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Sport: Der Betrug dahinter

Die Justiz konzentriert sich auf den Verdacht der bandenmäßigen Geldwäsche

Berlin - Aus den Boxen dröhnt Popmusik, auf den Fernsehschirmen an den Wänden laufen stumm Musikvideoclips, die meisten der schwarzen Sitznischen sind leer, nur zwei der runden Tische sind besetzt. An einem sitzt ein junger Mann mit gegeltem Haar und einem kleinen Kind im Arm, an einem anderen sagt ein älterer Mann mit schwäbischem Akzent launig: „Jetzt ist nach zehn Uhr, jetzt darf man doch Alkohol trinken.“ Die Bedienung lächelt.

Im Café King in Berlin-Charlottenburg war gestern Vormittag wenig los. Am Freitagabend haben hier noch Polizisten das Lokal durchsucht und vier Personen festgenommen, darunter den Café-Besitzer und seinen Geschäftsführer. Sie sollen die Hintermänner des Schiedsrichterskandals sein. In der Nacht zu Sonntag wurden drei Haftbefehle ausgestellt, einer der Festgenommenen kam frei. Nach Tagesspiegel-Informationen handelt es sich bei ihm um den Geschäftsführer des Charlottenburger Cafés. Der Besitzer und zwei seiner Brüder sitzen dagegen weiterhin in Untersuchungshaft.

Nach Angaben von Justiz-Sprecher Michael Grunwald wird ihnen „gewerbs- und bandenmäßiger Betrug“ vorgeworfen. Doch im juristischen Kern der Ermittlungen geht es nicht mehr bloß um Wettbetrug. Es geht um eine andere, eine höhere kriminelle Ebene. Die Ermittlungen konzentrieren sich nach zuverlässigen Informationen dieser Zeitung immer stärker auf Geldwäsche.

Damit erhärtet sich der Verdacht, dass mafiöse Strukturen hinter dem Skandal stecken. Der Wettbetrug, in den Schiedsrichter Robert Hoyzer verwickelt ist, diente demnach nur als Möglichkeit der Geldwäsche. Gegen einen der Festgenommenen wird schon länger wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelt. Genau diesen Mann hat Hoyzer in seinem Geständnis als „Leitfigur“ der Manipulationen benannt. Dies hat der Tagesspiegel aus Kreisen, die Hoyzer nahe stehen, erfahren. Diesem Mann hat die Staatsanwaltschaft besonders im Verdacht, dass er in bandenmäßige Geldwäsche verstrickt ist. Wenn das stimmt, wäre das ein schwerer Fall der Geldwäsche. Darauf stehen bis zu zehn Jahre Haft.

Die Kriminalpolizei interessiert sich vor allem für die Summen, über die die Festgenommenen verfügen sollen. Bei der Durchsuchung wurden, wie berichtet, unter anderem zwei Auszahlungsscheine für Wettgewinne in Höhe von insgesamt 2,7 Millionen Euro gefunden.

Die Kripo hat bei der Durchsuchung auch die teuren Autos der Brüder beschlagnahmt, da vermutet wird, dass das Vermögen aus Gewinnen von Straftaten stammt. Sollte dies bewiesen werden, zieht der Staat das Vermögen ein. Für einen Insider aus der Buchmacherszene ist es „völlig klar, dass bei Sportwetten auch Geldwäsche betrieben wird“. Einer der Festgenommenen hatte nach dem strittigen Pokalspiel zwischen Paderborn und dem Hamburger SV (4:2) erklärt, er habe durch seinen Wetteinsatz bei Oddset bei diesem Spiel rund 100 000 Euro verdient. Der Insider schätzt, dass dafür angesichts der Quoten lediglich ein Einsatz von 7000 Euro notwendig war.

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