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Sport: Eine Kindermannschaft wird erwachsen

Hachings Volleyballer müssen sich heute beim SCC rehabilitieren – der aber kann ins Finale einziehen

Berlin - Der Daumen ist gebrochen, das ist einerseits natürlich Pech für Salvador Hidalgo Oliva, andererseits kann der Kubaner heute trotzdem spielen. „Es geht schon“, sagt Mark Lebedew, sein Trainer. Für Lebedew und seine Mannschaft ist das eine gute Nachricht. Der Außenangreifer Hidalgo Oliva ist wichtig wegen seiner druckvollen Sprungaufgaben und seiner harten Angriffsbälle. Er will dafür sorgen, dass der Volleyball-Bundesligist SC Charlottenburg heute ins Finale der deutschen Meisterschaft einzieht.

Es ist das zweite Halbfinalspiel, die Partie findet in der Schmeling-Halle statt (19.30 Uhr) vor voraussichtlich rund 7000 Fans (oder noch mehr), und man darf davon ausgehen, dass der Gegner und Pokalsieger Generali Haching nicht mehr so spielt wie am Dienstag in eigener Halle. Da verloren die Bayern 1:3 gegen den SCC, und später sagte Zuspieler Branislav Skladany: „Wir haben gespielt wie eine Kindermannschaft. Aber das waren nicht wir. Wir sind besser als Berlin.“

Na gut, das muss sich erstmal zeigen. Aber dass der SCC noch mal auf die Kopie einer Kindermannschaft treffen wird, darf man ausschließen. Für Haching geht es um alles. Verliert das Team, steht der SCC im Finale, und Haching müsste eine große Enttäuschung verarbeiten.

Zum Denkmalsturz reicht’s halt doch noch nicht – das wäre dann der erste Teil der Botschaft dieser Partie. So ganz auf Augenhöhe mit dem VfB Friedrichshafen, dauerhaft jedenfalls, ist Haching halt doch noch nicht, das wäre der zweite.

Friedrichshafen ist im Volleyball das Maß aller Dinge, Seriensieger, Champions-League-Sieger 2007, vielfacher Pokalsieger. Aber Generali Haching bedroht die Vormachtsstellung, die Mannschaft von Trainer Mihai Paduretu hat in einem mitreißenden Pokalfinale die Schwaben 3:2 besiegt, und danach hatte Hachings Kapitän Max Günthör verkündet: „Wir haben gezeigt, dass wir zwei Mannschaften auf Augenhöhe sind. Unser Sieg war außerdem ein ganz wichtiges Zeichen für den deutschen Volleyball.“ Was man halt so sagt nach einem furiosen Sieg.

Zumindest aktuell liegen Haching und Friedrichshafen auf Augenhöhe – bislang jedenfalls. Zuspieler Skladany hat erheblichen Anteil daran. Der 28-jährige Slowake hat eine gute Technik und Übersicht. Hachings Trainer hatte nach dem Pokalfinale erklärt: „Er war heute unser bester Mann.“ Zu den Leistungsträgern der Hachinger gehören auch die Mittelblocker Günthör und Tomas Kmet. Und auch Außenangreifer Robert Hupka, der lange nur Ersatz war, kommt immer stärker in Form.

Hinter dem großen Ganzen steht natürlich Paduretu, ein 44-jähriger Rumäne, der Haching von der Regionalliga in die Bundesliga geführt hat. Acht neue Spieler verpflichtete er vor dieser Saison; ersetzen musste er vor allem Sebastian Schwarz und Zuspieler Patrick Steuerwald. Viele Beobachter hatten erwartet, dass vor allem Steuerwald nicht angemessen ersetzt werden könnte. Aber dann kam Skladany. Ein sehr guter Ersatz.

Lebedew hat „großen Respekt vor Haching. Das Team ist von der ersten bis zur letzten Position gut besetzt.“ Aber es ist ein Heimspiel, er setzt auf die SCC-Fans, die eine grandiose Party-Stimmung veranstalten können. „Am Dienstag hatte sich das Spiel kurz zugunsten der Hachinger gedreht, als die Zuschauer ihre Mannschaft noch stärker angefeuert hatten als bis dahin“, sagt Lebedew. „Aber jetzt haben wir die Zuschauer auf unserer Seite.“

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