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Auslaufen mit Lüdecke: Hamburg, ich bin bereit

Unser Kolumnist erfreut sich an der spektakulären Bundesliga. Nebenbei bietet er sich als Spieler in Paderborn und als Trainer in Hamburg an.

Es ging schon Anfang der Woche los. Was für ein Spektakel! Marco Reus verlängert seinen Vertrag in Dortmund! Er hätte woanders viel Geld verdienen können. Sehr viel Geld. In Spanien. In England. Oder sonstwo. Aber sein Herz war stärker. Es sagte ihm : „Bleib in Dortmund und nimm nur 40 Millionen.“ Für vier Jahre. Das war eine echte Sensation und ist auch gebührend gefeiert worden. Endlich siegt hier mal nicht diese verdammte Mitnahme- und Söldnermentalität. Sondern der Fußball findet in aller Bescheidenheit einen direkten Weg zurück zu den Ursprüngen. Und das mit Führerschein!

Ich bin ja aus demselben Holz geschnitzt. Ich würde auch nach Paderborn gehen, zum Beispiel. Für – sagen wir – zehn Millionen. Sogar fünf Jahre lang. Aber mich fragt ja keiner.

Jedenfalls, Reus gewann mit Dortmund, erzielte ein Tor und gab eine sensationelle Torvorlage mit dem Außenrist. Da passte alles.

Bei Hamburg passte auch alles. Vor allem ins Tor. Die Hamburger taten richtig was für ihr Torverhältnis. 0:8 verloren sie in München. Die Hamburger sind entsetzt, weil sie vor zwei Jahren nur 2:9 verloren. Und nun das. Trainer Zinnbauer meinte, man müsse sich bei den Fans entschuldigen. Also bei mir muss er sich nicht entschuldigen. Ich bin auch Fußballfan und freue mich über jedes Spektakel.

Also fast jedes. Bayerns Trainer Pep Guardiola war übrigens der Ansicht, seine Mannschaft hätte „gut“ gespielt. Ja, doch. Kann man sagen. Die Experten, die letzte Woche noch meinten, Bayern sei in der Krise, finden das jetzt insgesamt nicht mehr so.

Ein weiteres Spektakel ereignete sich in Leverkusen. Dort verlor die eine Werkself (Leverkusen) gegen die andere (Wolfsburg) fast mit einem Handballergebnis 4:5 in letzter Sekunde. Ein grandioses Spiel, ein Spieler schoss drei Tore (Son) eine anderer sogar vier (Dost)! Die Mannschaft der Stunde aber: Werder Bremen! Für viele Experten war das ein sicherer Abstiegskandidat. Dann entlassen sie den Trainer und gewinnen fünf (!) Spiele in Folge. Unglaublich. Ein Effekt, auf den insgeheim auch ein Klub aus einer anderen großen Stadt hofft....

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt bei uns jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.
Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt bei uns jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

© Zeichnung: Tsp

Es ist fast so, als wollte uns die Saison an diesem Spieltag etwas mitteilen. Nämlich: Eine Meisterschaft ohne Meisterschaftskampf kann interessant und packend sein. Hätte ich ehrlich gesagt auch nicht gedacht. Geht aber. Stand jetzt sieht es so aus: Der Meister steht fest. Der Vizemeister steht fest. Fünf, sechs Mannschaften bemühen sich um die internationalen Plätze. Und der Rest, also die halbe Liga, kämpft gegen den Abstieg. Wenn die Spieltage so verlaufen, ist diese Konstellation völlig okay. Und sollten die Hamburger überlegen, den Trainer zu entlassen, was die Hamburger ja gerne mal machen: Ich wäre bereit.

Und wir würden eine finanzielle Lösung erzielen, die zu den Ursprüngen des Fußballs zurückfindet und wo auch die Experten eingestehen müssten: Der Mann hat ein großes Herz.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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