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Trainer Christian Streich (links) legt viel wert auf die Defensive, vorne richtet es meist Standardspezialist Vincenzo Grifo.

© Imago/Eibner

Dienstag im Pokal, Samstag in der Liga: Der SC Freiburg freut sich auf die Bayern-Woche

Dem SC Freiburg fehlt die spielerische Leichtigkeit der Hinrunde. Dennoch steht das Team von Christian Streich auf einem Champions-League-Platz und will die großen Bayern ärgern.

Von Christoph Ruf

Es ist derzeit nicht so ganz einfach für die Freiburger Spieler, ihre eigenen Ergebnisse zu kommentieren. Offiziell hat der Sportclub ja viel bescheidenere Ziel als das Erreichen der Champions League.

Und wenn man innerhalb einer Woche zwei Mal gegen den großen FC Bayern ran muss, ist sowieso größtmögliche verbale Demut angesagt. Zumal Trainer Christian Streich auch vor Partien gegen den Tabellenletzten stets dessen „unfassbare“ oder „brutale“ Klasse lobt.

Da sie aber so ganz heimlich, still und leise dann doch auf die Tabelle schauen, wissen Mark Flekken, Vincenzo Grifo und Co. durchaus, was die Stunde geschlagen hat: Der Sportclub rangiert mit zwei Punkten Vorsprung auf Rang fünf auf ebenjenem Champions-League-Platz, auf dem man angeblich nichts verloren hat.

Und das vor Vereinen wie RB Leipzig, dem VfL Wolfsburg oder Borussia Mönchengladbach, die man vor der Saison noch als unerreichbar eingestuft hatte.

Und bei allem Respekt, den man, sofern man halbwegs bei Trost ist, vor dem FC Bayern ja immer haben sollte – auch umgekehrt dürfte den Bajuwaren bewusst sein, dass da am Dienstag (20.45 Uhr, ARD) im DFB-Pokal-Viertelfinale ein Team kommt, das zurecht in den allerobersten Tabellenregionen steht.

Zwar geht dem Sportclub seit einigen Wochen die spielerische Leichtigkeit ab, die die Auftritte in der Hinrunde noch so sehenswert machten. Derzeit trifft der Sportclub meistens, wie am Samstag auch beim 1:1 gegen die Hertha, nach Standardsituationen. Grifo trifft den ruhenden Ball derzeit nach Belieben und bringt es genau deshalb auch schon auf 13 Saisontore.

Im Spiel nach vorne fehlen derzeit hingegen ein wenig die Präzision und das Tempo. Auf die Ergebnisse – und das macht vielleicht ein echtes Spitzenteam aus – hat das alles indes keine Auswirkungen.

Zwar kassierte man in Wolfsburg (0:6) und Dortmund (1:5) echte Klatschen, weitere Niederlagen gab es in diesem Kalenderjahr in der Liga aber nicht.

Die Rückrundentabelle weist stattdessen die Niederlage beim BVB sowie vier Siege und vier Remis aus. Wie sehr die Freiburger intern die beiden verschenkten Punkte gegen Hertha nerven, zeigte dann auch die Aussage von Keeper Mark Flekken: „Wenn du auf diesem Niveau in der Tabelle mitspielen willst, musst du das Ding über die Bühne bringen. Wir hätten einen großen Sprung in Richtung Champions League machen können.“

Die Defensive ist Freiburgs Prunkstück

Flekken, die derzeitige Nummer zwei der niederländischen Nationalmannschaft, ist dann auch einer der Garanten des Freiburger Höhenfluges. Als einer der besten Keeper der Liga dirigiert er eine Abwehr, in der zumindest das Innenverteidiger-Duo Philipp Lienhart und Matthias Ginter sowie Linksverteidiger Christian Günter kaum einen Vergleich in der Liga scheuen müssen.

Wie es überhaupt verwunderlich ist, dass sich in der Branche so lange schon das Klischee von den „Breisgau-Brasilianern“ hält, das in der Ära des ersten Freiburger Endlos-Trainers Volker Finke (1991 bis 2007) geprägt worden war. Zwar gilt auch unter Christian Streich die Vorgabe, die Bälle sauber aus der eigenen Hälfte herauszuspielen.

Doch Streich denkt konsequent defensiv – weshalb bei ihm ein Stürmer auch 20 Saisontore garantieren könnte und dennoch nicht in der ersten Elf stünde, wenn er seine Defensivaufgaben vernachlässigt.

Gegen die Bayern dürfte nun wieder Michael Gregoritsch als einzige Spitze in die Startformation rücken. Der Österreicher ist als mannschaftsdienlicher, ebenso fleißiger wie kopfballstarker Offensiver die Idealbesetzung in Streichs Konzept.

Und im Gegensatz zu vergangenen Jahren, in denen dem DFB-Pokal intern deutlich weniger Gewicht beigemessen wurde als der Liga, sind sie beim SC dieser Tage hoch motiviert, eine Runde weiterzukommen.

Das Pokalfinale der vergangenen Saison, das man nur knapp gegen Rasenballsport Leipzig verlor, hat nicht nur im Umfeld Lust auf mehr gemacht. Damals reisten 30.000 Freiburger Fans nach Berlin – und jeder von ihnen würde das nur allzu gerne am 3. Juni dieses Jahres erneut tun.

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