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Vancouver 2010 - Eishockey

© dpa

Eishockey: Frauen kennen keine Gnade

Im Fraueneishockey gibt es nur zwei gute Teams: Kanada und die USA. Die Überlegenheit ist derart groß, dass die Fans im Gastgeberland schon das schlechte Gewissen plagt.

Die Kanadier müssen sich hier in Vancouver einiges anhören, sie könnten nicht organisieren, mäkelt die Weltpresse angesichts der vielen Pannen, die hier schon aufgetreten sind. Und nun stehen auch noch Kanadas Eishockey-Frauen in der Kritik. Die Ladys seien schlechte Gastgeberinnen, heißt es in E-Mails, mit denen das Team bombardiert wird. So könne man nicht mit seinen Gästen umgehen, das sei nicht anständig, schimpfen kanadische Eishockey-Zuschauer angesichts der bizarren Überlegenheit der Kanadierinnen. Mit drei Siegen und 41:2 Toren schlossen die Gastgeberinnen ihre Gruppenspiele ab. Erschreckend war: Auch gegen die Schwedinnen gewannen sie haushoch, nämlich 13:1. Dabei wurde von den Skandinavierinnen erwartet, dass zumindest sie ein Gegner auf Augenhöhe sein könnten. Immerhin waren sie 2006 in Turin Finalistinnen. Im Halbfinale am Montag spielen die Kanadierinnen nun gegen Finnland, den zweitplatzierten der anderen Gruppe, in der das US-Team ebenfalls keine Gnade kannte: Drei Siege und 36:0 Tore lautet ihre Bilanz. Sie treten in der K.o.-Runde gegen Schweden an. Und wenn kein Wunder geschieht, wird es ein nordamerikanisches Finale geben.

Aber wie sollte es auch anders sein? Kanada hat eine Frauen-Profiliga, in den USA wird an den Colleges auf hohem Niveau gespielt. Da die anderen Nationen weniger gute Strukturen haben, können sie nicht mithalten – und die Kluft wird größer. „Unser Team ist besser als 2006 in Turin“, sagt Schwedens Trainer Peter Elander. „Dummerweise haben sich die Kanadierinnen aber auch weiterentwickelt.“ Vor ihrem Heimturnier waren sie besonders fleißig: Schon im August 2009 rief der kanadische Verband seine Spielerinnen zusammen, sie bestritten 55 Vorbereitungsspiele, 35 davon gegen männliche Junioren. Und auch die US-Amerikanerinnen bereiteten sich akribisch auf die Olympischen Spiele vor. Denn sie wollen ihrerseits Kanada schlagen, das bisher zweimal Olympiasieger war, die USA siegten bisher nur einmal.

Dass Frauen-Eishockey aufgrund der vielen einseitigen Spiele aus dem olympischen Programm fliegen könnte, müssen die Damen jedoch nicht befürchten. Denn vom Halbfinale an erreichen die Frauen-Spiele, das lehrt die Olympia-Geschichte, speziell in den USA prächtige TV-Quoten, und was dort ein Publikumshit ist, wird nicht angerührt, denn die US-Sender zahlen die meisten Millionen für die Olympia-Rechte. Einen interessanten Vorschlag gegen die Langeweile unterbreitete ein Kommentator der kanadischen Tageszeitung „Vancouver Sun“: Man solle ein vorolympisches Qualifikationsturnier veranstalten, und zwar am besten auf einem Berg in Pakistan, damit es bloß niemand sehe. Die beiden Turnier-Besten, also logischerweise Kanada und die USA, könnten dann bei den Winterspielen in einer Best-of-seven-Serie um die Goldmedaille spielen. Eine gute Idee, denn so gäbe es mindestens vier sehenswerte Fraueneishockey-Spiele. Und nicht nur eins.

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