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Betty Heidler strahlte 2012 in London nach dem Gewinn ihrer Bronzemedaille. Nachträglich bekam sie nun Silber.

© Christophe Karaba/EPA/dpa

Doping in der Leichtathletik: Schmerzhaftes Silber für Betty Heidler

Die ehemalige Hammerwerferin Betty Heidler bekommt nachträglich olympisches Silber verliehen. Richtig freuen kann sie sich darüber nicht.

Betty Heidler will am liebsten gar nicht genau nachschauen, was ihr alles durch die Lappen gegangen ist. Prämien von den Verbänden, Sponsoren, der Sporthilfe und, und, und. „Ich könnte jetzt die alten Ordner rausholen und mir die Verträge von damals angucken. Aber das ist mir zu müßig“, sagt sie. Und vielleicht auch zu schmerzhaft.

Im Jahr 2012 bestritt die Hammerwerferin Heidler einen ihrer besten Wettkämpfe überhaupt. Bei den Olympischen Spielen in London erzielte sie eine Weite von 77,12 Metern, zum damaligen Zeitpunkt war dies gleichbedeutend mit Rang drei, hinter der Polin Anita Wlodarczyk sowie der Siegerin Tatjana Lyssenko aus Russland. Letztere allerdings wurde im Zuge von Nachkontrollen eingelagerter Proben auf das anabole Steroid Turinabol getestet. Im Jahr 2016 wurde ihr die Goldmedaille durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) aberkannt. Und nun, weitere zwei Jahre später, ist die Disqualifikation rechtskräftig. Neue Olympiasiegerin ist somit Wlodarczyk – und neue Silbermedaillengewinnerin Betty Heidler.

Aber wie kann sich so ein zweiter Platz mit sechs Jahren Verspätung schon anfühlen? „Ich freue mich“, sagt Heidler. „Aber mit Beigeschmack.“ Heidler freut sich, dass sie ein klein wenig Gerechtigkeit erfährt. „Dass Lissenko die Medaille abgeben muss und das Ergebnis aus den Listen gestrichen wird, das ist richtig so.“

Dank neuer Methoden können Dopingsünder verspätet überführt

Doping-Gerüchte um Lissenko hatte es rund um die Olympischen Spiele 2012 in London gegeben. Schon von 2007 bis 2009 war sie wegen nachgewiesenen Dopings gesperrt gewesen. 2012 knüpfte sie nahtlos an ihre alte Stärke an. „Überrascht hat mich das alles mit der Vorgeschichte nicht“, sagt Heidler. Einen Beigeschmack verspürt die Berlinerin, die 2016 ihre Karriere beendete, dadurch, „dass das alles so lange gedauert hat.“

Die Dauer der Medaillenneuvergabe ist dabei in erster Linie damit zu erklären, dass sich die Analysemethoden der Dopingfahnder nur sehr langsam verbesserten. Eingefrorene Proben etwa von den Olympischen Spielen 2008 und 2012 konnten erst Jahre später dank der neuen Methodik getestet, Sünder überführt werden. Dennoch: Vom ersten Nachweis der Schuld bis zur rechtskräftigen Bestrafung vergingen im Falle von Lissenko wohl etwa drei Jahre.

Nun kann sich Heidler innerhalb von zwölf Monaten aussuchen, wie und wo sie nachträglich geehrt wird, ob zum Beispiel eine Zeremonie im Rahmen eines Leichtathletikmeetings stattfindet oder ob sie sich Medaille und Urkunde einfach per Post zuschicken lässt. Noch hat sie sich nicht entschieden. „Ich bin zurzeit so sehr beschäftigt mit meinem Studium, dass ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht habe“, erzählt sie.

Sicher ist nur, dass sie erstmal ohne olympische Medaille ist. Die Bronzemedaille hat Heidler nämlich schon zurück ans IOC geschickt. Diese bekommt nun die Chinesin Zhang Wenxiu. Dass Heidler finanziell vom IOC als nun rechtmäßige Silbermedaillengewinnerin entschädigt wird, scheint eher nicht der Fall. „Davon habe ich jedenfalls noch nichts gehört“, sagt Heidler.

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