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© dpa

Eisbären-Stürmer: Keine Sperre für Florian Busch

Trotz einer verweigerten Dopingprobe wird der Eishockeyprofi Florian Busch von den Eisbären Berlin nicht gesperrt.

Berlin - Florian Busch stand in den Katakomben der Arena am Ostbahnhof. Der Stürmer des EHC Eisbären grinste. Breit, schelmisch – es war eine Mimik, die von großer Erleichterung zeugte. Florian Busch gönnte sich diesen scheinbar intimen Moment. Schließlich hatte der Eishockeyprofi schon vor dem gestrigen Champions-League-Spiel der Berliner gegen Metallurg Magnitogorsk gewonnen: Am Mittwochnachmittag entschied das Adhoc-Schiedsgericht des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) unter Vorsitz des Schweizer Anwalts Stephan Netzle, dass Busch wegen einer am 6. März 2008 verweigerten Dopingkontrolle nicht gesperrt wird.

Das Spiel gewannen die Berliner verdient 2:1 (1:0, 1:1, 0:0), Andy Roach und Denis Pederson erzielten die Tore für die Eisbären. Busch assistierte beim ersten Treffer. Das gute Ergebnis gegen das russische Spitzenteam war aber sportlich bedeutungslos, die Eisbären waren schon vor der Partie als feststehender Gruppenzweiter hinter den Russen ausgeschieden. Immerhin bekamen die Berliner 50 000 Euro Siegprämie.

So allein, wie Busch vor dem Gang aufs Eis wähnte war er übrigens nicht. Sein breites Grinsen wurde auf dem Videowürfel der Arena übertragen, 13 500 Zuschauer sahen es. Als der Spieler dann wenig später aufs Eis lief, feierten ihn die Fans lauter als sonst mit einem lang gezogenen „Buuuuschi“. Die frohe Kunde, die Urteilsverkündung des Schiedsgerichts war angekommen in der Arena: Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) hatte zum Zeitpunkt des Vergehens von Busch den aktuellen Code der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) nicht in seinem Regelwerk. Deshalb sei die Klage der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) abgewiesen worden, teilte der DOSB mit.

Das vorläufige Ende einer langen Posse um den verpassten Dopingtest wurde also zu einem Happy-End für den Eishockeyprofi. Busch hatte einem Kontrolleur die Tür gewiesen, weil er angeblich mit seiner Freundin zum Essen gehen wollte. Busch selbst hatte seine leichtsinnige Tat später als „Riesendummheit“ bezeichnet. Damit schien es aber nicht getan: Die Wada hatte eine zweijährige Sperre gefordert, nachdem der DEB allen Ernstes geglaubt hatte, Busch mit einer Verwarnung und einer kleinen Geldstrafe (5000 Euro) davonkommen können zu lassen.

Das Problem war: Eine verweigerte Dopingprobe gilt laut Wada- und Nada-Code als positive Probe. Die laxe Handhabung des DEB gefiel der Nada nicht. Der Verband bekam Ärger, am Ende wollte gar das Innenministerium dem DEB die Fördermittel streichen. Der Druck half: Der DEB dachte um und traf sich am 16. Mai mit der Nada. Beide Parteien stimmten darin überein, dass Florian Busch eine von der Nada veranlasste Dopingkontrolle verweigert hatte. DEB und Nada nahmen zur Kenntnis, dass die Wada-Rechtsmittel beim Adhoc–Schiedsgericht des DOSB eingelegt hatte. Die Parteien verkündeten, sie würden den Spruch des Schiedsgerichts anerkennen – somit droht Busch kein Nachspiel von Seiten der Nada.

Trotzdem hat dieser Schiedsspruch einen bitteren Geschmack. Im Normalfall hätte Busch gesperrt werden müssen. Sein Glück war, dass der DEB versäumt hatte, den aktuellen Nada-Code in seine Regeln aufzunehmen. „Den Fehler müssen wir uns eingestehen“, sagte DEB-Präsident Uwe Harnos. Inzwischen hat der DEB den aktuellen Code in sein Regelwerk integriert und die Sportler mittels Athletenvereinbarung daran gebunden. Wenn also demnächst der Kontrolleur klingelt, sollte Busch ihm nicht wieder die Tür weisen.

Busch will aus dem Fall gelernt haben. „Natürlich bin ich froh über die Entscheidung des Schiedsgerichts“, verkündete er am Mittwoch. „Der Fehler lag bei mir und war eine bittere Lehre für mich.“ Beim Eishockey-Bund, der anderthalb Jahre vor Austragung der WM im eigenen Land in ein Imagetief abgerutscht ist, hat der Freispruch von Busch allerdings keine Jubelstürme ausgelöst. „Es gibt keinen Anlass, Freude zum Ausdruck zu bringen. Dafür ist der Schaden, der durch die Angelegenheit angerichtet wurde, viel zu groß“, sagte Präsident Uwe Harnos.

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