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Sport: Ein Luftloch als Zeichen

Mainz 05 glaubt, dass die Wende zum Guten nah ist

Berlin - Thomas Tuchel verfolgt als Fußballtrainer einen entschieden intellektuellen Ansatz; das heißt allerdings nicht, dass ihm alles Übersinnliche fremd wäre. „Ich glaube auch an Glück und Pech“, sagte der Trainer des FSV Mainz 05 nach dem 0:0 seiner Mannschaft bei Hertha BSC. Vielleicht war der Glaube bei ihm nie stärker als am späten Samstagnachmittag. Es lief die 89. Minute des Spiels, als die einfallslosen Berliner einen ihrer seltenen strukturierten Spielzüge mit einer Flanke in den Mainzer Strafraum abschlossen. Der Brasilianer Raffael stand dort völlig frei, „das kann nicht sein, das darf nicht sein“, schoss es dem früheren Herthaner Malik Fathi durch den Kopf. Raffael holte aus – und trat ein riesiges Loch in die Luft. Raffael bekam noch eine zweite Chance und traf den Rücken des Mainzer Verteidigers Niko Bungert. „Vielleicht ist es ein kleines Zeichen, dass wir heute das Tor nicht gekriegt haben“, sagte Tuchel.

Auf den ersten Blick ist es wirklich nicht viel, woran die Mainzer derzeit ihre Hoffnung auf Besserung festmachen. Am Samstag fanden sie Trost in einem Luftloch des Gegners. Bei genauerer Betrachtung aber lieferte der Auftritt des Tabellenfünfzehnten sehr viel mehr Ansätze für ihren Optimismus, auch wenn die Mainzer ihre Serie auf nunmehr acht Spiele ohne Sieg ausbauten. „Wir haben die Tabelle ganz gut ausgeblendet“, sagte Malik Fathi. „Das ist wichtig, wenn man unten steht.“ Die Mainzer traten in der Tat nicht wie ein Abstiegskandidat auf. Spielerisch, taktisch und auch emotional waren sie den Berlinern deutlich überlegen. „Wir haben Dominanz ausgestrahlt: in den Zweikämpfen, im Passspiel, in der Raumaufteilung“, sagte Tuchel. Nur in der Chancenverwertung offenbarte seine Mannschaft erneut gefährliche Defizite.

Nach Tuchels Vorstellung vom Fußball kann es trotzdem nur eine Frage der Zeit sein, bis sich der Aufwand, den seine Mannschaft betreibt, auch in den Ergebnissen niederschlägt. „Ich glaube an unser Talent, ich glaube an unser Können“, sagte er. „Es gibt keinen anderen Weg, als sich über Leistung zu definieren.“ Vor vier Wochen, mit der unglücklichen Niederlage gegen Dortmund in letzter Minute, habe eine Entwicklung zum Positiven eingesetzt, seitdem werde es von Spiel zu Spiel besser. Und auch wenn die Resultate das bisher noch nicht reflektieren, „kann es nicht der Weg sein, dass wir mal absichtlich schlecht spielen“. Stefan Hermanns

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