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Ohne Wataru Endo wäre der VfB vielleicht schon abgestiegen.

© IMAGO/Sven Simon

VfB Stuttgart im Abstiegskampf: Wataru Endo hätte was Besseres verdient

Dem VfB fehlt eine Idee, was man sein will. Der sportliche Verfall ist kaum zu stoppen. Nur zwei Spieler machen Hoffnung. Eine Analyse.

Der VfB Stuttgart bewegt sich am Abgrund. Mal wieder. Am Sonntag trifft der Traditionsverein im Heimspiel auf Bayer Leverkusen, den Klub, gegen den der VfB fast immer leer ausgeht. Es ist wie so oft: Die Schwaben durchlaufen eine Achterbahnfahrt, die meist weit unten endet. Auch in dieser Saison ist der Abstieg nah. Bei dem Verein mit der recht erfolgreichen Historie wird eifrig mit den Zeigefingern auf Schuldige gezeigt, auf die Verantwortlichen, die Mannschaft, die Trainer, die einzelnen Spieler. Auf alle.

Oft trifft der Finger aber die Trainer, weil sie die leichtesten Opfer sind. Unglaubliche 19 Trainer hat der Klub in den vergangenen zehn Jahren verschlissen. Viele Fußball- und sogar VfB-Fans haben inzwischen vermutlich vergessen, dass Leute wie Thomas Schneider oder Jos Luhukay das Team einst coachten. In der aktuellen Spielzeit war erst der einst gefeierte Pellegrino Matarazzo plötzlich zu brav, zu leise, um ein Bundesligateam anführen zu können. Seinem ambitionierten (und erfolgreichen) Co-Trainer Michael Wimmer traute man den Job ebenfalls nicht zu. Führungsstärke erhoffte man sich von Bruno Labbadia, der in taktischen Dingen den Verantwortlichen dann doch zu antiquiert schien. Jetzt sitzt Sebastian Hoeneß auf der Trainerbank.

Nach einem kurzen Zwischenhoch befindet er sich mit seiner Mannschaft wieder in der Achterbahn nach unten. Da man beim VfB schon gar nicht mehr weiß, wer alles in jüngster Vergangenheit das Profiteam schon trainiert hat, und man tatsächlich zu der Erkenntnis gereift ist, dass das Grundübel des Klubs möglicherweise nicht die Übungsleiter an der Seitenlinie sind, werden in diesen Tagen von verschiedenen Seiten vermehrt strukturelle Fragen angesprochen.

Kritik kommt vom ehemaligen Manager Horst Heldt

„Ich finde, dass der VfB Stuttgart sich in den letzten Jahren ganz viel in die Tasche gelogen hat“, sagte etwa der frühere VfB-Manager Horst Heldt beim Bezahlsender Sky. Die Verantwortlichen hätten „immer erklärt, wie toll sie sind und was für eine tolle, junge Mannschaft sie haben. Ganz viele haben das geglaubt. Das ist nicht die DNA des VfB Stuttgart“, so Heldt und ergänzte. „Die DNA des VfB Stuttgart ist es, die eigenen Talente auszubilden, in der eigenen Mannschaft spielen zu lassen und dann vielleicht irgendwann zu einem anderen Verein abzugeben“, sagte er.

Heldt, Manager der Meistermannschaft von 2007, hat damit sicher recht. Doch dürfte auch er einen Anteil an dem stetigen sportlichen Verfall des Klubs haben. Als die Stuttgarter noch in der Champions League auftraten und viel Geld in die Kassen des Vereins floss, gab Heldt dieses mit vollen Händen für viele Flops aus. Der Verein für Bewegungsspiele bewegt sich immer langsamer.

Das dürfte auch daran liegen, dass die Entscheidungsgremien des VfB ziemlich ausgefranst sind. Jeder will mitschwätzen. Heraus kommen oft schale Kompromisse, am Schlimmsten aber für den Verein ist: Auf eine Idee, was der VfB sein will, können sich die vielen Menschen in den verantwortlichen Positionen nicht einigen.

Die Hoffnung indes stirbt zuletzt. Ein paar Fußballer geben Anlass dafür. Als da wären Serhou Guirassy oder Wataru Endo. Guirassy ist ein abgezockter Torjäger, der schon bei etlichen Top-Klubs gehandelt wird. Kapitän Endo kann im Grunde alles, eine Mannschaft führen, Zweikämpfe gewinnen und manchmal auch Tore schießen. Viele Beobachter fragen sich, warum ein Fußballer wie er überhaupt noch für den VfB spielt. Er hätte was Besseres verdient.

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