgischen Ingenieurkammer. Allerdings beziehe die sich nur auf den Durchgangs- und nicht auf den „Quell- und Zielverkehr“.

Das griff der mittelmärkische FDP-Chef Rolf Hermann Löhr auf: „Die Einwohnerzahl im Kreis wird um 40 000 steigen, und diese Menschen fahren nach Potsdam und Berlin zur Arbeit.“ Die FDP hatte daraufhin den Vorschlag unterbreitet, die ohnehin kaum genutzte Eisenbahnbrücke über den Templiner See abzureißen und an deren Stelle die Spange zu bauen. Mit ausreichenden Lärmschutzwänden, so die Meinung, könne es sogar noch ruhiger als bisher werden.

Erich Vad, Vorsitzender der örtlichen CDU, ging noch weiter und forderte die Verlängerung der Spange durch den Kunersdorfer Forst zwischen Potsdam und Michendorf nach Nuthetal. „Mit einer Weiterführung bis zur Avus wäre das eine super Lösung.“ Die momentane Variante, welche den Verkehr zurück in die Stadt auf das Leipziger Dreieck führt, mache wenig Sinn.

Neue Vorschläge zur Streckenführung gibt es auch seitens der Ingenieurkammer: So sollten die Bundesstraßen neu organisiert und aus Potsdam heraus verlegt werden. Die B2 würde demnach über die Havelspange verlaufen, westlich an Golm vorbeigehen und über den Schlänitzsee nach Fahrland führen. Die B 1 hingegen verläuft auf dem Plan in Potsdam über Nuthestraße und Friedrich-List-Straße bis nach Templin, hier über die Spange und führt durch den Wildpark bis ins nördliche Werder. Quasi ein Potsdamer Ring im Berliner Ring, meinte ein Teilnehmer.

Die Gefahr, dass auf diesem Wege Laster den Berliner Ring abkürzen würden, sah Gumz nicht. „Im Transportgeschäft zählt Zeit, die wird hier nicht gewonnen.“ Bereits mit der Maut-Einführung habe sich in Potsdam kein zusätzlicher Verkehr bemerkbar gemacht. Die Polizei Werder sieht es etwas anders: Die Zunahme von Lkw-Unfällen im Wachenbereich lasse deutliche Rückschlüsse auf Maut-Flüchtlinge zu, hieß es jüngst. Thomas Lähns

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false