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Wirft ein Auge auf die Startelf: Julian Draxler.

© AFP

EM-Qualifikationsspiel gegen Irland: Wie die DFB-Elf das Polen-Spiel vergessen machen will

Die Nationalmannschaft übt Selbstkritik und gibt sich entschlossen – gegen Irland soll ein Sieg her.

Julian Draxler ist ein junger, smarter Kerl, der als Fußballprofi beim FC Schalke 04 inmitten einer bewegten Karriere mit Aufs und Abs steckt und sich endlich auf eine Seite schlagen will. Auf die der Aufs. Was für gewöhnlich beim folkloristisch veranlagten Bundesligaverein nicht ganz einfach ist. Dafür aber hat Draxler ja seinen zweiten Bildungsweg, den über die Nationalmannschaft. Mit ihr ist der 21-Jährige vor drei Monaten Weltmeister geworden, wenngleich er nur eine Viertelstunde auf dem Rasen stand. „Ich bin heiß“, sagte er.

Gut möglich, dass Julian Draxler sich in der Startelf wiederfindet, wenn die deutsche Nationalmannschaft heute Abend in Gelsenkirchen ihr drittes EM-Qualifikationsspiel absolviert (20.45 Uhr/live bei RTL). „Das 0:2 in Warschau tat uns weh, ist aber kein Beinbruch. Gegen Irland wollen wir gewinnen und das Polenspiel vergessen machen“, sagte Draxler. Gegen Polen war er für den angeschlagenen Christoph Kramer ins Spiel gekommen. Da der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach wegen einer Magen-Darm-Grippe gestern die Heimreise antrat, erhöhen sich die Einsatzchancen für Draxler.

Für die vakante Stelle im zentralen Mittelfeld kämen zwar auch Sebastian Rudy (Hoffenheim) und Matthias Ginter (Dortmund) in Frage, aber Bundestrainer Joachim Löw deutete an, dass er gegen die Iren eine offensivere Variante für möglich hält, was für Draxler spräche. Vielleicht rückt Julian Draxler auch für André Schürrle ins Team, der muskuläre Probleme hat. „Die Iren wissen gut zu verteidigen, sie können über Konter gefährlich sein“, sagte Löw. Die Spielweise der Iren, die mit zwei Siegen in die EM-Qualifikation gestartet sind, ist vergleichbar mit der der Polen. „Da kann man eine Schablone drüberlegen“, sagte der Bundestrainer.

Hört sich nach harter Arbeit an für die deutsche Mannschaft. Die hatte zwar das Spiel gegen Polen in der Hand, spielte sich auch zahlreiche Torchancen heraus, wusste diese aber nicht zu nutzen. „Die neuformierte Mannschaft hat das eigentlich gut gemacht“, sagte Manager Oliver Bierhoff, „aber im Abschluss fehlte ihr die letzte Konsequenz.“

Bundestrainer Joachim Löw will das Tempo hochhalten - mit Julian Draxler?

Diese Thema hat Joachim Löw aktuell noch einmal auf die Agenda geholt. Vor allem gehe es gegen defensiv eingestellte Mannschaften darum, das eigene Spieltempo hochzuhalten. Auch Löw war mit der Leistung seiner Mannschaft nicht unzufrieden, auch deshalb möchte der Bundestrainer kaum Veränderungen vornehmen. Er hat mit den Spielern gesprochen und dabei selbstkritische Töne, aber auch eine neue Entschlossenheit gehört. „Wut ist vielleicht das falsche Wort. Aber wir haben den Vorsatz, dass wir gegen Irland unbedingt die drei Punkte einfahren wollen.“ Beruhigend könnte sein, dass es unter Löw noch nie zwei Pflichtspielniederlagen nacheinander gab.

Personell dürfte es kaum Veränderungen im Vergleich zum Spiel in Warschau geben. Die Innenverteidigung bilden die Weltmeister Mats Hummels (Dortmund) und Jerome Boateng (Bayern München), auf den Außenpositionen werden Antonio Rüdiger, 21, vom VfB Stuttgart auf rechts und Erik Durm, 22, von Borussia Dortmund auf links eine neue Chance erhalten. „Ich gebe ihnen die Zeit, die sie auch brauchen“, sagte Löw. Dass Philipp Lahm, der zehn Jahre lang Weltniveau verkörperte, nicht so einfach und schon gar in ein paar Wochen ersetzbar ist, sei allen klar. „Beide haben Möglichkeiten“, sagte Löw, der bei Rüdiger und Durm verheißungsvolle Ansätze sieht. Sie seien es wert sind, auch zwischen den Länderspielen an ihnen zu arbeiten.

Karim Bellarabi erhält nach dem Polen-Debüt erneut eine Chance

Eine weitere Chance erhält auch Karim Bellarabi von Bayer Leverkusen, der als offensiver Quälgeist schon bei seinem ersten Länderspieleinsatz gegen Polen überzeugte. „Er war wahnsinnig aktiv. Er war ständig präsent“, sagte der Bundestrainer über den 73. Debütanten seiner Amtszeit.

Als Spitze wird vielleicht Mario Götze oder wieder dessen Münchner Mannschaftskollege Thomas Müller auflaufen. „Jetzt müssen wir einfach die Tabellensituation mit einem Sieg gegen Irland wieder in positiveres Licht rücken. Allerdings geht das nur, wenn wir Tore erzielen. Da müssen wir das Ding noch mehr erzwingen“, sagte der 25 Jahre alte Müller, der gegen Irland sein 60. Länderspiel bestreiten wird.

Julian Draxler saß also da, am Tag vor dem Spiel in der Spielstätte seines Vereins. „Wir sehen uns in der Pflicht, wir wollen das Ruder rumreißen“, sagte er. Das Selbstvertrauen in der Mannschaft sei trotz der Polenpleite ungebrochen. „Weltmeister zu sein heißt ja nicht, unschlagbar zu sein“, sagte Draxler. „Wir wollen der Welt zeigen, dass wir wieder an den Status der Unschlagbarkeit rankommen.“

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