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Nicht nur Rodrigo Salazar (li., gegen Wolfsburgs Omar Marmoush) hat bei Schalke 04 noch Probleme, das Bundesliga-Tempo dauerhaft mitzugehen.

© IMAGO/regios24

Nächster Gegner des 1. FC Union: Der FC Schalke 04 hat noch Schwierigkeiten mit dem Bundesliganiveau

Die Spieler des Bundesliga-Rückkehrers hecheln ihren Gegnern bislang meist hinterher.

Die Fans des FC Schalke 04 konnten fast schon ihre Uhr danach stellen: Kaum war die 70. Spielminute angebrochen, war der Arbeitstag von Rodrigo Salazar beendet. Der quirlige Mittelfeldspieler, der beim Klub aus dem Ruhrgebiet den Unterschied zwischen Abstiegskampf und sicherem Mittelfeldplatz ausmachen kann, war in jedem der drei bisherigen Bundesligapartien so erschöpft, dass ihn Schalkes Trainer Frank Kramer vom Feld holte. „Die Intensität ist für die Spieler Neuland“, sagt der Coach fast schon entschuldigend.

Dabei hätte der Aufsteiger Salazars Fähigkeiten noch ganz gut gebrauchen können. Der 23-Jährige ist schließlich einer der wenigen Lichtblicke in Sachen Dynamik, technischem Vermögen und Spielwitz in einer Schalker Mannschaft, deren Selbstverständnis eher die biedere Defensivarbeit in den Vordergrund ihrer Bemühungen stellt.

Trainer Kramers Spielidee ist eindeutig: Der 50-Jährige will in erster Linie kein Tor kassieren. Seine Mittel dafür sind viel Einsatz und Laufarbeit. Eine eher destruktive Herangehensweise an dieses Spiel, mit der sein Team zwei Punkte aus den ersten drei Begegnungen geholt hat.

Schalkes Profis wirken extrem müde

Die Schalker versuchen mit schnellem Umschaltspiel zum (Tor-) Erfolg zu kommen – was auch dem Mangel an kreativen und qualitativ hochwertigen Spielern geschuldet ist. Das alles wäre kein Problem, wenn nicht neben Salazar auch seine Teamkollegen regelmäßig spätestens im zweiten Teil der zweiten Spielhälfte körperlich deutlich nachlassen würden.

Gerade in den jeweils letzten 20 Minuten wirkten die Profis im Vergleich zu ihren Gegnern besonders müde. Offenbar teilen sie sich ihre Kräfte nicht gut genug ein. Oder sind sie schlicht nicht fit genug, um diese Art von Fußball über 90 Minuten durchhalten zu können? Zu einer kräftezehrenden und begeisternden Aufholjagd in den letzten Minuten, wie sie etwa Werder Bremen vorige Woche beim 3:2-Auswärtssieg gegen Borussia Dortmund gezeigt hat, sind die Schalker derzeit wohl nicht in der Lage.

Fakt ist: Die bisherigen fünf Gegentreffer kassierte das Team allesamt in der zweiten Halbzeit. „An die Intensität muss man sich erst gewöhnen“, sagt Angreifer Marius Bülter. „Wir müssen zusehen, dass wir mehr Phasen im Spiel haben, in denen wir uns mit dem Ball erholen können und nicht immer hinterherrennen müssen.“

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Die Dauerdefensive der Schalker mit ständigem Pressing und intensivem Zweikampfverhalten erfordert besondere körperliche Voraussetzungen. Und über diese scheinen die Spieler – noch – nicht zu verfügen. Die Schalker liegen nach drei Spieltagen mit 341,7 Kilometern Laufleistung auf Rang acht dieser Wertung, obwohl das Team in Köln lange mit einem Mann weniger spielen musste – was zumindest einen durchschnittlichen Wert bedeutet. Aber bei genauerem Hinsehen lassen die läuferischen Werte doch Fragen offen.

Keine überzeugende Zweikampfbilanz

Bei den Sprints rangiert der S04 derzeit lediglich auf Platz 15 in der Bundesliga, bei den intensiven Läufen auch nur auf Platz 14. Also in den Kategorien, mit deren Hilfe sie eigentlich vor dem gegnerischen Tor auftauchen und erfolgreich sein wollen. Und selbst bei den Zweikämpfen ist die bisherige Bilanz mit Platz 13 alles andere als überzeugend für einen Aufsteiger, der vor allem mit Körperlichkeit und ständiger Präsenz den Klassenerhalt erreichen will.

Hinzu kommt der ungünstige Umstand, dass die Schalker mit ihrer taktischen Herangehensweise sich quasi selbst dazu verurteilen, dauerhaft mit hechelnder Zunge ihre Gegenspieler zu verfolgen. Mit nur durchschnittlich 32 Prozent Ballbesitz pro Spiel liegen sie im Ligavergleich deutlich abgeschlagen auf dem letzten Platz. Davor rangiert mit spürbarem Abstand (43 Prozent) der 1. FC Union, der am Samstag in der Arena auf Schalke gastiert. „Das ist eine Frage der Entwicklung“, sagt der frühere Unioner Bülter. „Es ist nicht unser Anspruch, jedes Spiel 30 Prozent Ballbesitz zu haben. Da müssen wir Lösungen finden.“

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Mit ihrer extremen Form der Ballverweigerung ist es allerdings nur schwer vorstellbar, dass die Schalker einen Gegner auch einmal bis zum Schlusspfiff beherrschen und eine Führung über die Zeit bringen können. Kramers Mannschaft kann nur auf Fehler der Gegner hoffen und auf die eigene Kaltschnäuzigkeit im Abschluss setzen. Ein äußerst riskanter Ansatz, um das Saisonziel Klassenerhalt zu erreichen.

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