zum Hauptinhalt

Sachsen: Am Himmel gegen Hooligans

Die Polizei zieht im Kampf gegen Hooligans nun Kriegsgerät hinzu. Drohnen sollen Schläger in Sachsen identifizieren.

Berlin - Im Kampf gegen die sächsische Hooliganszene setzt die Polizei jetzt auf Kriegsgerät. Wenn die Schläger vor Stadien und in Innenstädten wüten, wollen die Fahnder in Zukunft eine sogenannte Drohne in die Luft schicken. Leise soll dieses unbemannte Flugobjekt am Himmel schwirren, prügelnde Schläger filmen und somit der Polizei bei der Identifizierung der Straftäter helfen. Das Flugzeug kostet 65 000 Euro. „Wir meinen es ernst“, sagte ein Sprecher des sächsischen Innenministeriums dem Tagesspiegel. Die Drohne gegen Hooligans sei „kein blinder Dummy“, der nur zur Abschreckung am Himmel kreise, sondern werde mit modernster Videotechnik ausgerüstet. Für das technische Zubehör macht der Freistaat Sachsen noch einmal 300 000 Euro locker. „In der Rückrunde wollen wir die Drohne einsetzen“, sagte der Sprecher. Also in fünf Wochen.

„Anhand der Bilder können Randalierer künftig schneller überführt werden“, erklärte Innenminister Albrecht Buttolo (CDU). Die Randale bei regionalen Fußballspielen schade schließlich dem Ruf Sachsens und liefere „ein verheerendes Bild“ für potenzielle Urlauber. Die Bürger hätten kein Verständnis dafür, dass teilweise mehr als tausend Polizisten ein einziges Spiel absichern müssten.

Zwar gibt es auch jetzt schon bei Schlägereien spezielle Polizeieinheiten, die mit kleinen Kameras ausgestattet sind. Oft können diese jedoch die wütenden Schläger nicht aus nächster Nähe filmen, weil die Polizisten sofort selbst attackiert werden. Eine Drohne jedoch wird wohl kaum ein Hooligan mit einer Bierflasche vom Himmel holen können. Wie niedrig diese Mini-Aufklärer fliegen müssen, um detaillierte Bilder – von den meist Vermummten – schießen zu können, konnte der Sprecher nicht sagen. Ebenso unklar ist, ob sie in der Dämmerung erkenntnisreiche Fotos schießen können. Auf alle Fälle wird die Drohne unbewaffnet sein.

Immer wieder kommt es in Sachsen zu Ausschreitungen, nicht nur bei Ligaspielen. In Leipzig wurde vor Kurzem eine Feier von rivalisierenden Fans brutal überfallen. Und am vergangenen Wochenende wurden Polizisten nach einem Hallenturnier auf dem Bahnhof Dresden-Neustadt mit Schottersteinen und Flaschen beworfen, nachdem die Beamten einschreiten wollten, weil Bierkästen vor fahrende Züge geworfen wurden. Drei Polizisten wurden verletzt.

In den Dateien der sächsischen Fahnder sind 500 Männer registriert. Sie werden in der „Kategorie C“ geführt und gelten als „gewaltsuchend“. Die meisten Hooligans in Sachsen gehören zum Umfeld der Klubs Lokomotive und Sachsen in Leipzig (170), es folgen Dynamo Dresden (100), Erzgebirge Aue (60) sowie Zwickau (40) und Chemnitz (40). In welcher Stadt jetzt die fliegende Kamera stationiert werden soll, „verraten wir aber nicht“, sagt der Ministeriumssprecher.

Im Land hat sich eine radikale Szene etabliert, die nach Erkenntnissen von Fahndern auch bei Länderspielen gewütet hat. Bundesweit gehören rund 3500 Männer zur „Kategorie C“, in Berlin sind es knapp 300. „Drohnen wollen wir jedoch nicht anschaffen“, sagte eine Sprecherin von Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD). Man setze auf die Spezialpolizisten der „Ermittlungsgruppe Hooligan“, die „ihre Pappenheimer persönlich kennen“.

Sachsens Innenminister Buttolo hat immerhin nicht nur Geld für Polizeiausrüstung übrig. Die sächsischen Fanprojekte erhalten nach jahrelangen Sparmaßnahmen in diesem Jahr 300 000 Euro für Sozialarbeit. Sie sollen sicherstellen, dass aus jungen Fans nicht erst Schläger werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false