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Unternehmensgründerinnen Katja Hanack (links) und Dagmar Köhler-Repp fühlen sich wohl in der Region. Doch für ihre Arbeit brauchen sie Räume.

© Andreas Klaer

Büros und Labore fehlen: Kein Platz für Biotech-Unternehmen

140 Unternehmen, 28 Forschungs- und Bildungseinrichtungen: im Bereich der Gesundheitswirtschaft ist die Region in und rund um Potsdam gut ausgestattet. Es sollen mehr kommen. Aber wohin?

Katja Hanack und ihr Team sind auf der Suche nach einem neuen Standort. Ende 2024 muss die Uni-Professorin mit ihren fünf Mitarbeitenden aus den jetzigen Räumen in der Uni Potsdam mit ihrem Biotech-Unternehmen ew/era/mabs ausziehen. Neue Räume fehlen noch. Hanack möchte in der Region bleiben, da auch ihre Mitarbeitenden hier inzwischen verwurzelt sind.

Aber die Frage ist, wohin? Freie Flächen für Büros und Labore sind in und rund um Potsdam schwer zu finden. Oder, wie Götz von Arnim vom Technologie- und Gründerzentrum Potsdam-Mittelmark (TGZ) sagt: „Das ist richtig Mangelware“.

Hanack hat in ihrem Labor ein Verfahren entwickelt, das hilft, Antikörper schneller herzustellen. Mit solchen Antikörpern lassen sich Krankheiten wie Corona nachweisen oder in der Therapie bei Immunschwäche anwenden. Bei der Herstellung sei die Schnelligkeit wichtig, sagt die Biologin. „Was normalerweise zwölf Monate dauert, können wir in zwei bis drei Monaten herstellen.“

Kampagne soll mehr Biotech-Unternehmen locken

Hanack ist gemeinsam mit der Mikrobiologin und Gründerin Dagmar Köhler-Repp Botschafterin für die Marketing-Kampagne „Mehr Zukunft Potsdam/Potsdam-Mitelmark“ der Wirtschaftsförderung von Potsdam sowie der von Potsdam-Mittelmark. Die Kampagne hat zum Ziel, neue Biotechnologie-Unternehmen in die Region zu holen und sie untereinander zu vernetzen. Die Wirtschaftsförderungen helfen den Unternehmen, Standorte zu finden, bieten digitale Community-Treffen und Fachveranstaltungen an.

2015 ging die Kampagne an den Start. Am Donnerstag stellten die Fachbereiche von Stadt und Kreis im Rahmen des neuen Online-Auftritts die zwei Botschafterinnen im Digitalwerk in Werder (Havel) vor. Auf der Seite ist eine Karte, auf der Unternehmen, Kliniken, Bildungs- und Forschungseinrichtungen der Gesundheitswirtschaft angezeigt, Veranstaltungen gelistet und Akteure vorgestellt werden. Am Nachmittag war die Seite vorübergehend offline.

Eine Untersuchung unter einem Mikroskop.

© imago images/Westend61/Andrew Brookes

Dagmar Köhler-Repp, die vorher mit einem Biotech-Unternehmen im Potsdamer Science Park ansässig war und nach dem Unternehmensverkauf ein neues gründete, hat Räume in Werder (Havel) gefunden. „Das war nicht leicht, etwas zu finden“, berichtet sie. 22 Mitarbeitende beschäftigt Köhler-Repp in ihrem Unternehmen Invac am Standort Werder. In Polen sind es noch einmal 18.

Invac hat sich auf die Diagnostik und Bekämpfung bakterieller Infektionskrankheiten bei Nutztieren spezialisiert. In den Laboren werden Impfstoffe für die Tiere hergestellt. Auch einem Elefanten im Berliner Zoo gab Köhler-Repp mal einen Impfstoff. Meist gehe es bei ihr aber um Geflügel, Schwein und Rind. Noch entwickelt das Unternehmen keinen Impfstoff für die Afrikanische Schweinepest oder die Vogelgrippe. „Das ist aber Zukunftsmusik“, sagt Köhler-Repp. Mit den Ergebnissen ihres Labors könnten Infektionskrankheiten zurückgedrängt werden.

Wo ist noch Platz?

Nach Angaben der Stadt Potsdam gibt es Wartelisten. „Die Häuser sind alle ausgelastet“, sagt Stefan Frerichs, Leiter der Wirtschaftsförderung Potsdam. Die Büro- und Laborgebäude „Go:In 1“ und „Go:In 2“ seien zu mehr als 70 Prozent voll. Man setze auf die privatwirtschaftlichen Immobilienanbieter. Dazu zählt das „Quadratum“ in Golm, wo ebenfalls Büro- und Laborflächen entstehen.

Das Kompetenzzentrum für Biomaterialien SEE:LAB in Teltow-Seehof ist zu 55 Prozent ausgelastet, sagt von Arnim vom TGZ. Es gebe viele Anfragen. 250 Quadratmeter Gewerbefläche seien noch in Teltow frei. „Dann muss man schon nach Berlin gehen“, sagt er. Von Arnim sieht den Bedarf. „Wir können nicht Firmen ranholen, die wachsen und dann weggehen.“ Es gebe freie Gewerbeflächen, beispielsweise in Richtung Beelitz. Aber dort müssten erst einmal Büro- und Laborräume geschaffen werden.

Biologin Katja Hanack schaut sich auch in den USA nach Laboren um. Dort gebe es Labore, bei denen die für das Verfahren notwendigen Geräte gleich mit vermietet würden. Den Produktionsstandort würde sie gerne in der Region halten, wenn sich ein geeigneter Standort findet.

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