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Marco Pantelic

© ddp

Marko Pantelic: Eitel und eifrig

Marko Pantelic wird bei Hertha nicht nur geliebt – trotzdem verdankt der Klub ihm mal wieder einen Sieg.

Berlin - Für einen Augenblick herzelte es im Gottlieb-Daimler-Stadion. Kaum hatte Marko Pantelic sein Tor zum 2:1 für seine Mannschaft erzielt, da stürmte er auf seinen Trainer zu. Der Serbe in Diensten von Hertha BSC umarmte seinen Trainer Lucien Favre, der Pantelic die Hände auf den Rücken legte und sich freute. Hertha hatte etwas zu lachen, am Sonnabend beim VfB Stuttgart. Beim 3:1-Sieg konnte der Berliner Fußball-Bundesligist einiges verdrängen von der Enttäuschung, die sich nach zuletzt fünf sieglosen Spielen angestaut hatte.

Am Tag nach der Umarmung wollte Favre die Bedeutung dieser Szene von Stuttgart ein wenig herunterspielen. In den Aussagen des Schweizers schimmerte ein wenig Distanz im Verhältnis Trainer und Spieler durch. „Ich war zufrieden mit Marko, er hatte ja zuletzt nicht so viele Tore gemacht. Aber natürlich denkst du in so einem Moment an die Mannschaft und nicht persönlich an Marko.“ Herthas Sieg beim Deutschen Meister sei Resultat einer sehr guten Mannschaftsleistung gewesen und eben nicht der Erfolg eines Einzelnen, auch nicht des zweimaligen Torschützen Pantelic. Marko Pantelic und Hertha BSC, das ist eben seit der Ankunft des Serben in Berlin im August 2005 eine schwierige Beziehung. Obwohl er in Berlin schon vergleichsweise sesshaft geworden ist. Denn wer kann mit 29 Jahren schon von sich behaupten, bei neun verschiedenen Klubs in sieben Ländern gespielt zu haben?

Die Berliner brauchen ihren einzigen richtigen Torjäger. Die beiden Tore von Stuttgart waren die Saisontreffer acht und neun für den Serben. Wenn er trifft, dann ist alles gut. Wenn nicht, dann ist wenig gut. Besonders die Beziehung zwischen Dieter Hoeneß und dem Stürmer hat ihre Risse. Dabei war lange alles gut. Pantelic hatte in einem Interview mit dem Magazin „11 Freunde“ Hoeneß im März 2007 gelobt. „Der Manager trägt den Klub auf seinen Schultern. Ich habe noch nie unter einem so professionellen Management gearbeitet“, hatte er gesagt. Hoeneß hatte in der Hinrunde der vergangenen Saison seinen Stürmer noch als „Führungsspieler“ bejubelt, als es dann in der Rückrunde weniger gut lief, entdeckte Hoeneß eitle Züge an seinem Spieler. Der mache keine Tore, weil er nicht arbeite, „weil er durch Gestikulieren zu viel abgelenkt ist“.

Seitdem ist der temperamentvolle Serbe auch schon mal mit Vereinswechseln beschäftigt, obwohl sein Vertrag in Berlin noch bis 2009 läuft, hat er mehrmals mit einem Wechsel zum FC Chelsea kokettiert. Hinter vorgehaltener Hand. Für öffentliche Statements ist Pantelic, auf dem Platz Freund ausführlicher und theatralischer Gesten, kaum noch zu haben. Es mag sein, dass er sich bei Hertha manchmal nicht so recht gewürdigt sieht, seine Mitspieler Josip Simunic und Arne Friedrich sollen deutlich besser dotierte Verträge haben als Pantelic. Auch ist da der Frust, dass seine Künste in der Heimat übersehen werden. Im Nationalteam Serbiens ist er kein Stammspieler, kam seit 2004 nur auf 13 Einsätze und wurde zuletzt nicht einmal nominiert.

Seine Arbeitseinstellung auf dem Platz hat in dieser Saison bei Hertha allerdings nicht gelitten. „Ich bin immer optimistisch und gebe immer alles für mein Team“, sagte er kürzlich in einem Interview mit dem Stadionmagazin von Hertha BSC. Pantelic hat in dieser Saison tatsächlich viel Einsatz auf dem Platz gezeigt. Manchmal verkam er dabei allerdings in dieser Saison in der gegnerischen Hälfte zum Alleinunterhalter. Das war in Stuttgart eben endlich einmal in dieser Saison ganz anders. „Marko war vorne nicht auf sich allein gestellt, er hat viel Unterstützung aus dem Mittelfeld bekommen“, sagt sein Mitspieler Fabian Lustenberger.

Jetzt scheint Pantelic endlich auch die Mannschaft zu bekommen, die ihm hilft. Herthas in der Winterpause geholte neue Profis – Rudolf Skacel und Gojko Kacar, sowie der zweite, als hängende Spitze spielende Stürmer Raffael – sie alle setzten ihn schön in Szene. Kacar bereitete sogar das erste Tor von Pantelic vor, das der Serbe dann aus nicht einfacher Position mit einem langen Flachschuss ins lange Eck erzielte.

Wenn es allerdings darum geht, auch mal dem besser postierten Mitspieler einen Ball aufzulegen, dann spielte Pantelic auch in Stuttgart für die eigene Statistik. So übersah er etwa in der Schlussphase das energische Winken seines Mitspielers Raffael und vergab Herthas letzte Torchance beim Spiel in Stuttgart. Aber welcher Torjäger ist schon uneigennützig? Und letztlich kommen seine vielen Tore der Mannschaft zu gute. So sehr, dass auch schon mal der sonst so zurückhaltende Trainer mitjubelt.

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