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In der Nähe des Stadions aufgewachsen. Heidenheims Trainer Frank Schmidt.

© dpa/David Inderlied

Heidenheim vor dem Aufstieg in die Bundesliga: Kontinuität heißt das Rezept

Mit einer konstant guten und sehr ausgeglichenen Mannschaft hat sich das Team aus dem Osten Baden-Württembergs den Aufstieg verdient. Ein Sieg fehlt allerdings noch, um sicher zu gehen.

Von Christoph Ruf

Wenn die ersten drei Plätze in der Zweiten Fußball-Bundesliga nach Sympathiepunkten vergeben würden, hätte der Hamburger SV vor dem letzten Spieltag schlechte Karten. Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht, dessen Team bereits als Meister feststeht, und Heidenheims Frank Schmidt haben schon mehrfach betont, dass sie liebend gerne zusammen aufsteigen würden.

Das liegt nicht nur daran, dass sich HSV-Coach Tim Walter in den direkten Duellen an der Seitenlinie eher rustikal präsentierte: Lieberknecht und Schmidt kennen sich seit der Zeit, als beide in der U-15-Nationalmannschaft kickten. Beide sind bodenständige, empathische Menschen, denen Großmäuligkeit fremd ist. An der Ausgangslage ändert all das freilich nichts: Bei einem Sieg oder Unentschieden muss Heidenheim sie darauf hoffen, dass Sandhausen sein vorerst letztes Zweitliga-Heimspiel gegen den HSV gewinnt. Siegt der FCH bei den bereits abgestiegenen Regensburgern, erübrigen sich alle Rechenspiele: Heidenheim stiege mit den Lilien direkt auf, der HSV müsste in die Relegation.

Auch nach Ansicht vieler Zweitligatrainer wären die beiden als konstanteste und am ausgeglichensten besetzte Mannschaften auch die verdienten Aufsteiger. Wobei sich Heidenheim ausgerechnet auf der Zielgeraden eine Kunstpause gönnte, als es gegen Magdeburg 0:0 spielte und in Paderborn verlor, ehe am vergangenen Wochenende wieder ein Sieg glückte: 1:0 gewann man gegen Sandhausen. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff herrschte in der Heidenheimer Arena eine merkwürdige Atmosphäre.

Noch im vergangenen Jahr hätten die 14.300 Zuschauer nach den 90 Minuten gewusst, ob dieser Sieg gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die erste Liga sein würde. Doch dank der Entscheidung der DFL, in diesem Jahr auch noch vorletzten Spieltag zu zersplittern um noch mehr Fernsehgelder zu erlösen, mussten die Fans der Blau-Roten bis spät abends warten, ehe mit dem HSV-Sieg gegen Fürth auch feststand, dass erst in Regensburg entschieden wird, ob man nun direkt aufsteigt oder in die Relegation muss.

In Heidenheim setzten sie vor allem auf Bodenständigkeit

Man habe mit einem solchen Saisonfinish gerechnet, sagte Keeper Kevin Müller: „Ich glaube, der HSV würde gerne mit uns tauschen“. Und auch Tim Kleindienst, mit 24 Treffern designierte Torschützenkönig, wies nach, dass man auch als Fan von Horrorfilmen ein ausgeglichener, freundlicher Mensch sein kann. „Wir haben einen von zwei wichtigen Schritten gemacht“, sagte er lächelnd. Den letzten werde man am Sonntag machen. So sieht es auch Trainer Schmidt: „Wenn wir unser Ding machen, braucht uns alles andere nicht zu interessieren.“ 

Über Schmidt scheint eigentlich schon alles gesagt. Der gebürtige Heidenheimer ist in 500 Meter Luftlinie Entfernung vom Stadion entfernt aufgewachsen und hat schon in der Landesliga bei dem Verein (damals noch Heidenheimer SB) gekickt, den er heute trainiert. Seit 2007 ist er dort Cheftrainer. Im Vergleich zum Urgestein von der Ostalb ist Christian Streich (2012), also ein Trainer-Rookie beim SC Freiburg. Dass beide Vereine mit ihrem auf Kontinuität basierenden Rezept erstaunlich nachhaltig Erfolg haben, fällt auf. Im Falle des 1. FCH lässt sich der in dieser Spielzeit auf einige Superlative herunterbrechen: So verfügt man über die drittbeste Offensive und die zweitbeste Defensive (hinter Mitaufsteiger Darmstadt) der Liga, Heidenheim stellt die heimstärkste Mannschaft, hat die beste Tordifferenz und in Kleindienst den Führenden der Torjägerliste (bislang 24 Tore).

Bis zu 5000 Fans des Klubs aus der 49.000-Einwohner-Stadt werden nun in Regensburg vor Ort sein. Der eigentliche Gästeblock ist seit Wochen ausverkauft. Somit wäre alles für eine rauschende Aufstiegsfeier vorbereitet. Sie müssen nur noch gewinnen.

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