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Die Frankfurt Lions waren 2004 der große Spielverderber für die Berliner

© Imago Images

Eisbären Berlin gegen Frankfurt Lions: Eine eiskalte Geschichte

Die Eisbären spielen seit 2010 erstmals gegen einen Klub, mit dem sie besondere Erlebnisse hatten und der ihnen in dieser Saison helfen könnte.

Es war der Tag, an dem die Eisbären das Fundament zur ihrer ersten deutschen Eishockeymeisterschaft gelegt hatten. So sah es jedenfalls die Mehrheit unter den 5000 Fans im Wellblechpalast. Die Berliner hatten die Frankfurt Lions an jenem 8. April 2004 im ersten Finalspiel 5:1 bezwungen, das Volk auf den Rängen tobte und trällerte vom Titel.

Kein Zweifel, die Eisbären sollten es nun endlich schaffen, ihr Trainer Pierre Pagé hatte schließlich auch versprochen, dass am Ende dieser Saison „etwas ganz Besonderes“ passieren sollte. Was sollte gegen diese biederen Frankfurter schon anbrennen, die Eisbären hatten sie schließlich auch schon in der Hauptrunde der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) vier Mal bezwungen.

In Frankfurt sangen die Berliner Fans vor dem zweiten Endspiel davon, dass sie bald sogar noch weitere Reiseziele als die Metropole am Main ansteuern würden. „Wir fahren dahin, wo es schön und teuer ist“, riefen sie – „nach Davos“. In der Stadt in den Schweizer Alpen findet alljährlich ein Eishockeyturnier mit den besten Teams Europas statt. Der Deutsche Meister sollte auch dabei sein.

Doch es kam anders. In ihrem ersten Heimspiel der seinerzeit nach dem Modus „Best of five“ ausgetragenen Finalserie in Frankfurt schlugen die Hessen zurück, siegten 5:2. Und ihr Trainer Rich Chernomaz wurde mutig und sprach nach dem ersten Saisonsieg von „einer jetzt offenen Serie“, aber die wurde es dann nicht mehr: Im dritten Endspiel siegten die Lions trotz einer Berliner 2:0-Führung am Ostermontag 4:3 nach Verlängerung im Wellblechpalast.

Die Eisbären waren der große Verlierer

Das entscheidende Tor schoss Martin Reichel, Vater des späteren Eisbären-Stürmers Lukas Reichel – in einem Spiel, das vor der Serie schon als das entscheidende zugunsten der Eisbären verkauft worden war. Die Tickets kosteten damals auf dem Ebay-Schwarzmarkt um die 200 Euro. Zwei Tage später, am 16. April, war es dann um die Eisbären geschehen, nach klarer Führung gewannen die Hessen das vierte Endspiel gegen am Ende hart rackernde Eisbären 4:3.

Die Eisbären waren der große Verlierer. Als Frankfurts Kapitän Paul Stanton den Meisterschaftspokal überreicht bekam, schauten sie mit hängenden Köpfen zu. Die Frankfurt Lions waren damals der große Spielverderber für die Berliner. Allerdings konnten die Hessen vor 18 Jahren die große Ära der Berliner nur aufhalten, während ihre kurze Hochzeit bald vorbei sein sollte.

Zum Saisonstart mussten die Eisbären gleich zwei Niederlagen kassiere, zuletzt gegen die Grizzlys.

© IMAGO/Nordphoto

Wenn sich am Sonntag beide Teams in Berlin (14 Uhr, Mercedes-Benz-Arena) zum ersten Mal seit zwölf Jahren in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) aufeinandertreffen, haben sie ganz unterschiedliche Wege hinter sich: Die Berliner sind seit 2005 schon neun Mal Meister geworden, die Hessen nach einem finanziell bedingten Absturz in die Zweitklassigkeit im Jahr 2010 nun wieder in der DEL zurück. Als Aufsteiger mit dem Ziel Klassenerhalt.

Es mag seltsam anmuten, aber die Frankfurter haben den Berlinern damals geholfen, akribischer auf das Ziel Titel hinzuarbeiten. Zwei Tage nach dem Berliner Desaster in der Frankfurter Eissporthalle gab es eine recht triste Saisonabschlussfeier im Wellblechpalast, allerdings gab sich Trainer Pierre Pagé damals sehr kämpferisch. „Wir haben hier noch genug Zeit, den Titel zu gewinnen“, sagte der Kanadier. „Und das werden wir.“

Tatsächlich holten die Eisbären 2005 und 2006 die Meisterschaft, nur im letzten Berliner Amtsjahr von Pagé krachte es dann gewaltig. Es ging für den Meister im März 2007 nur in die Pre-Play-offs und da scheiterten sie – an Frankfurt. Nach einem Sieg im ersten Spiel und zwei Niederlagen danach in der nach dem Modus „Best-of-three“ ausgetragenen Miniserie.

We blew it all.

Ehemaliger Eisbären-Trainer Pierre Pagé

Im letzten Spiel von Pagé setzte es ein 0:6 bei den Lions, was der frustrierte Berliner Trainer noch Stunden nach dem Schlusssirene nicht fassen konnte. Er diskutierte damals lange in den Katakomben der schon leeren Frankfurter Eissporthalle darüber, unter anderem mit mit dem späteren Bundestrainer Uwe Krupp. „We blew it all“, sagte Pagé immer wieder. „Wir haben alles vermasselt.“

Vielleicht gibt Frankfurt den Eisbären Starthilfe

Die Chemie von Team und Trainer stimmte damals nicht mehr, aber wieder gab es nach einer bitteren Niederlage gegen Frankfurt eine Berliner Wiederauferstehung: Don Jackson wurde Nachfolger von Pagé und die Eisbären holten einen Titel nach dem anderen.

In dieser Saison wollen die Eisbären nun dann um den zehnten Titel spielen – wobei sie die Saison mit zwei Niederlagen begonnen haben, am Freitag gab es vor immerhin 12.000 Zuschauenden im ersten Heimspiel ein 1:2 nach Penaltyschießen gegen Wolfsburg. Die Frankfurter hingegen haben nach drei Spielen schon sechs Punkte auf dem Konto, vor allem Dank Dominik Bokk. Der Stürmer wurde bei den Eisbären ausgemustert, hat nun für die Hessen schon vier Treffer erzielt. Serge Aubin allerdings will diese frühe Momentaufnahme nicht überbewerten. „Wir haben gegen Wolfsburg schon sehr solide gespielt“, sagt der Trainer der Eisbären. „Wir machen Fortschritte.“

Trotz der momentanen Tabellenkonstellation sollte es in den Play-offs wohl diesmal eher nicht zu einem Wiedersehen zwischen Eisbären und Frankfurt kommen. In Hessen bleibt das Saisonziel der Klassenerhalt. Vielleicht geben die Frankfurter den Eisbären am Sonntag die Starthilfe, die sie brauchen, um mit einem ersten Erfolg richtig in der neuen Saison anzukommen.

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