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Das kennt er nach Siegen bei Hertha. Unions Trainer Urs Fischer im Olympiastadion.

© imago/Nordphoto/IMAGO/nordphoto GmbH / Engler

Der 1. FC Union im Olympiastadion: Kohle statt Kult

Union zieht für die Spiele der Champions League ins Olympiastadion um. Das gibt nicht nur mehr Geld, sondern macht Union so zugänglich für alle Berliner Fußballfans.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Nun ist es passiert, der 1. FC Union zieht um ins Olympiastadion. Für die Champions League. Das bedeutet gut 74.000 Zuschauende bei den großen Spielen, statt 22.000 Fans im schnuckeligen Fußballtempelchen an der Alten Försterei. Riesenschüssel statt Riesenkult. Aber auch mehr Zugänglichkeit für Berlins Fußballfans, statt eingeschworene Gemeinde auf den Stehtrassen in Köpenick.

Es ist eine freiwillige Entscheidung des Berliner Fußball-Bundesligisten, der europäische Verband Uefa hätte nämlich die Stehplätze erlaubt. Anders als noch in den Spielen der Conference League, als Union ins Olympiastadion ausweichen musste. 2021 hatten die Berliner ihre Heimspiele in diesem Wettbewerb im Olympiastadion bestritten, da die Uefa damals noch keine Stehplätze erlaubte. Die fünf Heimspiele in der Europa League fanden in der vergangenen Saison in Köpenick statt.

Unions Präsident Dirk Zingler begründet den Entscheid damit, dass nun „Champions League für alle Unioner“ möglich sei, in der Alten Försterei wäre das nicht möglich gewesen. Denn dort rotieren die Tickets angesichts sehr großer Nachfrage seit Jahren. Und Kohle gibt es auch: Ökonomisch bringt der Umzug den Eisernen schon für die drei Gruppenspiele wohl Mehreinnahmen im mittleren einstelligen Millionenbereich.

Die Entscheidung ist so gesehen richtig, auch ist sie ein kleiner Angriff auf den inzwischen in die Zweitklassigkeit abgerutschten Lokalkonkurrenten Hertha BSC. Der hat nämlich seit Jahren den Vorteil, zugänglich zu sein für alle. Wer zu Hertha will, kauft sich ein Ticket und geht ins Stadion. Auch deswegen ist der Traditionsklub in Berlin wohl immer noch populärer als Union. Hertha hatte vergangene Bundesliga-Saison 53.668 Zuschauer im Schnitt, Union hatte, obwohl fast immer bis unters Dach ausverkauft, nur 21.799.

Eines ist allerdings merkwürdig an Zinglers Argumentation: Wer Champions League sagt, könnte auch Bundesliga sagen – auch dort könnte Union künftig die Punktspiele vor allen Union-Fans spielen. Aber würde dann wäre eben das Kult-Etikett spröde werden und Unions Identität bröckeln, was sie mit diesem Umzugsentscheid wohl eher nicht tut. Denn wer weiß, wie oft Union noch Champions League spielen darf. Und: Schön, dass nun auch alle Fußballfans aus Berlin die Chance haben, sich Spiele der Champions League anzuschauen.   

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