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The Winner is: Britain!

© AFP/FABRICE COFFRINI

EM-Vergabe an Großbritannien und Irland: Ein bisschen viel England-Bonus

England macht einen ziemlich guten Schnitt, was die Austragung von Fußball-Großveranstaltungen betrifft. Die Uefa agiert nach den gleichen Prinzipien wie die Fifa.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Football’s Coming Home. Mal wieder. Der europäische Fußballverband Uefa hat am Dienstag die Europameisterschaft 2028 an Großbritannien und Irland vergeben (die EM 2032 geht an die Türkei und Italien). Es war die logische Wahl. Einen anderen Kandidaten gab es nicht. Er hätte auch keine Chance gehabt.

Das Mutterland des Fußballs macht derzeit einen guten Schnitt bei der Vergabe von Fußballgroßveranstaltungen. Die wichtigsten und meisten Spiele der transkontinentalen Fußball-EM 2021 fanden in London statt, die Fußball-EM der Frauen 2022 wurde ebenfalls in England ausgetragen und auch der Sieger des kommenden Champions-League-Finales der Männer wird im Wembley-Stadion ausgespielt.

Fußball-Traditionalisten freuen sich über die vielen Spiele in England. Der Fußball dort, so der Glaube vieler Fans, ist immer noch ehrlicher als der in Katar oder – vielleicht bald – in Saudi-Arabien. Die Uefa steht mit ihrem England-Fokus in weiten Fußballkreisen da wie ein Gralshüter des Sports, der sich abhebt von Geschäftsgebaren des Weltverbandes Fifa um seinen Präsidenten Gianni Infantino.

In Wahrheit aber arbeitet die Uefa nach exakt den gleichen Prinzipien wie die Fifa. Es gibt kein anderes europäisches Land, in dem im Fußball auch nur annähernd so viel Geld fließt wie in England – und kein anderes, das der Uefa mehr einbringen würde. Es ist das Glück des europäischen Verbandes, dass der Meistbietende in Europa nicht mit Menschenrechtsfragen belastet ist. Ob in Europas höchstem Fußballgremium andere moralische Grundsätze gelten als bei der Fifa, erscheint fraglich.

Wie dem auch sei, mit dem Zuschlag für England bei diversen Großveranstaltungen kann die Uefa nur gewinnen. In der verbandseigenen Kasse klingelt es und vom Gros der Fußballanhänger wird die Entscheidung auch goutiert. Nur einen Fehler hat die Uefa gemacht: An der legendären Anfield Road, der Heimspielstätte des FC Liverpool, wird bei der EM nicht gespielt. Der Rasen dort entspricht nicht den Uefa-Kriterien für eine Europameisterschaft. Er ist nur 101 Meter statt der geforderten 105 Meter lang.

Wegen vier Metern also bleibt das Herzstück des europäischen Fußballs bei der EM in fünf Jahren außen vor. Schon allein daran sieht man, dass es der Uefa nicht allein um Fußball gehen kann.

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