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Klinsmann

© dpa

FC Bayern: München fällt vom Glauben ab

Nicht alle freuen sich über die Buddhas beim FC Bayern. Unmut gibt es in der Politik und den Kirchen. Jürgen Klinsmann sorgt mit der ungewöhnlichen Dekoration des Bayern-Hauptquartiers schon vor Beginn der neuen Bundesligasaison für Gesprächsstoff.

Es gibt sie in Gold, liegend und sehr erhaben. Oder etwas andächtiger in weiß und im Schneidersitz. Sie stehen auf der Dachterrasse sowie in der kuscheligen Lounge des neuen Leistungszentrums des FC Bayern und sollen für einen positiven "Energiefluss“ sorgen, wie der neue Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann hofft. Die Buddhas verdrehen München zurzeit den Kopf.

CSU: Klinsmann übertreibt

Denn nicht überall stoßen die Figuren, die auf Initiative des Innenarchitekten Jürgen Meisner und mit der Unterstützung von Klinsmann aufgestellt worden sind, auf Gegenliebe. "Jürgen Klinsmann ist sicherlich ein exzellenter Trainer, aber ich finde, die Buddha-Statuen sind etwas übertrieben“, sagte Norbert Geis, CSU-Rechtsexperte und Bundestagsabgeordneter, dem Tagesspiegel.

Natürlich wolle er das Aufstellen dieser Figuren nicht überbewerten, „aber ich frage mich schon, ob man damit wirklich Respekt gegenüber dem Buddhismus zeigt“, sagt Geis. Klinsmann stehe es natürlich frei, seine religiösen Gefühle für sich privat auszuleben, "aber ich finde, man sollte den Spielern nicht eine Religion als dominierende Maßgabe anbieten“, erklärt der CSU-Politiker.

Auch Ludwig Spaenle, Mitglied im CSU-Vorstand, ist skeptisch. "Wenn damit eine Weltanschauung zum Ausdruck gebracht werden soll, die auf dem Vereinsgelände auch noch deutlich sichtbar ist, dann muss sich der Verein schon fragen lassen, was das soll“, sagt der Landtagsabgeordnete Spaenle. "Ich finde das zumindest bemerkenswert.“ Er kündigte auch an, dass die CSU-Mitglieder im Verwaltungsrat des FC Bayern einmal nachfragen werden, was die Intention des ganzen sein soll.

Evangelische Kirche: Den Spielern wird eine Religion diktiert

Selbst bei den beiden christlichen Kirchen regt sich Unmut. "Buddha-Figuren sind schon mehr als nur Raumgestaltung, damit geht eine Weltanschauung und eine Philosophie einher“, sagt Bernhard Felmberg, Sportbeauftragter der evangelischen Kirche Berlin und ab kommenden Jahr auch Vertreter der Evangelischen Kirche Deutschlands bei der Bundesregierung.

"Den Spielern wird auf diese Weise quasi eine Religion diktiert“, sagt er. Felmberg, der sich unter anderem für den Bau einer Kapelle im Berliner Olympiastadion stark gemacht hatte, ist der Meinung, dass Religion im Sport durchaus seinen Platz hat. "Es sollte aber ein freiwilliges Angebot sein. Keine Weltdeutung sollte eine so extreme Dominanz haben.“

Felmberg hofft, dass der FC Bayern noch einmal über das Aufstellen der Figuren nachdenkt. Schließlich seien die wenigstens Bayern-Spieler Buddhisten. Dafür gibt es praktizierende Christen wie Zé Roberto und Muslime wie Franck Ribéry. Zé Roberto hat bereits angekündigt, dass die Buddhas für ihn keine Hilfe sein werden: "Ich habe meinen Glauben schon.“

Katholische Kirche: Beckenbauer hätte keine Buddhas gebraucht

Auch die katholische Kirche ist nicht glücklich über die Bayern-Buddhas, gibt sich aber diplomatisch. "Jeder Trainer hat eben so seine Eigenart“, sagt Winfried Röhmel, Sprecher des erzbischöflichen Ordinariats München. Eine Affäre wolle Röhmel aus den Buddhas nicht machen "Vereinsheime sind eben keine Horte der Intellektualität“, sagt er. Eins sei aber klar: "Beckenbauer hätte keine Buddhas gebraucht.“

Nicht bei allen stoßen die Buddha-Figuren des FC Bayern auf Skepsis und Widerstände – auch bei der CSU nicht. Stephan Mayer, Mitglied im Sportausschuss des Deutschen Bundestages, hegt zwar auch einige Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Statuen, "aber man muss erst einmal offen und aufgeschlossen den neuen Methoden und Ansätzen von Jürgen Klinsmann gegenüberstehen“, sagt Mayer. Eine Verunglimpfung religiöser Gefühle oder Symbole sieht er nicht. "Und die Champions League werden auch die Buddhas nicht gewinnen, das müssen schon die Spieler schaffen.“

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