zum Hauptinhalt
Alexander Zverev hat sich in dieser Saison spielerisch nicht weiterentwickelt.

© Reuters

ATP-Finals in London: Alexander Zverev ist zurück am Ort seines größtes Triumphs

Das Jahr 2019 war kein gutes für Alexander Zverev. Bei den ATP-Finals in London hat er nun immerhin noch die Chance auf ein versöhnliches Saisonende.

Nach London kehrt Alexander Zverev immer wieder gern zurück – besonders im November. Dann treffen sich die besten acht Tennisspieler des Jahres zum Saisonfinale in der Multifunktionsarena in Greenwich. 2018 erlebte der Deutsche hier die bisherige Sternstunde seiner Karriere und holte sich den Turniersieg. „Es war etwas ganz Besonderes, letztes Jahr zu siegen. Ich habe die Nummer eins und zwei der Welt geschlagen, es war der bisher größte Titel meiner Karriere“, erinnerte sich der 22-Jährige bei der Auslosung der Gruppen am Dienstag. Dabei zog er sich selbst mit Rafael Nadal, Daniil Medwedew und Stefanos Tsitsipas durchaus harte Gegner. Andererseits, so Zverev, „gibt es hier keine leichten Matches.“

In seinem ersten Spiel trifft er am Montagabend (21 Uhr, live bei Sky) auf Rafael Nadal, gegen den er bisher noch nie gewonnen hat. Der spanische Weltranglistenerste wiederum konnte noch nie bei den ATP-Finals triumphieren, zumindest in dieser Hinsicht hat Zverev Nadal etwas voraus. Und wie fit der Mann aus Mallorca tatsächlich ist, bleibt abzuwarten. In Paris-Bercy zog er vor dem Halbfinale wegen einer Bauchmuskelzerrung zurück. Ob er wirklich in London spielen kann, war eine der meistgestellten Fragen in der Woche vor dem Turnier.

Vielleicht hat auch Zverev selbst darüber nachgedacht, andererseits hatte er in den Tagen vor dem ersten Match auch mal Zeit für ein paar andere Dinge als Tennis. Am Dienstag besuchte er das Fußballspiel in der Champions League zwischen Chelsea und Ajax und wurde beim 4:4 bestens unterhalten. Am nächsten Morgen traf er sich dann mit Andreas Mies zum Frühstück in der Stadt. Sein deutscher Tenniskollege tritt in London ebenfalls bei den ATP-Finals und hofft in der Doppelkonkurrenz gemeinsam mit Partner Kevin Krawietz auf einen herausragenden Saisonausklang.

Mies und Krawietz haben Zverev etwas voraus, das Duo gewann im Juni bei den French Open einen Grand-Slam-Titel. Später schafften sie bei den US Open auch noch den Einzug ins Halbfinale. „Es ist Wahnsinn, was in diesem Jahr alles passiert ist. Dass wir jetzt hier bei den besten Acht dabei sind, ist einfach unglaublich“, sagte Mies.

Gleiches lässt sich für Alexander Zverev nicht unbedingt behaupten. Für seine Teilnahme in London musste er lange kämpfen, er hatte sie auch ein bisschen der schwächelnden Konkurrenz in der erweiterten Weltspitze zu verdanken. „Ich hatte ein schwieriges Jahr. Aber ich habe es geschafft, mich zu qualifizieren und bin sehr, sehr glücklich, hier zu sein“, sagte er. Anders als Mies/Krawietz verdankte er die Qualifikation aber nicht besonders guten Leistungen bei den Grand Slams, in dieser Hinsicht hinkt Zverev immer noch seinen eigenen Ansprüchen hinterher. Mehr als das Viertelfinale hat er bei den vier wichtigsten Turnieren des Jahres noch nie erreicht. Auch deshalb muss er sich immer wieder Kritik gefallen lassen.

Zverevs Beliebtheitswerte halten sich in Grenzen

Gerade in Deutschland halten sich seine Beliebtheitswerte weiterhin in überschaubaren Grenzen. Dass er das durchaus wahrnimmt, erzählte er kürzlich im Interview mit dem Schweizer Tagesanzeiger: „Ich möchte schon, dass man mich mag. Aber es ändert nichts an meinem Weg.“ Dieser Weg war 2019 gespickt mit Hindernissen: Schlammschlacht mit dem früheren Manager Patricio Apey, Trennung von Berater Ivan Lendl und das Ende der Beziehung mit seiner Freundin – all das muss ein junger Mann erst einmal verkraften. Zumal Vater und Trainer Alexander senior im Frühjahr auch noch länger im Krankenhaus behandelt werden musste.

Nun versucht Zverev, die durchwachsene Saison in London zu retten, um mit neuem Schwung ins Jahr 2020 zu starten. Inzwischen ist er allerdings nicht mehr der einzige Jungstar, der Anstalten macht, die Dominanz von Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic zu brechen. 2018 war Zverev der Jüngste und einer von nur drei Spielern unter 30 im Starterfeld der ATP-Finals. Diesmal sind fünf Spieler in den Zwanzigern, und Vorrundengegner Tsitsipas ist sogar noch ein Jahr jünger als der Deutsche.

Tsitsipas hat wie der 23-Jährige Medwedew in dieser Saison einen großen Schritt nach vorn gemacht, während Zverev bestensfalls stagnierte. Rückschläge sind in der Entwicklung eines Profisportlers normal. In dieser Saison agierte Zverev auf dem Platz oft zu vorhersehbar, wurde passiv und fabrizierte zu viele Fehler. Wenn er auch künftig als Tennisprofi im November nach London zurückkehren will, muss er wieder zulegen. Die ATP-Finals in den kommenden Tagen könnten für ihn dieser Hinsicht ein neuer Anfang sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false