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Herthas Anführer. Fabian Reese Hertha und Haris Tabakovic nach dem Spiel gegen Nürnberg.

© IMAGO/Jan Huebner

Abhängig von zwei Menatalitätspielern: Hertha zwischen Reese und Tabakovic

Bei Hertha BSC wechseln sich Fabian Reese und Haris Tabakovic mit starken Leistungen ab. Das reicht den Berlinern für große Momente, aber nicht für den großen Wurf.

Von Caroline von Molitor

Als beim Stand von 3:3 gegen den 1. FC Nürnberg am Samstagabend im Olympiastadion der Schlusspfiff ertönte, stand wieder mal ein Mann bei der Hertha im Fokus – Haris Tabakovic. Der 29-jährige Schweizer mit bosnischen Wurzeln traf im Duell gegen die Franken doppelt und brachte Hertha doch noch den letztlich verdienten Punktgewinn, nach dem es lange nicht ausgesehen hatte.

Fast eine Stunde lang war der spätere Herthaner des Abends weitgehend unauffällig geblieben. Hertha BSC lag schon 0:2 und dann 1:3 zurück und das durchaus verdient. Doch dann schlug die Stunde von Haris Tabakovic. Der 1,94 Meter große Stürmer traf per Kopf zum erneuten Anschlusstreffer, ehe er nur zwei Minuten später den Ausgleich per Elfmeter erzielte. Dann stand es plötzlich 3:3.

Der doppelte Torschütze sagte nach dem Spiel: „Die Mentalität hat gestimmt. Man muss die Mannschaft loben. Man kann sich auch aufgeben.“

Die Mentalität, die in Vergangenheit so oft bei Hertha gefehlt hat, war es nicht allein, sondern eben auch auch Haris Tabakovic, beim dem es nach einer Schwächephase nun steil bergauf geht. Er traf in den letzten vier Spielen sechsmal und führt jetzt die Torschützenliste der Zweiten Liga an. 17 Tore schoss der ehemalige Schweizer Juniorennationalspieler, der inzwischen für Bosniens Nationalteam spielt, diese Saison schon, davon traf er siebenmal als Mehrfachtorschütze. Haris Tabakovic ist der Stürmertyp, der Hertha lange gefehlt hat – wuchtig, ausdrucks- und abschlussstark.

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Tore hat Tabakovic in den jüngsten vier Spielen erzielt.

„Fluppe“, so wird er von den Hertha-Fans wohl nicht nur in Anspielung auf seinen Namen, sondern auch wegen seiner rustikalen Art liebevoll genannt, passt irgendwie zu Berlin. Haris Tabakovic kam im vergangenen Sommer von Austria Wien. Ablösesumme: 500.000 Euro. Die lag damals schon unter seinem Marktwert, und hat sich für die Berliner voll ausgezahlt.

Dabei hätte er auch in die deutsche Bundesliga wechseln können, entschied sich aber für das blau-weiße Trikot. Tabakovic erinnert mit Vedad Ibisevic auch an einen ehemaligen Hertha-Stürmer. Nicht nur, weil er auch bosnische Wurzeln hat, sondern, weil er eine ähnliche Präsenz wie Ibisevic ausstrahlt. Eine Sicherheit, die Tabakovic auch bei seinem verwandelten Elfmeter gegen die Nürnberger zeigte. Dass er diesen Elfmeter schoss, hatte er im Vorfeld abgesprochen mit Fabian Reese. Beide Herthaner wechseln sich in dieser Saison mit den Strafstößen ab.

Mal spielt Haris Tabakovic überragend, mal Fabian Reese

Man könnte meinen, sie wechseln sich auch mit ihren herausragenden Leistungen ab. Während Fabian Reese gegen Nürnberg, bis auf seine Vorlage zum 1:2, weitgehend unauffällig blieb, wurde Tabkovic diesmal zum Matchwinner bei den Berlinern. Hertha hat eben vor allem diese zwei Mentalitätsspieler, auf die häufig Verlass ist und die es braucht, um die ganze Mannschaft mitzureißen. Die Berliner haben den zweitjüngsten Kader der Liga. Gerade da sind Spieler wie Tabakovic und Reese wichtig.

Mit einem Sieg gegen Nürnberg hätte Hertha auf Platz sechs in der Zweiten Liga springen und nochmal die oberen Plätze angreifen können. Auch wenn der Abgesang nun schon seit Wochen in Dauerschleife läuft: Spätestens jetzt weiß man wohl bei den Berlinern, dass es mit dem Aufstieg diese Saison nichts mehr wird.

Das ist eben die Kehrseite des Umstandes, wenn die Verantwortung zu oft auf den Schultern zweier Spieler liegt. Da wird noch vieles wachsen müssen bei Hertha, vor allem defensiv stimmt es noch nicht.

So sagte Fabian Reese nach dem Spiel gegen die Nürnberger auf die Frage, wie ihm Herthas Auftritt gefallen habe: „Offensiv gut.“ Defensiv sah das auch gegen die Franken wieder anders aus. Das sei „ausbaufähig“, fand Reese. 46 Gegentore in 27 Spielen belegen das wohl. Nur vier Teams haben mehr Treffer kassiert in der Liga und die rangieren alle deutlich hinter Hertha in der Tabelle.

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