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Das Spiel Hertha-Hansa verzögerte sich wegen der Rauchschwaden um ein paar Minuten.

© IMAGO/Fotostand/IMAGO/Fotostand / Voelker

Bei Hansa Rostock raucht es : Ein perfekter Abend für Hertha BSC

Hertha BSC schielt wieder mal nach oben, die Verantwortlichen wollen aber nicht darüber reden. Trainer Pal Dardai erfreut sich nicht an den vielen Toren beim 4:0, sondern an einer bestimmten Geste.

Von Daniel Goldstein

Die Saison 2023/24 ist für Hertha BSC keine einfache. Aber welche Saison ist das schon im Profigeschäft?! Der Druck, der von außen und innen kommt, wächst mit jedem Misserfolg. Dazu kommen eigene Ansprüche, Wünsche und Ziele und die ständige Veränderung dessen. Schlechte Laune nach Niederlagen, gute nach Siegen. Wenn es eher Auf und Ab geht, fördert das nicht unbedingt die Menge des Erholungsschlafs der Verantwortlichen, allen voran des Trainers. Da sind deutlich herausgespielte Siege und gelungene Kleinigkeiten Balsam für die geschundene Seele.

Eine solche Nebensächlichkeit war es dann auch, die Herthas Cheftrainer Pal Dardai am Freitagabend in der 79. Minute besonders erfreute. „In diesem Moment, als Fabian (Reese, d. Red.) die Kapitänsbinde an Toni (Leistner, d. Red.) gegeben hat, hab’ ich Gänsehaut gehabt“, erzählte der 48-Jährige in einem seiner durchaus leidenschaftlich vorgetragenen Statements nach dem Spiel auf der Pressekonferenz.

Nun verwundert es den aufmerksamen Hertha-Fan eher weniger, dass Fabian Reese ein mitdenkender, mannschaftsdienlicher Spieler ist und Toni Leistner, auch wenn er nicht mehr in der ersten Elf steht, das Ansehen eines Kapitäns genießt. Und trotzdem freute sich Dardai: „Für mich hat das mehr bedeutet, als das erste, zweite, dritte, vierte Tor, weil das ist einfach geil.” Sicher sieht Dardai darin einen Beweis für den intakten Teamgeist seiner Mannschaft und will diesen zementieren. Eine ehrliche innerliche Freude wird dafür aber der Auslöser gewesen sein.

Zuvor hatte Dardai schon darüber gesprochen, dass es „ein perfekter Abend“ für Hertha gewesen ist. Er fand es „einfach fantastisch“, diesen „Fußballabend genießen“ zu können. Er dankte den Fans auf beiden Seiten und konnte sich selbst mit dem „bisschen Rauch“ am Anfang anfreunden.

Es ist für alle gut, eine weiße Weste zu haben.

Tjark Ernst, Torhüter von Hertha BSC

Der Berliner Trainer gab, so ist es nun mal im Profifußball, damit das komplette Gegenteil zu seinem Pendant auf dem Podium ab. Mersad Selimbegovic vom FC Hansa Rostock war sichtlich enttäuscht, wie auch seine Spieler. Er beklagte die Mutlosigkeit und den Respekt seiner Spieler. Seinem Torwart und Kapitän Markus Kolke war während der Statements nach der Partie ebenfalls eine gewisse Müdigkeit und Leere anzusehen.

Hertha-Keeper Tjark Ernst hingegen war naturgemäß sehr froh über sein Comeback nach einer Beckenverletzung und fühlte sich auch nach dem Spiel noch sehr wohl. Besonders glücklich war er über das Spiel ohne Gegentor. „Es war extrem wichtig, einerseits für mich als Torwart, andererseits für die ganze Mannschaft, uns selbst zu beweisen, dass wir es hinbekommen, 90 Minuten ohne Gegentor zu überstehen“, sagte der 21-Jährige hinterher. „Es ist für alle gut, eine weiße Weste zu haben.“

Der Hertha-Torwart war allerdings eher weniger gefordert in dieser Partie. Die Akzente setzten andere. Die starke kompakte Abwehr, die schnellen Flügelsprinter, allen voran Doppelvorbereiter Marten Winkler und Strafstoßverwandler Fabian Reese, sowie Mittelstürmer Haris Tabakovic. Der 29-Jährige brauchte zwar ein paar Anläufe mehr als gewohnt, traf dann aber und übernahm zumindest vorübergehend mit 19 Treffern die Führung in der Torschützenliste.

So war er, der perfekte Abend für Hertha BSC. Zur Perfektion gehörte auch, dass Sportdirektor Benjamin Weber, trotz zwischenzeitlich nur noch fünf Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz eben nicht anfing, die Aufstiegschancen zu bewerten, sondern bei dem vor dem Paderborn-Spiel ausgegebenen Ziel blieb: „Wir wollen drei Spiele hintereinander gewinnen, daran hat sich nichts geändert“, sagte er. Diesen dritten Sieg einzufahren wird am kommenden Sonntag beim zweitbesten Rückrunden-Team in Karlsruhe schwer genug. Es würde dem Schlaf der Verantwortlichen sicher gut tun.

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