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Potsdam-Mittelmark: Warten auf die Mühlenbewohner

Kabel-eins-Projekt am Zernsee abgeschlossen / Ferien-Mühle wird am 1. Juni an Zuschauer verlost

Werder - Das wohl sonderbarste Wohnbauprojekt in der Blütenstadt ist nun abgeschlossen: Unter den Augen der Fernsehkameras wurden in der Kabel-eins-Mühle am Zernsee am Sonnabend noch die letzten Schrauben eingedreht und die Möbel zurechtgerückt. Die insgesamt 200 Handwerker haben damit den straffen Bau-Zeitplan von nur neun Wochen eingehalten. Am 1. Juni läuft die letzte Folge der Reihe „Vier Flügel, Küche, Bad“ im Abendprogramm. Dann soll das 18 Meter hohe Gebäude mit 200 Quadratmeter Wohnfläche an das Publikum verlost werden.

In der seit Anfang April ausgestrahlten Serie haben die Zuschauer bundesweit das Projekt begleitet und Woche für Woche über die Inneneinrichtung abgestimmt. Das Ergebnis klingt wie eine Zukunftsvision: Ein voll technologisiertes Haus mit dem Äußeren einer Holländer-Windmühle. Auf den Flügeln befinden sich Kollektoren für eine Photovoltaik-Anlage, spezielle Dämmungen lassen die Wärme im Sommer draußen und im Winter drinnen. In fast jedem Raum befinden sich Fernseh-Monitore. Einer ist in die Dunstabzugshaube in der Küche, ein weiterer in den Spiegel im Wellness-Raum eingebaut worden.

Das Mühlen-Motiv zieht sich in Form von Zeichnungen und Dekorationen durch das ganze Haus. Im Wohnzimmer lässt sich auf Knopfdruck Kinoatmosphäre schaffen: Eine Leinwand fährt herunter und das Licht verdunkelt sich wie von Geisterhand. Die unter der Decke liegenden Boxen stellen so manche Disco-Anlage in den Schatten. Im Schlafzimmer gibt es eine Badewanne. Das Gehirn des Gebäudes befindet sich im Erdgeschoss: Ein Technikraum voller Sicherungen und Steuerelemente, die allesamt an das Rechenzentrum eines militärischen Komplexes erinnern.

„Ich habe hier gelernt, dass das Unmögliche möglich ist“, sagt Ronny Meier. Als quirliger und immer fröhlicher Bauleiter dürfte der 42-Jährige den Fernsehzuschauern längst bekannt sein. Er begutachtet am Sonnabend noch einmal das Gesamtwerk, schüttelt Hände und nimmt Glückwünsche entgegen. Kollegen und Nachbarn pendeln staunend zwischen den Räumen, im drehbaren Panoramazimmer unter dem Dach wird Sekt ausgeschenkt. Die Vernissage hat den Beigeschmack von Abschied, denn ein Folgeprojekt existiert bislang erst in den Köpfen – noch nicht auf Verträgen.

Meier blickt auf die vergangenen Wochen zurück: „Wir hatten alle sehr viel Spaß, die Atmosphäre war toll.“ Er lobt das Zusammenspiel der vielen Handwerker, gern hätten alle Tag und Nacht gearbeitet. Die energie-autarke Bauweise – die Mühle ist nicht auf das Versorgungsnetz angewiesen – hält er für richtungweisend. „Eigentlich braucht unser Alt-Kanzler seine Gaspipeline gar nicht weiterzubauen“, sagt Meier lachend.

Architekt Michael Rebholz ist ebenfalls mit dem Ergebnis zufrieden. Normalerweise müsse ein Planer immer auf den Baufortschritt reagieren können, doch bei dem Projekt in Werder mussten in Anbetracht der kurzen Zeit von vornherein Spielräume gelassen werden. „Darin bestand die große Herausforderung.“ Der Fernsehsender Kabel eins habe für den Bau die besten Firmen herangeholt, übrigens auch aus Brandenburg. „Es waren Spitzenleute, mit denen man alles bis ins kleinste Detail besprechen konnte.“ Die Baukosten der Mühle schätzt er auf 450 000 Euro. Rebholz“ Büro hat Erfahrung mit außergewöhnlichen Projekten, zurzeit plane man ein Hotel im Pop-Art-Ambiente.

Während die Gerüste und die Kameras mittlerweile abgebaut sind, wartet man in Werder nun gespannt auf die neuen Nachbarn.

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