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Von Thomas Lähns: Treffpunkt Supermarkt

Hol- und Bring-Service von Edeka erleichtert Einkauf für Senioren / Kinder erhalten Ernährungsberatung

Michendorf - Michendorfs Senioren haben ein neues Hobby: Einkaufen. Das geht in der Großgemeinde besonders kundenfreundlich: Man kann sich von der Haustür abholen lassen, ein Kleinbus fährt zum Supermarkt und nach dem wöchentlichen Einkauf wieder nach Hause. Anbieter dieses seltenen Services ist die örtliche Edeka-Filiale von Silke Bogisch. Der Markt in der Luckenwalder Straße hat eine ganz eigene Antwort auf den demographischen Wandel gefunden – und bildet wohl auch darüber hinaus eine Oase in der vielzitierten „Servicewüste Deutschland“.

Laut Schätzungen des Seniorenbeirates der Gemeinde ist rund ein Viertel der Michendorfer älter als 60 Jahre. Die Wilhelmshorsterin Ruth Mischok ist eine von ihnen. In ihrem Ort gibt es keinen Lebensmittelmarkt, und wenn sie früher niemand aus der Familie fahren konnte, musste sie sich ein Taxi nehmen. „Das war sehr teuer, zwölf Euro musste ich für die Fahrt bis nach Michendorf zahlen.“ Für den Hol-und-Bring-Service von Edeka trägt sie nur die reinen Spritkosten von drei Euro. Sie sei froh, sich nun jede Woche völlig unabhängig mit Lebensmitteln versorgen zu können. Ähnlich geht es Ingeborg Steinbach, die zwar in Michendorf wohnt, die schweren Einkaufstaschen aber nicht bis nach Hause tragen kann. „Früher hat mein Sohn für mich eingekauft, der wohnt aber mittlerweile in England“, berichtet sie.

Ältere Menschen würden sich oft scheuen, andere um Hilfe zu bitten, weiß Marktleiterin Silke Bogisch auch aus ihrer eigenen Familie. Ihre Großmutter sei selbst im Winter mit dem Rad losgefahren. Und wenn Rentner den Linienbus nehmen, müssten sie immernoch die Tüten tragen. Das übernimmt nun Markt-Mitarbeiter Herbert Böhme. Auf seinen morgendlichen Touren liefert er nicht mehr nur Lebensmittel an Privat- und Geschäftskunden aus, sondern holt ältere Menschen oder welche ohne Führerschein aus den Michendorfer Ortsteilen und sogar aus den Nachbargemeinden ab. Per Fax oder Telefon muss man sich nur in der Vorwoche anmelden. Insgesamt 26 Leute chauffiert er schon.

Die Fahrten selbst haben für die Passagiere Erlebnischarakter: „Die Senioren freuen sich, wenn sie mal ein Wort los werden. Wir erfahren dabei so manche Lebensgeschichte“, sagt Silke Bogisch, denn die Leute werden nicht schnell durch den Laden geschickt, um den Einkaufswagen zu füllen, sondern können in Ruhe stöbern. „Das kann durchaus mal zwei Stunden dauern“, sagt die junge Chefin. Viele Senioren hätten sich auch untereinander mittlerweile gut kennengelernt oder bereits Freunde zum Mitfahren gewinnen können.

Bogisch gehe es mit dem Service nicht um einen Wettbewerbsvorteil, auch wenn es im Einkaufs-Mekka-Michendorf insgesamt fünf Supermärkte gibt. „Wir haben ein anderes Sortiment als die Discounter.“ Vielmehr wolle die Michendorferin mit ihrem Markt Teil des gesellschaftlichen Lebens im Ort sein. Auf diesem Wege sind bereits andere Ideen zustande gekommen, zum Beispiel der Ernährungsservice für Kinder: Seit einem dreiviertel Jahr kommen die Knirpse aus den Kitas und Schulen der Gemeinde hierher und erfahren von Maskottchen „Eddi“ alles über gesundes Essen. Silke Bogisch hat die Idee der Edeka-Zentrale erweitert: „Die Kinder dürfen danach Lebensmittel in den Wagen packen und sich sogar hinter die Kasse setzen. Danach wird ausgewertet, wie gesund der Einkauf ist.“

Auch die Idee vom Hol-und-Bring-Service entstand vor Ort: Die Mitarbeiter hätten vorgeschlagen, einen Lebensmittelwagen auf die Dörfer zu schicken, um dort das Nötigste zu verkaufen. „Dann hätten wir die Ware aber teurer machen müssen“, so Bogisch. Ihre Variante soll nun Schule machen: Edeka-Filialen in Joachimsthal (Barnim) und in Schönwalde (Havelland) haben bereits nach den ersten Erfahrungen gefragt.

Anmeldung unter Tel. (033 205) 25280

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