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Nils Lichtlein trifft mit den Füchsen auf Lemgo.

© Foto: IMAGO/Andreas Gora

Etwa ein Jahr nach seiner schweren Verletzung: Handballer Nils Lichtlein ist zurück im Spiel

Die Rückkehr des Juniorennationalspielers zeigt exemplarisch die gute Kooperation zwischen den Füchsen und dem VfL Potsdam. Am Sonntag gibt es einen Doppelspieltag.

Es ging ganz schnell. Gerade noch auf die gegnerische Abwehr zugelaufen, fand sich Nils Lichtlein im Bruchteil einer Sekunde auf dem kalten Parkettboden wieder. Nicht, weil er unsportlich zu Fall gebracht worden war, sondern weil er mit dem rechten Fuß umgeknickt war und sich, wie sich später herausstellte, alle drei Außenbänder sowie das Innenband im oberen Sprunggelenk gerissen hatte.

„Die Ereignisse habe ich zum größten Teil ausgeblendet“, sagt der Berliner Handballer heute, „dadurch, dass sich alles so lange hingezogen hat, ist es eher ein Gefühl, das bleibt, das sich aber nicht nur auf einen Tag beschränkt.“

Fast genau ein Jahr ist die Verletzung inzwischen her, die den Juniorennationalspieler, der zu der Zeit gerade erst seinen Profivertrag bei den Füchsen erhalten hatte, für die gesamte vergangene Saison aus dem Verkehr zog. Erst im September gelang die Rückkehr in den Spielbetrieb, nachdem sich seine Genesung durch Komplikationen und eine zweite, notwendige Operation verzögert hatte.

Ein zehrender Prozess, der sich zu allem Überfluss weiter fortsetzte. Der Fuß schmerzte noch immer, auch der Kopf war noch nicht zu einhundert Prozent bereit, mitzuspielen.

Umso wichtiger war es für Lichtlein, dass er sich mithilfe von Teamkollegen, Familie und Freunden „Sicherheit und Kraft“ erneut aufbauen konnte und dadurch ebenso sportlich nach und nach besser besser ins Spiel kam. „Am Anfang hatte ich da noch ein paar Probleme, da konnte ich mir aber glücklicherweise über Potsdam das Vertrauen zurückholen und mittlerweile ist alles wieder wie vorher“, sagt der 20-Jährige.

An dem Linkshänder lässt sich gut ablesen, dass das über die Jahre aufgebaute Konzept der Berlin-Brandenburger Akademie funktioniert. Ausgebildet bei den Füchsen konnte Lichtlein in der A-Jugend in Potsdam Erfahrung sammeln und verhalf dem damaligen Drittligisten zum Aufstieg. Nach seiner Verletzung tastete sich der Rückraumspieler dann in der zweiten Liga langsam zu seiner alten Form zurück.

Die Ereignisse habe ich zum größten Teil ausgeblendet.

Nils Lichtlein

Dabei war der Spagat zwischen den Vereinen nicht immer einfach. Weil Trainingszeiten sich überschneiden, weil die Eingespieltheit nicht vorhanden ist und weil die Vorstellungen der Trainer mitunter nicht kongruent sind. Weil auch das ständige Hin und her eine besondere Herausforderung darstellt.

Bei der Saisoneröffnungsfeier der beiden Klubs in Potsdam Ende August ging das Ganze sogar so weit, das Lichtlein erst eine Halbzeit bei den Füchsen spielte und für die zweiten dreißig Minuten das Trikot des VfL überstreifte. „Das war schon eine sehr besondere und etwas komische Situation“, sagt Lichtlein, der mittlerweile aber hauptsächlich im Fuchs-Grün auf dem Spielfeld zu sehen ist.

Daher kann er sich die Partie der Brandenburger am Doppelspieltag am Sonntag gegen den TV Hüttenberg (12.30 Uhr/Sportdeutschland.tv) entspannt von der Seite aus anschauen, bevor der Fokus in der Max-Schmeling-Halle auf das Duell der Füchse gegen den TBV Lemgo (16 Uhr/Sky) gerichtet wird. Mit Siegen gegen Kiel und Flensburg haben die Lipperländer in dieser Saison bereits gezeigt, welches Potenzial in ihnen steckt. Insofern warnt Lichtlein nicht unbegründet vor dem „gefährlichen Gegner“.

Auf ihn wird es derweil nicht unbeträchtlich ankommen, wenn die Berliner ein erneutes Stolpern wie zuletzt gegen Minden vermeiden wollen. Denn nach dem Ausfall von Mathias Gidsel bekam Lichtlein im Rückraum von Trainer Jaron Siewert zunehmend mehr Vertrauen zugesprochen und konnte dieses in den jüngsten Begegnungen auch durch seine Leistung bestätigen.

Mittlerweile geht der gebürtige Regensburger wieder ohne Vorbehalt in jede noch so kleine Lücke, spielen vergangene Verletzungen keine Rolle mehr, sind Kopf und Körper wieder ganz beim Handball.

„Es ist schön, dass ich der Mannschaft helfen kann und dafür gebe ich mein Bestes“, sagt Nils Lichtlein. „Ich übernehme gerne mehr Verantwortung. Natürlich habe ich da auch Respekt, aber ich versuche meine Chance zu nutzen und eventuelle Gefahren auszublenden.“ Oft geht alles ohnehin so schnell, dass fürs Nachdenken nicht viel Zeit bleibt.

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