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Sport: Ein Schweizer Schicksal Trainer weg, Spieler auch – der FC Zürich leidet

Kurz vor dem Anpfiff kehrt die Vergangenheit noch einmal zurück. Im Letzigrund verliest der Stadionsprecher die Aufstellung des FC Zürich, erst die Spieler, dann den Trainer, „unser Trainer: Luuucien Faaaavre!

Kurz vor dem Anpfiff kehrt die Vergangenheit noch einmal zurück. Im Letzigrund verliest der Stadionsprecher die Aufstellung des FC Zürich, erst die Spieler, dann den Trainer, „unser Trainer: Luuucien Faaaavre!“ Oh, Entschuldigung, der Trainer heißt natürlich Bernard Challandes. Das Stadion lacht. Wenigstens vor den Spielen haben sie in Zürich noch etwas zu lachen.

Nach den Spielen sieht es meistens düster aus. Das 1:3 gegen den Hamburger SV im Uefa-Pokal war für den Schweizer Meister nullsechs und nullsieben die siebte Niederlage in den vergangenen acht Pflichtspielen. Nach und nach kommen den Zürichern sämtliche Ziele abhanden. Mit dem Rückspiel in Hamburg endet ihr europäisches Abenteuer, im Schweizer Pokal ist der FCZ vor Weihnachten gegen Thun ausgeschieden, und in der Meisterschaft belegt der Titelverteidiger nach der 0:1-Niederlage gegen den Tabellenletzten St. Gallen mit sechs Punkten Rückstand auf den FC Basel nur noch Platz drei.

„Das ist eine relativ gefährliche Situation“, sagt Zürichs Sportchef Fredy Bickel vor dem Heimspiel gegen den Tabellenführer an diesem Sonntag. Gefährlich, weil mit jedem Misserfolg das Selbstvertrauen schwindet, ohne Selbstvertrauen aber auch die Chance auf Erfolge. „Es braucht im Moment nicht viel, damit wir kippen“, sagt Bickel. Flankierend dazu wächst der allgemeine Unmut. Die Boulevardzeitung „Blick“ attackierte nach der Niederlage gegen den HSV vor allem den Trainer: „Unter Challandes geht’s immer weiter bergab. Wie lange noch?“

Der ehemalige Coach der Schweizer U 21 übernahm die Mannschaft nach Favres Wechsel zu Hertha BSC im Sommer, er sollte den Umbau moderieren. Nun aber stellen sie in Zürich fest, dass der Umbau erstaunlich viel Lärm und Dreck erzeugt und den laufenden Betrieb stärker stört, als sie gedacht haben. „Der Selbstfindungsprozess wird von schlechten Resultaten beeinträchtigt“, schreibt die „Neue Zürcher Zeitung“, und „Blick“ klagt, dass gegen den HSV nichts mehr „an den charmanten Kombinations- und Offensivfußball“ erinnert habe, den Favre dem FCZ beigebracht hatte.

Eine besonders überraschende Erkenntnis ist das nicht: Acht Spieler haben den Klub seit dem Sommer verlassen, darunter Steve von Bergen und der Brasilianer Raffael, die Favre nach Berlin gefolgt sind. „Die neuen Spieler brauchen Zeit“, sagt Bickel. Aber der Wandel droht bei den Zürichern zum Dauerzustand zu werden. Im Sommer wird wohl Yassine Chikhaoui, die Entdeckung dieser Saison, den Klub verlassen. „Da hilft es nicht zu klagen. Man muss darauf vorbereitet sein“, sagt Bickel. „Dass die besten Spieler gehen, ist nicht nur das Schicksal des FCZ. Es ist das Schicksal der Schweiz.“

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