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Potsdams neue Mitte am Alten Markt. Dort wohnt Olaf Scholz (SPD).

© Andreas Klaer

Versuchter Einbruch in Potsdam: Mann mit Halloween-Maske in Scholz-Wohnblock eingedrungen

Der verkleidete Mann hat sich Zugang zu dem Mehrfamilienhaus verschafft. Der gescheiterte Einbrecher ist flüchtig. Es war nicht der erste Einbruch in einem Kanzler-Wohnhaus in Potsdam.

| Update:

Auf Bildern der Überwachungskamera sieht es nach einer Halloween-Verkleidung aus: Ein Mann mit Maske ist in Potsdam in einen Gebäudekomplex eingedrungen, in dem auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wohnt. Das bestätigt die Potsdamer Polizei. Gelungen ist der Einbruch nicht. Bei dem Versuch, in eine Wohnung in dem Haus einzudringen, sei der Mann am Sonntagabend bemerkt worden und geflüchtet. Zuerst hatte der „Spiegel“ berichtet.

Scholz selbst war während der Tat nicht in seiner Potsdamer Wohnung, sondern verhandelte in der Sitzung des Koalitionsausschusses im Kanzleramt. Nach ersten Erkenntnissen gehe man nicht davon aus, dass sich der Einbruch gezielt gegen Scholz gerichtet habe, sagte eine Polizeisprecherin.

Zum Geschehen in dem Gebäudekomplex am Alten Markt in der historischen Potsdamer Innenstadt macht die Polizei detaillierte Angaben. So seien die „Mieter einer Wohnung“ am Sonntagabend „sehr heftig erschrocken“, weil sie „kratzende Geräusche an der Wohnungstür“ gehört hätten. Daraufhin seien sie in den Flur getreten, als plötzlich „die Wohnungstür durch einen unbekannten Mann von außen geöffnet“ worden sei.

Polizei suchte den Einbrecher, fand ihn aber nicht

Der Einbrecher, der eine „Art Karnevalsmaske“ trug, habe die Anwesenheit der Bewohner bemerkt und sei sofort „in eine unbekannte Richtung“ geflüchtet. Die Polizei suchte den Mann mit der Maske im Umfeld des Kanzler-Wohnhauses, konnte ihn aber nicht finden.

Bilder der Videoüberwachung der Wohnungstür zeigen laut Polizei einen „dunkel bekleideten Mann“ mit Maske auf dem Gesicht. Auf dem Bild, das der „Spiegel“ aus privater Quelle zeigt, scheint es sich um eine „Anonymus“-Maske zu handeln. Außerdem trägt der Mann einen Hoodie, Handschuhe und eine Stirnlampe. Wie der Einbrecher in das Mehrfamilienhaus gelangen konnte, dazu ermittelt die Polizei. Laut „Spiegel“ seien die Sicherheitsvorkehrungen für die Kanzler-Wohnung verschärft worden. Die Potsdamer Polizei wollte dies nicht kommentieren.

Olaf Scholz und Britta Ernst in Potsdam.
Olaf Scholz und Britta Ernst in Potsdam.

© Andreas Klaer

Bundeskanzler Scholz wohnt gemeinsam mit seiner Ehefrau, Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD), in dem Mehrfamilienhaus in Potsdam. Das Ehepaar ist bereits einmal innerhalb Potsdams umgezogen. Als Scholz Bundesfinanzminister und Vizekanzler war, wohnte er in der Nähe der Glienicker Brücke - auch in einem Mehrfamilienhaus.

Schon 2018 wurde in Scholz-Wohnhaus eingebrochen

In eine Wohnung in diesem Haus war im November 2018 eingebrochen worden - trotz höchster Sicherheitsstufe und Objektschutz rund um die Uhr. Die Täter hatten sich gewaltsam Zutritt zu dem Apartment über der Wohnung von Scholz und Ernst verschafft. Der Schutz des damaligen Vizekanzler-Wohnhauses oblag der Potsdamer Polizei, der Hauseingang war verschlossen und wurde von Beamten beobachtet.

Schutzpersonen in einem Mehrfamilienhaus zu bewachen ist nicht optimal.

Potsdamer Polizei zum Einbruch in das Scholz-Wohnhaus 2018

Nach dem Einbruch 2018 waren die Sicherheitsmaßnahmen vor dem Haus nahe der Glienicker Brücke verstärkt worden. Die Polizisten waren von diesem Zeitpunkt an immer sichtbar vor dem Gebäude postiert. Dies war zuvor nicht der Fall. Genauso ist es nun bislang am neuen Wohnort von Scholz in der historischen Innenstadt. Dort sind gewöhnlich keine Polizeibeamte vor dem Haus zu sehen, es gibt es kein Wachhäuschen oder ähnliches. Nur bevor der Kanzler sein Wohnhaus verlässt oder betritt, ist das anders.

Polizeipanne beschäftigte das Innenministerium

2018 hatte die Polizeipanne beim Schutz von Scholz’ Wohnung auch das Brandenburger Innenministerium beschäftigt. Aus Polizeisicht sei es „nicht optimal“, eine Schutzperson in einem Mehrfamilienhaus zu bewachen, hieß es. Denn es sei für die Polizei rein rechtlich nicht möglich, alle Leute zu kontrollieren, die ins Haus wollen, um andere Mieter zu besuchen. 

Bereits 2018 wurde die Frage aufgeworfen, ob es zum Beispiel für einen Attentäter, der es auf Scholz abgesehen hat, möglich gewesen wäre, unbemerkt in das Haus zu gelangen. Ähnliche Fragen könnten sich nun wieder stellen.

Blick auf die Häuserzeile, in der auch Kanzler Scholz wohnt. Sie liegt an der Alten Fahrt in Potsdam.
Blick auf die Häuserzeile, in der auch Kanzler Scholz wohnt. Sie liegt an der Alten Fahrt in Potsdam.

© Andreas Klaer

Kurz nach dem Einzug des Paars Scholz und Ernst in eine Wohnung im obersten Geschoss des 2016 im Renaissancestil neu errichteten Palazzos in Nachbarschaft des Potsdamer Museums Barberini im Frühsommer 2021 gab es bereits Ärger mit den Nachbarn - ausgerechnet wegen der Sicherheitsvorkehrungen. Darüber hatte ebenso zuerst der „Spiegel“ berichtet.

Das Potsdamer Polizeipräsidium hatte damals ein Schreiben von Mietern des Gebäudekomplexes erhalten, in dem sie mitteilten, den mit dem Objektschutz von Scholz’ Wohnung betrauten Polizeibeamten ein Hausverbot erteilt zu haben. Einige der Gründe: Wenn sie „zur Mülltonne gingen”, hätten mitunter „zwei bewaffnete Polizisten neben ihnen” gestanden, so die Mieter. Zudem seien „Parkplätze in der Tiefgarage von den großen Limousinen der Sicherheitsleute blockiert” gewesen.

Sicherheitsleute weniger sichtbar 

Das Polizeipräsidium musste entscheiden, ob einer der gefährdetsten deutschen Politiker weiterhin optimal geschützt werden sollte – oder dessen Nachbarn vor Ungemach. Das Ergebnis der damaligen Güterabwägung: Der Objektschutz für Scholz gehe vor. Die Sicherheitsleute jedoch hielten sich etwas mehr zurück, hieß es. Sie seien im Einsatz, aber „weniger sichtbar”. Hat dies möglicherweise begünstigt, dass jetzt der Einbrecher Zutritt zu dem Gebäudekomplex erlangen konnte?

Auch eine Sicherheitsfrage rund um die Kanzler-Wohnung spielte im Sommer 2022 eine Rolle - allerdings ging es dieses Mal nicht um den Schutz durch die Polizei. Wiederum Nachbarn hatten bemerkt, dass Scholz und Ernst vertrauliche Dokumente im Müll entsorgt hatten, wie der „Spiegel“ zuerst berichtet hatte. Darunter waren unter anderem die „Kurzprofile der Partner:innen“ der Staats- und Regierungschefs des G7-Gipfels im bayerischen Elmau.

Die Potsdamer Staatsanwaltschaft hatte daraufhin einen Anfangsverdacht auf Verletzung von Dienstgeheimnissen geprüft, jedoch keine Ermittlungen aufgenommen. Der Grund: „Die uns bekannten Unterlagen“ hätten „keine Geheimnisinformationen nach Paragraph 353b des Strafgesetzbuchs beinhaltet“. 

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