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Kommt er oder kommt er nicht? Der Fall Harry Kane ist schon jetzt eine Posse.

© imago/PA Images/John Walton

Britisch-bayrischer Komödienstadl : Wenn selbst der Trainer nicht mehr weiß, was bei Harry Kane läuft

Das Theater um den Transfer des Superstars geht in die nächste Runde. Selbst Bayern-Trainer Thomas Tuchel zeigt sich auf der Pressekonferenz irritiert.

Vermutlich hätte Thomas Tuchel gerne über den neuen Stürmer gesprochen. Der Trainer des FC Bayern hält ja viel von ihm. Einen Tag vor der Supercup-Partie gegen den RB Leipzig (Beginn 20.45 Uhr, live auf SAT1) hätte er deshalb auch in Kauf genommen, dass ausnahmsweise nicht das nächste Spiel das wichtigste gewesen wäre, also das Duell mit dem Pokalsieger in der Münchner Arena, sondern die Ankunft von Harry Kane in München. Aber am Ende hat Tuchel am Freitag doch vor allem über Leipzig und den Supercup-Titel, der „schon ein große Bedeutung“ habe, wie er versicherte, geredet.

Denn als der Bayern-Trainer mittags zur obligatorischen Pressekonferenz in den kleinen Medienraum an der Säbener Straße kam, saß Kane noch in seinem Haus in London. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran“, sagte Tuchel. „Aber es gibt, Stand jetzt, keine Entscheidung, keine Einigung und wenn es keine Einigung gibt, äußert sich der Trainer nicht dazu, weil es nicht sein Spieler ist.“

Fast gleichzeitig vermeldete die Bild-Zeitung, dass sich Kane nun demnächst doch nach München aufmachen werde, was bedeutet, dass sich Tottenham Hotspur und die Bayern nun endlich geeinigt haben. Dass Tuchel nicht ganz auf dem aktuellsten Stand war, ist damit zu erklären, dass sich der Transfer kurz vor dem Ende noch zu einer ziemlichen Posse entwickelte.

Nach der Einigung beider Klubs auf die üppige Transfersumme von 100 Millionen Euro plus Boni am Donnerstag, zögerte zwar zuerst der Spieler, angeblich wegen ein paar noch ungeklärter Details zwischen ihm und den Vereinen. Am späten Abend schien alles ausgeräumt, und Kane war bereit für den Wechsel in die Bundesliga.

Bayern-Trainer Thomas Tuchel (r.) und sein Assistenztrainer Zsolt Löw.

© IMAGO/Ulrich Wagner/IMAGO/Ulrich Wagner

Der FC Bayern hatte schon einen Privatflieger gechartert, der den Spieler am Freitagmorgen von London nach München bringen sollte, wo für den Nachmittag der Medizincheck vorgesehen war und anschließend die Unterzeichnung eines Vierjahresvertrages. Aber dann legte Tottenham laut dem englischen Fernsehsender Sky noch einmal sein Veto ein.

Mit Verspätung und wohl einer weiteren Nachverhandlung mit den Bayern gab der Premier-League-Klub dann seine Zustimmung. Im Fanshop des FC Bayern war der Stürmer derweil bereits am Vormittag angekommen. Der Name Kane lag in verschiedenen Schriftgrößen zum Beflocken von Trikots bereit.

Kanes Einsatz im Supercup gegen Leipzig ist immer noch möglich

Aber die Ankunft von Kane verzögerte sich trotzdem noch einmal. Sky England vermeldete mittags, Kane befinde sich noch immer in seinem Haus in der Nähe von Stansted und werde erst dann fliegen, wenn die Bayern ihm bestätigten, dass nun wirklich alles geregelt sei. Der als sehr bodenständig und geradlinig geltende Spieler wollte wohl auch seinen nun bald früheren Arbeitgeber Tottenham nicht vor den Kopf stoßen. Ein Einsatz im Kader des Supercups wäre nun zwar möglich, falls sich die Spurs nicht noch einmal eine Volte einfallen lassen, aber doch sehr unwahrscheinlich.  

„Wir hätten uns gewünscht, weiter zu sein“, gibt er zu. „Aber ich habe gelernt, dass man geduldig sein und Vertrauen haben muss“, Vertrauen in die Chefetage, dass sie es schafft, die vakanten Positionen im Kader bis zum Ende der Transferperiode zu besetzen. Dazu gehört neben einem Strafraumstürmer auch ein Torwart, der als Nachfolger des nach Mailand abgewanderten Yan Sommer zunächst den Rekonvaleszenten Manuel Neuer vertreten soll. 

Mit der Verpflichtung von Kane haben die Bayern schon mal Rekorde gebrochen. Neben den geschätzten 125 Millionen Euro Ablöse kostet der 30 Jahre alte Kapitän der englischen Nationalmannschaft die Münchner im Jahr 25 Millionen Euro. Kane kommt immerhin mit der Empfehlung, in den vergangenen acht Jahren immer mindestens 17 Tore erzielt zu haben, für eine Mannschaft wohlgemerkt, die in dieser Phase keinen Titel gewonnen hat. Dass Tottenham 2019 das Champions-League-Finale erreichte und zweimal im Liga-Cup-Endspiel stand, hat der Verein vor allem der Zuverlässigkeit seines Torjägers zu verdanken.

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