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Gegen Montenegro traf Emily Bölk sieben Mal.

© IMAGO/Patrick Suephke

Deutsche Frauen bei der Handball-EM: Von Gruppensieg bis Ausscheiden ist alles möglich

Emily Bölk gehört mit 24 Jahren schon zu den Führungsspielerinnen im deutschen Handballteam. Gegen Spanien wird es wieder auf sie ankommen.

Es waren nahezu ausweglose Situationen. Trotzdem gelang es Emily Bölk immer wieder, den Ball irgendwie an der kompakt stehenden montenegrinischen Abwehr vorbeizumanövrieren und im Tor zu versenken – oft auch als letzter Ausweg vor dem drohenden Zeitspiel. Doch ihre sieben Treffer reichten dem deutschen Team letztlich nicht, um die 25:29-Niederlage gegen die Gastgeberinnen abzuwenden. „Bei so einer EM will man gerne den Flow mitnehmen und von Sieg zu Sieg springen. Aber das ist nicht mehr zu ändern. Wir müssen gucken, dass wir jetzt schnell regenerieren“, sagte die 24-jährige Co-Kapitänin nach der Begegnung am Montagabend.

Regeneration ist dabei das entscheidende Stichwort. Denn mit dem Zwei-Tages-Rhythmus bei der EM und dem Drei-Nationen-Turnier, das die deutsche Auswahl kurz zuvor bestritten hat, haben Bölk & Co. vier Spiele in acht Tagen absolviert. Präzise hieß das am Montag: direkt nach dem Spiel zum Physiotherapeuten, im Anschluss etwas essen und nebenbei zugucken, wie sich der kommende Gegner Spanien gegen Polen schlägt. Die Ibererinnen verloren es 21:22 und stehen nach zwei Niederlagen am Mittwoch (20.30 Uhr/Sportdeutschland.tv) umso mehr unter Druck, wenn sie noch in die Hauptrunde einziehen wollen. Den deutschen Frauen geht es allerdings ähnlich. Mit aktuell zwei Punkten ist von Gruppensieg bis Ausscheiden alles möglich.

Das werden die Handballerinnen am Dienstag auch beim morgendlichen Auslaufen im Kopf gehabt haben, bevor es in die taktische Besprechung ging. Thema dürfte auch die 20-jährige Lysa Tchaptchet gewesen sein, die als aufsteigendes Talent der Spanierinnen gilt und am Kreis schwer zu halten ist. Doch Talente hat Deutschland in seinen eigenen Reihen ebenfalls genug, allen voran Emily Bölk, die schon mit 16 Jahren in ihrer Heimatstadt Buxtehude ihre Profi-Laufbahn in der ersten Bundesliga begann. Von da an ging der Weg der Rückraumspielerin stetig bergauf: Aus Niedersachsen wechselte sie zum mehrfachen Meister Thüringer HC, seit zwei Jahren spielt sie beim europäischen Topklub Ferencváros Budapest.

Mit ihren 24 Jahren hat sie bereits 83 Länderspiele absolviert, 254 Tore für ihr Land geworfen und gehört zu den erfahrensten Spielerinnen im deutschen Team. Dabei ist nicht nur ihre Wurfgewalt entscheidend, sondern ebenso ihre Qualität im defensiven Mittelblock sowie ihre Führungspersönlichkeit auf und abseits des Feldes. Bölk deckt alle Bereiche des Handballspiels mit ihrem Können in besonderer Weise ab und konnte ihr Niveau durch ihre Zeit im Ausland und das professionelle Umfeld in Ungarn sogar noch einmal steigern. „Emily ist eine sehr wichtige Führungsspielerin und in der Lage, Verantwortung zu übernehmen“, lobt Bundestrainer Markus Gaugisch. Zusammen mit Co-Kapitänin Alina Grijseels habe sie „wahnsinnig viel investiert und ist vorangegangen“ – und ist eine wichtige Säule im deutschen Spiel.

Das Handballspielen scheint ihr einfach in die Wiege gelegt – und, wenn man sich ihren Stammbaum anschaut, ist das nicht verwunderlich. Ihre Großmutter war DDR-Nationalspielerin, ihre Mutter wurde 1993 Weltmeisterin, ihr Vater war in der Bundesliga beim VfL Fredenbeck aktiv. Schon als Kind spielte Bölk mit der Medaille ihrer Mutter und träumt seither davon, irgendwann selbst mit Edelmetall von einem Turnier zurückzukehren.

Bölks vermeintlich leichte Tore aus dem Rückraum könnten auf diesem Weg ein Schlüssel sein, wenngleich sich das Team mit hohen Zielsetzungen bisher zurückhält. Soll es weit gehen, muss dafür schließlich erst einmal das Spiel gegen Spanien erfolgreich bestritten werden, muss das Team als Ganzes an seiner Effektivität arbeiten. „Wir müssen jetzt weiter bei uns bleiben und dürfen nicht den Kopf in den Sand stecken. Wir haben bisher teilweise richtig guten Handball gespielt und das müssen wir weiter aufbauen. Es ist noch nichts verloren“, sagt Bölk gewohnt zuversichtlich. „Bei dem Spiel geht es um alles. Aber ich bin guter Dinge, dass wir das schaffen.“ Ausweglos ist die Situation für Emily Bölk und das deutsche Team auf jeden Fall nicht.

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