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Gesa Krause hatte schwer mit der Hitze in Braunschweig zu kämpfen.

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Update

Leichtathletik-DM in Braunschweig: Gesa Krause verliert den Kampf gegen die Hitze

Die Temperaturen machen den Athleten zu schaffen. Vor allem Gesa Krause kommt damit nicht klar - im Gegensatz zu einer Sprinterin aus Neukölln.

Sport ist Mord. Kann man wirklich mal sagen bei 36 Grad – im Schatten. In der Sonne, und davon gab es am Samstag bei den deutschen Leichtathletikmeisterschaften in Braunschweig reichlich, war es noch viel heißer. Das führte dazu, dass die Dreispringer sogar zwei Wettbewerbe gleichzeitig absolvieren mussten. Den im Dreisprung und dann kam noch das leicht modifizierte Kinderspiel namens Reise nach Jerusalem hinzu. Statt um Stühle stritten sich die Athleten um Sonnenschirme. Drei standen den zehn Springern zur Verfügung.

Max Heß liefen eine halbe Stunde nach seinem letzten Versuch immer noch die Schweißperlen von der Stirn. So wie auch allen anderen, die um ihn herumstanden und im Gegensatz zu ihm keinen Hochleistungssport getrieben hatten. „Es waren vielleicht fünf Grad zu viel und drei Sonnenschirme waren zu wenig“, sagte der 24-Jährige. Trotz der Hitze wurde der Chemnitzer mit 16,58 Metern souverän Deutscher Meister.

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Nicht ganz so gut erging es Gesa Krause in der Hitze von Braunschweig. Die 28-Jährige sollte eigentlich die große Attraktion sein am ersten Tag der Wettbewerbe. Aber nach etwas mehr als 2000 Metern musste sie ihren Lauf über 3000 Meter Hindernis abbrechen. Vor zwei Tagen hatte sie sich noch im Höhentraining in Davos in der Schweiz befunden. "Bei teilweise fünf bis sechs Grad und Regen", berichtete sie nach dem Rennen am Samstag. "Ich bin mit dem Klimawechsel nicht klargekommen. Das war heute schon extrem." Bei der überraschenden Niederlage wäre die Siegerin beinahe untergegangen: Elena Burkard von der LG Nordschwarzwald trotzte der Hitze am erfolgreichsten.

Es war eine spezielle Veranstaltung in Braunschweig, wie derzeit überall im Sport, wo keine Besucher zugelassen sind. „Mein Vater sprach vor vielen Jahr’n: „Komm’ lass uns gehn’ ins Eintracht-Stadion!“, prangt in großen Buchstaben gelb auf blau im Braunschweiger Stadion an der Hamburger Straße. In diesen Monaten sieht der alte Spruch noch älter aus. Meinte man es mit der Leichtathletik böse, könnte man sagen, dass der Zuschauerandrang bei nationalen Leichtathletikmeisterschaften ohnehin zu vernachlässigen ist. Doch es macht einen Unterschied, ob ein paar wenige Tausend Zuschauer da sind, oder eben niemand. Und der Versuch, fehlende Stimmung von den Rängen durch Musik aus Lautsprechern zu kompensieren, scheitert im Sport regelmäßig. So auch am Samstag.

Die Siegerzeremonie fiel aus – Infektionsschutz

Max Heß nimmt Anlauf.
Max Heß nimmt Anlauf.

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Ob es Zufall war, dass Max Heß bei der einzig stimmungsvollen Nummer des Stadion-DJs – The Clashs „Should I stay or should I go? – am weitesten durch die Luft segelte? „Das waren locker so 17,10 Meter“, sagte er. Das Problem war nur, dass Heß bei diesem Satz knapp übertreten hatte. „Fürs Gefühl war dieser Sprung wichtig“, befand der Athlet vom Leichtathletik-Club Chemnitz. Heß und seine neun Mitstreiter schlüpften in der verlassenen Braunschweiger Arena zudem in die Rolle der Zuschauer. Mit rhythmischem Klatschen feuerten sie sich gegenseitig an. „Trotzdem fehlt ohne Zuschauer natürlich der letzte Kick“, sagte Heß. Seine Goldmedaille bekam er nicht verliehen, sondern er musste sie wie alle anderen Medaillengewinner an einer gemeinsamen Ausgabestelle abholen. Wegen der Maßnahmen zum Infektionsschutz.

An dieser Stelle machte auch Tristan Schwandke halt. Der Hammerwerfer vom TV Hindelang verteidigte seinen Titel aus dem Vorjahr in einem großartigen Wettbewerb. Im letzten Versuch übertrumpfte er den bis dahin in Führung liegenden Merlin Hummel mit 70,85 Metern.

Der erste Tag der nationalen Titelkämpfe ging unter anderem mit mehreren Sprint-Entscheidungen zu Ende. Bei den Männern setzte sich über 100 Meter Deniz Almas in starken 10,09 Sekunden durch. Bei den Frauen gab es ein schönes Erfolgserlebnis aus Berliner Sicht: Die Neuköllnerin Lisa-Marie Kwayie gewann in 11,30 Sekunden vor Rebekka Haase (11.34).

Entgegengefiebert wurde dabei dem Auftritt der Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo am Sonntag. So erklärte ein Kameramann in der Mixed Zone, dass sein Fokus voll auf der „Weitspringerin Malaika Ma... ähm .. Mahambo“ liege. Jemand berichtigte: „Miiihambo“. Der Kameramann antwortete unbelehrbar: „Genau, Mahambo.“

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