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© dpa

Eishockey: Olaf Kölzig tritt zurück

Nach fast 800 Spielen in der National Hockey-League kündigt der frühere Eishockey-Nationaltorwart Olaf Kölzig sein Karriereende an. Ein Rückblick auf eine erfolgreiche Laufbahn.

Berlin – Es war eine rührende Szene, die sich im März 2005 in den Kabinengängen des Augsburger Curt-Frenzel-Stadions abspielte. Das Spiel seiner Eisbären war gerade vorbei, da hastete Olaf Kölzig in Torwartmontur aufgeregt durch die Katakomben. Oma wartete. Kaum hatte er die Großmutter erspäht, herzte der riesige Kerl schon die kleine grauhaarige Dame. Wenig später sagte er: „Meine Oma hat zum ersten Mal beim Eishockey zugeschaut. So nervös war ich selten.“

Geschadet hatte es nicht, Kölzig hatte mit den Berlinern das Play-off-Spiel 3:0 gewonnen - eine Nebensächlichkeit in einer fast zwei Jahrzehnte langen Karriere, die noch kein deutscher Eishockey-Torhüter hinter sich hat: Mit 39 Jahren hat Olaf Kölzig nun seinen Rücktritt erklärt, nach fast 800 Spielen in der besten Eishockey-Liga der Welt, der National Hockey-League (NHL). Im Jahr 2000 wurde er sogar zum besten Torwart der Liga gekürt. Bei den Washington Capitals, schätzten sie ihn so sehr, dass sie ihn mit einem Spitznamen bedachten. „Olie the goalie“ – das war der kräftige Mann mit den souveränen Paraden und der Profi mit dem bodenständigen Auftreten abseits des Arbeitsplatzes.

Doch was an Anekdoten aus der Karriere des Olaf Kölzig bleibt, ist genauso interessant wie die Statistik. Kölzig wurde in Südafrika geboren. Als er drei Jahre alt war, zogen seine deutschen Eltern nach Kanada. Dort begann seine Eishockeylaufbahn, dort schaffte er es 1989 bis ins Junioren-Nationalteam – als Deutscher, wie sich herausstellte. Einen anderen Pass besaß Kölzig nicht. Die Junioren-WM fand ohne ihn statt. Das Erlebnis habe ihn geprägt: „Es war komisch, schließlich sprach ich nur mein Kinderdeutsch. Doch dann habe ich mich für Deutschland interessiert.“ Zum ersten Annäherungsversuch mit der Heimat der Eltern kam es 1992, als der deutsche Stürmer Stefan Ustorf ins Aufgebot der Capitals rückte. Kölzig erzählte dem neuen Kollegen, dass er auch Deutscher sei.

Ustorf reagierte irritiert: „Na klar bist du Deutscher, habe ich gesagt. Aber dann hat er mir seinen Pass gezeigt, und ich dachte: Hoppla, der wäre ja eine Riesenverstärkung für die Nationalmannschaft.“ Und genau das war Kölzig dann in 35 Länderspielen. Und – der Arbeitsstreik in der NHL machte es möglich – 2005 kam er noch zu seinem Debüt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), bei den Eisbären Berlin. Nach elf Spielen verletzte er sich allerdings und sah den ersten Titelgewinn der Berliner nur von der Tribüne aus mit an.

Die Fans feierten ihn trotzdem. Jeder durfte in Berlin zu Kölzig kommen, auch die kleinste Schülerzeitung. Dabei hätte er es nicht nötig gehabt. In besten Zeiten verdiente er mehr Geld als Oliver Kahn. Vom Bekanntheitsgrad konnte er mit dem Fußballnationaltorwart natürlich nicht mithalten. In Deutschland jedenfalls. „In den USA kann Oliver Kahn unbehelligt über die Straße gehen, ich nicht.“

An Berlin erinnert sich Olaf Kölzig gern. Als er im Herbst 2008 ein Gastspiel mit seinem NHL-Klub Tampa Bay Lightning in der neuen Berliner Arena bei den Eisbären hatte, rührte ihn das. Da habe er „emotional im falschen Tor“ gestanden. Aber es sei schön , dass „die Eisbären endlich die Halle haben, die sie verdienen“. In der DEL habe sich seit seinem Engagement in Berlin viel getan. Augsburg ist ein Auslaufmodell, auch wenn sich Kölzig gern an die alte Arena erinnert. Was seine Großmutter betraf, lag er allerdings falsch. Die 83-jährige Dame sagte damals: „Ich war wegen Olaf schon vor neun Jahren mal bei einem Eishockeyspiel in Garmisch.“

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