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Nur Deutschland und Berti Vogts (Mitte) konnten das Offensivspiel der Holländer bei der WM 1974 stoppen.

© dpa

Schon 13 Tore erzielt: Deutschland dominiert die WM: Die Panzer sind jetzt Cabrios

Es ist schon lange her, dass eine Mannschaft derart torhungrig ein Weltturnier bestritt wie die deutsche anno 2010. Eine Garantie für den Titel ist das aber nicht.

Cesar Luis Menotti liebt die Ästhetik – vor allem beim Fußball. Auch wenn seine Sichtweise im modernen Fußball keinen Platz mehr haben mag, für Argentiniens Weltmeistertrainer von 1978 zählt die Schönheit des Spiels mehr als das bloße Resultat. „Zahlen wandern in die Bücher, was bleibt, ist einzig die Erinnerung an Mannschaften, die mit ihrem Spielstil die Zuschauer zum Träumen bringen konnten“, sagte Menotti einst.

Demzufolge hätte Deutschland seinen Platz im Gedächtnis der Fans bereits sicher. Bisher brachte keine Mannschaft die Zuschauer in Südafrika – sprechen wir ruhig mit Menotti – so zum Träumen wie die deutsche Elf. 4:1 gegen England, 4:0 gegen Argentinien – die Auftritte im Achtel- und Viertelfinale wurden zu neuen Meilensteinen der deutschen Fußballgeschichte. Zählt man die Vorrundenspiele hinzu, kommt Deutschland bisher auf vier Siege und eine Niederlage bei einem Torverhältnis von 13:2. Es ist schon lange her, dass eine Mannschaft derart torhungrig ein Weltturnier bestritt wie die deutsche anno 2010. 1974 in Deutschland war es, als die Niederländer mit ihrer Interpretation vom „Totaalvoetbal“ die Fans auf den Rängen zu ähnlichen Begeisterungsstürmen hinrissen. Angeführt von Johan Cruyff erzielten die Niederländer in sechs Spielen 14 Tore, ehe sie im Finale der deutschen Mannschaft unterlagen. Ebenfalls unvergessen sind die Ungarn von 1954, die bis zum legendären Finale von Bern gegen Deutschland in nur vier Spielen 25 Mal trafen. Seit dem Angriffswirbel der Ungarn und Niederländer gelang es keinem Team mehr, bei einer WM restlos zu glänzen. Weder Argentinien 1986 (9 Tore) noch Frankreich 1998 (10 Tore) konnten bei ihren Titelgewinnen so viele Tore erzielen, ehe sie, wie jetzt die deutsche Mannschaft, das Halbfinale erreicht hatten. Für ihre neue Leichtigkeit wird die Mannschaft von Joachim Löw von der internationalen Presse mit Lob überschüttet, das Image von den deutschen Panzern ist fast komplett überholt. Über Deutschland sagt Menotti, „eine Nation spielt eben so, wie sie lebt“. Selten schien unser Dasein so unbeschwert und kreativ wie nach dem Viertelfinale gegen Argentinien.Sebastian Stier

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