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Sport: Berlin Capitals: Spaß hat nur der Gegner

Esa Tikkanen hatte seinen Spaß. Und das ist bei dem Finnen, der einst mit den Edmonton Oilers in der nordamerikanischen Profiliga NHL die Titel serienweise sammelte, in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nicht immer der Fall.

Esa Tikkanen hatte seinen Spaß. Und das ist bei dem Finnen, der einst mit den Edmonton Oilers in der nordamerikanischen Profiliga NHL die Titel serienweise sammelte, in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nicht immer der Fall. Schließlich ist der 35-Jährige, den kein geringerer als Wayne Gretzky als einen seiner besten Mitspieler aller Zeiten bezeichnet hat, beim derzeitigen Tabellenletzten der DEL, den Moskitos Essen, unter Vertrag. Sechsmal in Folge hatten Tikkanen & Co. verloren, bevor am Dienstag die Capitals Aufbaugegner für die Essener spielten. Tikkanen wusste um die Gründe für das überraschende Erfolgserlebnis seiner Moskitos. "Wir haben eben gekämpft, den Gegner mit einfachen Mitteln in die Knie gezwungen. Und so etwas macht Freude."

Chris Valentine, Trainer der Capitals, hatte hingegen nach dem Spiel keinen Grund zur Freude. Eine 3:4-Niederlage nach Penaltyschießen gegen eine mit nur 13 Feldspielern angetretene Essener Rumpftruppe, die nach neunstündiger Bustour durch Schnee und Eis mit zweistündiger Verspätung die Eissporthalle an der Jafféstraße angesteuert hatte - wie geht so etwas? "Wir waren zu unsicher", sagte Valentine, "keiner wollte Verantwortung übernehmen." Problem erkannt und damit den Schlüssel zur Lösung desselben zur Hand? Danach sah es am Dienstag nicht aus. Ratlosigkeit war bei den Capitals angesagt. "Wir können es uns alle nicht erklären, warum das momentan nicht läuft", meinte Stürmer Doug Derraugh. Sein Kollege Anders Huusko, zweifacher Torschütze gegen Essen, war richtig sauer. Warum zurzeit nur er für die Tore zuständig sei und kein anderer? Das verstehe er nicht, meinte der Schwede.

Aus den zurückliegenden sechs Partien haben die Capitals magere vier Punkte geholt. Vor wenigen Wochen waren die Berliner noch Tabellenführer, nun trennen sie als Fünfter nur fünf Zähler vom Absturz auf die Ränge, die nicht zur Teilnahme an den Play-offs berechtigen. Das gefällt den Herren an oberster Stelle natürlich nicht. Ex-Manager Roger Wittmann attestierte dem spielenden Personal am Mittwoch mangelnde Einstellung und schaute mit den Sportdirektoren Lorenz Funk und Lutz Schirmer bei Trainer Valentine zu einem Gespräch vorbei. Zu welchen Schlüssen ist man gekommen? "Die Jungs sind überspielt", sagt Lorenz Funk, "ihnen fehlt das Selbstvertrauen. Aber wir dürfen uns nicht verrückt machen, das wird schon wieder." Von einer Krise sei nicht die Rede, meint Funk. Da kann man anderer Meinung sein. Die Fans der Capitals quittierten die Leistung ihrer Lieblinge am Dienstag jedenfalls mit einem gellenden Pfeifkonzert.

Zur Zeit hat nur die Gegnerschaft an den lax agierenden Charlottenburgern ihre Freude. Schwach im Zweikampf, ideenlos im Aufbau zeigten sich die noch vor wenigen Wochen durch gute Ordnung im Spiel überzeugenden Capitals gegen Essen. Wann hat Tikkanen zuletzt so viel Raum in des Gegners Drittel gehabt wie am Dientag bei den Capitals? "So was passiert schon mal", meinte der Finne, "selbst in der NHL." Aber warum war es für ihn so einfach, Mezin im Penaltyschießen gleich zweimal zu überwinden? Schließlich gilt der Weißrusse in Diensten der Capitals doch als einer der besten Torhüter in der Liga. "Der Mezin macht seine Schoner zu früh zu", sagte Tikkanen, "da bleibt viel Platz für den Puck um den Torwart herum." Wenn bei der Konkurrenz selbst der Respekt vor dem hochgelobten Mezin verfolgen ist, dann ist die Krise bei den Capitals wohl doch nicht mehr so weit weg. Am Freitag, gegen die Augsburger Panther (Beginn 19.30 Uhr, Eissporthalle Jafféstraße), brauchen die Berliner ein Erfolgserlebnis. Dessen ist sich Valentine bewusst: "Da müssen wir nur auf die Tabelle schauen. Alle sollten wissen, dass wir gegen Augsburg unbedingt gewinnen müssen."

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