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Auf dem Sprung. Burchert will mehr spielen – das geht bei Hertha BSC aber wohl nicht.

© imago/Metodi Popow

Der Torhüter trainiert wieder bei Hertha BSC: Sascha Burchert: Zurück zu Hertha BSC - um wieder zu gehen

Sascha Burchert ist im Sommer auf Leihbasis nach Norwegen gewechselt. Jetzt trainiert er wieder bei Hertha BSC, wird den Verein aber wohl im Winter verlassen.

Sascha Burchert hat die Zahlen gleich parat, obwohl ihm der Zahlenraum bis 20 bisher eher fremd geblieben ist. Fünfzehn Einsätze habe er für Valerenga gehabt, vierzehn Pflichtspiele in der norwegischen Tippeligaen, dazu ein Freundschaftsspiel. Das Tolle ist: Burchert, Torhüter von Hertha BSC, hat dafür gerade drei Monate gebraucht. Anders als bei Hertha. Da ist er in sechs Jahren auf ganze sieben Einsätze in der Bundesliga und acht in der Zweiten Liga gekommen. In Oslo hingegen habe er während seiner Leihe „eine Menge Spielpraxis“ gesammelt, „also das, was ich jahrelang nicht hatte“.

Am Sonntag stand der Berliner letztmalig für Valerenga im Tor, am Montag saß er schon im Flugzeug zurück in die Heimat, und am Dienstag hat er erstmals wieder bei Hertha BSC trainiert. Die Saison in Norwegen ist seit Sonntag beendet, Valerenga trainiert zwar noch zwei Wochen, bis für die Spieler der Urlaub beginnt; doch da der Torwarttrainer mit der norwegischen U 21 unterwegs ist, hat Burchert das Angebot angenommen, gleich nach Berlin zurückzukehren. „Jetzt haben wir wieder eine eigene Torwartabteilung“, sagt Herthas Cheftrainer Pal Dardai. „Damit muss Zsolt klar kommen.“

Zsolt, das ist Herthas Torwarttrainer Zsolt Petry, dessen Abteilung unerwarteten Zuwachs bekommen hat. In dieser Woche ist das noch kein Problem. Rune Jarstein befindet sich aktuell in Norwegen, wo er mit dem Nationalteam um die EM-Qualifikation spielt, Thomas Kraft ist noch in der Reha; bleiben fürs eigentliche Torwarttraining nur die beiden Nachwuchsleute Marius Gersbeck und Nils Körber. Und eben Burchert. Das, was Gersbeck und Körber jetzt sind, war Burchert auch einmal: ein junger Torhüter aus dem eigenen Nachwuchs mit ordentlicher Perspektive. Inzwischen ist Burchert 26 und einer von drei Profis in Herthas Kader, die noch mit Pal Dardai zusammengespielt haben. Viel Vergangenheit, aber keine Zukunft mehr – so sieht seine Situation aus.

„Er ist ein guter Junge, hat in Oslo gut gehalten, und er ist Herthaner“, sagt Dardai. Aber nicht mehr lange. Burcherts Vertrag läuft ohnehin nur noch bis zum Saisonende; dass er ihn bis zum letzten Tag erfüllen wird, ist unwahrscheinlich. „Ich möchte spielen“, sagt Burchert, der offiziell noch bis Jahresende nach Oslo ausgeliehen ist. Mit 26 hat er keine Zeit mehr zu verlieren. „Ein halbes Jahr nur rumsitzen oder auf der Tribüne hocken“, das ist nicht das, was er sich vorstellt. „Mal sehen, was sich im Winter ergibt.“ Eine Rückkehr nach Oslo wohl nicht – nicht weil sie dort unzufrieden mit ihrem Torwart gewesen wären, sondern weil er schlicht zu teuer wäre, wie Trainer Kjetil Rekdal, Herthas früherer Profi, dem „Kicker“ erzählt hat.

Burchert hat in 14 Spielen nur 14 Gegentore kassiert, davon allerdings auch eines, das die Zweifel genährt hat, die ihn seit Beginn seiner Profikarriere begleiten. Gegen Kristiansand führte der gegnerische Torwart an der Mittellinie einen Freistoß aus. Der Ball flog auf Burchert zu – und über seine Hände zum 1:1-Endstand ins Tor. Trotzdem sagt Rekdal über den Torhüter aus Deutschland: „Er ist ein moderner, mitspielender Keeper mit einer Top-Mentalität. Die Zeit bei uns hat ihn weitergebracht. Je länger er im Tor stand, desto sicherer wurde er.“

Burchert selbst sieht das genauso. Die Spielpraxis habe ihm gut getan, sein Selbstvertrauen sei gewachsen, „man spielt mutiger“. Inzwischen fühlt sich Sascha Burchert sogar mutig genug, seine Heimatstadt und seinen Heimatverein dauerhaft zu verlassen.

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