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Potsdam-Mittelmark: Waldgemeinde ohne Bäume?

In Bergholz-Rehbrücke sorgen sich viele ums Ortsbild Um Einfluss auf das Baugeschehen zu bekommen, fehlen aber Satzungen

In Bergholz-Rehbrücke sorgen sich viele ums Ortsbild Um Einfluss auf das Baugeschehen zu bekommen, fehlen aber Satzungen Nuthetal - Es ist nur ein Bauprojekt, das gerade in Bergholz-Rehbrücke ansteht, eins von vielen – aber es offenbart ein grundsätzliches Problem der Gemeinde. Es fehlen Möglichkeiten der Einflussnahme auf das, was Bauherren und Investoren wollen. In diesem Fall hatte der Ortsentwicklungsausschuss die Planung an der Arthur-Scheunert-Allee/Ecke Luchgraben als zu kleinteilig empfunden: gleich drei Häuser will der Investor auf dem Grundstück errichten. Die Folgen der Entwicklung hält Bauamtsleiter Torsten Zado aber für weitreichender: „Die Dramatik liegt darin, dass das Grün im Ort durch Bebauung verschwindet.“ Zado schreckt auch nicht vor Übertreibungen zurück, um sein Anliegen deutlich zu machen: „Irgendwann sieht es hier aus wie in der Sahara.“ So weit will zwar der Baumschutzbeauftragte Detlef Pfannschmidt nicht gehen. Aber ihm macht die Tendenz zu immer kleineren Grundstücken Sorge. Die Bauherren würden nach möglichst kostengünstigen Lösungen streben: „Aber auf die Grundstücke, die so entstehen, passt kein Großbaum mehr drauf.“ Auf diese Weise werde die Nuthetaler Baumschutzsatzung quasi außer Kraft gesetzt. Denn die schreibt bei Fällungen Ersatz vor. Pfannschmidts Vorhersage: Rehbrücke werde ein „Ort mit Bäumen“ bleiben, aber keine Waldsiedlung. Wobei er auch das Rehgrabengebiet als Beleg für diese Entwicklung anführt. Eine positive Wirkung der Baumschutzsatzung sieht er aber trotzdem. Viele Leute würden wegen des Grüns in den Ort ziehen, aber keine Bäume auf dem eigenen Grundstück wollen. Denn die würden Laub oder Nadeln verlieren, Schatten werfen und Arbeit machen. Ohne die Satzung fürchtet er einen noch viel deutlicheren Kahlschlag. Die grundsätzliche Diagnose, dass der Baumbestand gefährdet ist, wird auch in der Gemeindevertretung geteilt. Volker Traberth von der CDU sieht den Grund dafür im Fehlen von entsprechenden Satzungen. Ohne die werden die Entscheidungen von der Belziger Bauaufsicht getroffen. Die Gemeinde kann allenfalls auf den Paragrafen 34 der Bauordnung pochen, der vorschreibt, dass Gebäude sich in die Umgebung einpassen müssen, laut Gerhard Kruspe (SPD) „ein Gummiparagraf“. Nur mit gültigen Bebauungsplänen hätte die Gemeinde Einfluss auf Genehmigungsverfahren. Darin könnte zum Beispiel eine Mindestgröße für Grundstücke formuliert werden. Eine Diskussion darüber hat es bereits gegeben. Allerdings ist auch dieses Vorhaben wie so viele andere in den vergangenen Jahren am fehlenden Geld gescheitert. Auf rund 20000 bis 25000 Euro beziffert Volker Traberth die Summe, die damals veranschlagt wurde. Die Diskussion müsse aber in absehbarer Zeit noch einmal geführt werden. Dafür wiederum liefert auch das Grundstück am Luchgraben ein Beispiel. Der Investor will es aufteilen und drei Einfamilienhäuser errichten. Dazu Torsten Zado: „Das ist verdammt eng und nicht unbedingt ortstypisch.“ Deshalb hat der Ortsentwicklungsausschuss das Vorhaben abgelehnt – und ist von Belzig überstimmt worden, das vor kurzem drei Baugenehmigungen erteilt hat. Anders an der Ecke Friedenstraße/Alice-Bloch-Straße. Auch hier wollte derselbe Investor drei Häuser errichten, aber auf einem deutlich kleineren Grundstück. In diesem Fall hat Belzig die Zustimmung bisher versagt. Volker Eckert

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