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Vor den Spielen der Hauptrunde gibt es für den Bundestrainer und seine Spieler noch einiges zu besprechen.

© dpa/Andreas Gora

Deutsche Handballer in der EM-Hauptrunde: Für Trainer Gislason ist jedes Spiel ein Endspiel

Trotz der Niederlage gegen Frankreich gehen die deutschen Handballer optimistisch in die Hauptrunde. Dabei ist der Auftakt am Donnerstag gegen Island für den Bundestrainer kein Spiel wie jedes andere.

Einfach wird es für Alfred Gislason nicht. Nicht nur, weil die 30:33-Niederlage gegen Frankreich am Dienstagabend schnell aufgearbeitet werden muss oder weil die nun bevorstehende Hauptrunde für die deutschen Handballer bei der Europameisterschaft sportlich einige Herausforderungen mit sich bringt, sondern weil der nächste Gegner ausgerechnet sein Heimatland Island ist.

„Das wird natürlich ein schwieriges Spiel für mich“, erklärte der Bundestrainer, der ankündigte, vor der Partie beide Nationalhymnen mitzusingen. „Ich bin auch gespannt, in welchem Trikot meine Familie auftaucht. Mein Vater, meine Brüder und mein Onkel sind alle da. Mal sehen, ob sie zu mir halten“, scherzte Gislason, für den sich die Frage zwischen Patriotismus und Arbeitsethos nicht stellt. Dafür ist er zu sehr der Sportsmann, der er ist. Dafür ist der Siegeswille in ihm zu groß. „Ich bin Isländer, aber ich liebe meine Mannschaft. Ich bin zu egoistisch, um nicht gewinnen zu wollen.“

Bereits in der Nacht ging es daher in die Analyse, wurde das Material vorbereitet, das dem Team im Zug nach Köln zur Verfügung gestellt wurde. Und dabei sichtete Gislason auch Positives. Denn trotz des verlorenen Duells mit dem Rekord-Weltmeister und Olympiasieger war der 64-Jährige vor allem eines: „stolz“.

Weil das Spiel über 60 Minuten offen gestaltet werden konnte, weil er eine Steigerung seiner Mannschaft beobachten konnte und weil Deutschland ja trotzdem in der Hauptrunde steht. Zumal die Mängel, die gegen den Mitfavoriten offensichtlich wurden – zu wenig Breite im Kader, sowie fehlende Erfahrung und Abgebrühtheit – sich nicht von einem Tag auf den anderen abstellen lassen.

Sie können allerdings mit Emotion ausgeglichen werden. Und die gibt es bekannterweise bei einem Heimturnier nicht zu knapp. Düsseldorf und Berlin haben dahingehend schon eindrucksvoll vorgelegt und es ist zu erwarten, dass das Stimmungsbarometer in Köln, wo sich die Arena über die letzten Jahre zur Kathedrale des Handballs entwickelt hat, noch einmal steigt.

Das ist eine Gruppe, in der jeder jeden schlagen kann.

Alfred Gislason über die Ausgangslage in der Hauptrunde

Diese Unterstützung von den Rängen werden die Deutschen allerdings auch brauchen. Denn eine weitere Niederlage kann sich die DHB-Auswahl nicht leisten, wenn das Halbfinale erreicht werden soll. Die Gruppe ist dabei relativ entgegenkommend. Anders als in Hamburg, wo sich unter anderem Dänemark, Norwegen und Schweden duellieren, trifft das Team um Kapitän Johannes Golla nun auf Island, Ungarn, Kroatien und Österreich.

Die Spanier, die bei den vergangenen sechs Europameisterschaften immer mindestens bis ins Halbfinale kamen, mussten sich derweil überraschend vorzeitig aus dem Turnier verabschieden. „Das ist eine Gruppe, in der jeder jeden schlagen kann“, weiß Gislason. „Jedes Spiel ist ein Endspiel.“

Der nächste Gegner Island enttäuschte bisher

Dass die Isländer bisher eine eher schwache Vorrunde spielten und wie Deutschland ohne Punkt in die nächste Runde gehen, sollte derweil nicht über die Qualität des Teams hinwegtäuschen.

Angefangen bei der Magdeburger Rückraumreihe um Gisli Thorgeir Kristjansson, Omar Ingi Magnusson und Janus Dadi Smarason, die in der Bundesliga wöchentlich für Furore sorgt, über die treffsicheren Außen bis hin zum ehemaligen Kieler Aron Palmarsson, einer von Gislasons Lieblingsspielern, den der Coach als „Leitwolf“ ausgemacht hat, ist die individuelle Klasse unbestritten.

„Das ist eine super Mannschaft und die werden kämpferisch auftreten, daran besteht kein Zweifel“, prophezeite der Bundestrainer. „Die werden Stimmung machen. Es ist davon auszugehen, dass ein paar Tausend Isländer anreisen werden.“

Mitten in der blau-weiß-roten Traube wird der 64-Jährige am Donnerstagabend vermutlich einige bekannte Gesichter sehen. Und selbst wenn die Gislasons an diesem Abend auf unterschiedlichen Seiten stehen sollten, wird die Familienbande trotz der sportlich schwierigen Situation sicher nicht zerbrechen.

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