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Der Handbiker Norbert Mosandl wurde Juli positiv auf Epo getestet.

© dpa

Doping: Die Reue nach der Spritze

Am 5. Juli wurde Norbert Mosandl positiv auf rekombinantes Erythropoetin getestet. Der Fall des Paralympics-Silbermedaillengewinners zeigt: Im Behindertensport wird gedopt.

Von der Startseite des Internetauftritts des Deutschen Behinderten-Sportverbandes (DBS) braucht man vier Klicks und ein wenig Gespür. Gut versteckt findet man schließlich unter dem Punkt „Ergebnismanagement“ die Nachricht, dass der Handbiker Norbert Mosandl am 5. Juli 2013 positiv auf rekombinantes Erythropoetin (Epo) getestet wurde. Und seit vergangener Woche ist er dafür offiziell bis zum 4. Juli 2015 gesperrt. Damit hat sich das bewahrheitet, was man nach den gewaltigen Leistungssteigerungen im Behinderten-Spitzensport schon vermuten musste: Auch im paralympischen Spitzensport wird gedopt.

„Es kann gar kein Zweifel daran bestehen, dass jeder Dopingfall einer zu viel ist. Beachtet man jedoch, dass es sich bei Herrn Mosandl um den dritten positiven Test seit 2008 handelt, kann man nicht von der Spitze eines Eisbergs sprechen“, sagt DBS-Sportdirektor Frank-Thomas Hartleb.

Norbert Mosandl gibt zu, gedopt gewesen zu sein. „Ja, ich war es“, sagt er, „es tut mir leid, ich habe da einen großen Fehler gemacht, aber ich stehe dazu.“ Mosandl war nie ein bequemer Athlet, bei den Paralympics in London kam es dann zum Streit zwischen ihm und der Mannschaftsleitung, weil der eigenwillige Bayer partout nicht im olympischen Dorf wohnen wollte. Der 52 Jahre alte gelernte Schreiner mietete sich an der Rennstrecke in Brands Hatch ein und zog sich damit den Zorn der Mannschaftsleitung zu. Mosandl, der seit einem Unfall querschnittsgelähmt ist, holte ohne große Unterstützung des Teams Silber im Zeitfahren und schoss danach verbale Giftpfeile gegen den Verband und auch gegen den Sieger Alessandro Zanardi aus Italien. Das Handbike des ehemaligen Formel-1-Fahrers, der 2001 bei einem Unfall auf dem Lausitzring beide Beine verloren hatte, soll nicht den Regeln entsprochen haben, behauptet Mosandl, der nach London eigentlich seine Karriere beenden wollte.

Nachdem ihm aber von Bundestrainer Patrick Kromer, so Mosandl, keine Zukunft in der Nationalmannschaft prophezeit worden war, sei sein Kampfgeist erwacht. Einmal wollte er noch bei einem großen Event dabei sein, bei der WM im August 2013 in Kanada. Und das auch als eine Art Therapie. Mosandl steckt in einer „fürchterlichen Trennung und Scheidung“, wie er selbst sagt, der Sport sei für ihn auch Ablenkung in einer Lebenskrise.

Als er beim Weltcup im Juni in Italien nicht die nötige Leistung brachte und nur noch eine Chance zur WM-Qualifikation besaß, soll der Ablauf so gewesen sein: Sonntag zurück vom Weltcup, am Montag eine Injektion Epo als Vorbereitung auf den nächsten Weltcup eine Woche später – zu dem er aber nicht mehr antrat. Mosandl will quasi unmittelbar nach der Spritze von Reue übermannt worden sein und noch am selben Tag schriftlich dem Verband seinen Rücktritt erklärt haben. Das hinderte allerdings die Nada nicht daran, am Dienstag zur Kontrolle aufzutauchen.

„Es ist gut, dass ich erwischt worden bin“, sagt er jetzt. Dass die Geschichte vom einmaligen Epo-Einsatz nicht besonders überzeugend klingt, lässt er nicht gelten. Auf die Frage, wie man denn als kurzentschlossener Einmaldoper überhaupt an Epo komme, sagt er nur: „Das muss man sich nicht besorgen, das wird einem angeboten.“ Namen will Mosandl nicht nennen. „Ich ziehe da keinen mit rein“, sagt er, betont aber gleichzeitig, dass seine Kollegen aus der Nationalmannschaft sauber seien. „Am meisten ärgert es mich, dass ich unserem Sport geschadet habe.“

Norbert Mosandl kann die Sperre nicht mehr treffen, den Behindertensport trifft der Fall aber schon. Einen positiven Epo-Test hatte die Szene in Deutschland noch nicht. Jetzt ist er da und die Skepsis, mit der außergewöhnliche paralympische Leistungen betrachtet werden, wird weiter wachsen. Auch wenn Mosandl immer wieder betont: „Ich bin nie gedopt einen Wettkampf gefahren.“

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