zum Hauptinhalt
Steuersünder Uli Hoeneß darf beim Rekordmeister Bayern München bleiben - jedenfalls vorerst.

© dpa

FC Bayern München: Uli Hoeneß darf bleiben - vorerst

Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben: Uli Hoeneß bleibt vorerst Aufsichtsratschef des FC Bayern - die Causa ist aber noch nicht ausgestanden.

Uli Hoeneß verließ am Montagabend die Münchner Arena in der Funktion, in der er sie ein paar Stunden zuvor betreten hatte: Als Aufsichtsratsvorsitzender und Präsident des FC Bayern München. Der 61-Jährige, gegen den wegen Steuerhinterziehung ermittelt wird, behält seine Ämter beim deutschen Rekordmeister. Zumindest vorerst. Eineinhalb Stunden dauerte es, bis das Ergebnis des wohl wichtigsten Sitzungspunktes, der Causa Hoeneß, verkündet wurde. Die Entscheidung selbst ist erst einmal keine Überraschung, denn Hoeneß hatte zuletzt immer wieder erklärt, dass er nicht zurücktreten wolle, zumindest nicht vor dem Champions-League-Finale am 25. Mai in London gegen Borussia Dortmund.

Erstaunlich ist allerdings, wie es dazu kam. Denn Hoeneß hat laut Bayern dem Aufsichtsrat angeboten, das Amt des Vorsitzenden ruhen zu lassen, „bis die zuständigen Behörden über die strafbefreiende Wirkung seiner Selbstanzeige entschieden haben“. Aber anders als erwartet, lehnten die Mitglieder des Kontrollgremiums ab. „Im Interesse des FC Bayern, der sich voll und ganz auf das Erreichen der weiteren sportlichen Ziele im Champions League Finale am 25. Mai und im Deutschen Pokalfinale am 1. Juni 2013 konzentrieren soll, hat der Aufsichtsrat der FC Bayern München AG nach intensiver Diskussion einvernehmlich entschieden, dass Uli Hoeneß das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG weiter ausüben soll“, hieß es in der Pressemitteilung, die um kurz nach halb sechs Uhr verschickt wurde.

Um 16 Uhr hatte sich der Aufsichtsrat des FC Bayern in der Münchner Arena zu seiner Sitzung getroffen, bei der auch die vier Vorstände Karl-Heinz Rummenigge, Matthias Sammer, Andreas Jung und Jan-Christian Dreesen anwesend waren, weil außerdem AG-relevante Entscheidungen wie Spielertransfers auf der Tagesordnung standen.

Die Ära Uli Hoeneß ist beim FC Bayern München noch nicht zu Ende

Uli Hoeneß war eine halbe Stunde zuvor in einer schwarzen Limousine eingetroffen. Dem neunköpfigen Aufsichtsrat gehören neben den beiden stellvertretenden Vorsitzenden, Adidas-Chef Herbert Hainer und Audi-Vorstandschef Rupert Stadler, noch drei weitere Vertreter aus der Wirtschaft an. Nachdem vor gut zwei Wochen die Selbstanzeige wegen eines Kontos bei einer Schweizer Bank bekannt geworden war, wuchs der Druck vor allem auf die Unternehmensbosse im Gremium, Hoeneß dazu zu bewegen, seine Ämter zumindest ruhen zu lassen. Erst recht, als noch ein paar pikante Details wie ein gegen Zahlung einer Kaution in sechsstelliger Höhe ausgesetzter Haftbefehl an die Öffentlichkeit drangen.

Klar distanziert hat sich zuletzt allerdings keiner der Aufsichtsräte von dem prominenten Steuersünder. Von Hainer gab es Ende der vergangenen Woche sogar noch Unterstützung. Man tue gut daran, abzuwarten, „was dabei herauskommt“, hatte er erklärt. Kurz vor der Sitzung hatte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer dafür plädiert, Uli Hoeneß nicht zum Rücktritt zu drängen. Es sei vertretbar, wenn dieser bis zur vorläufigen Klärung der Angelegenheit im Amt bliebe. „Dafür hätte ich Verständnis“, sagte der CSU-Politiker der Münchner ’Abendzeitung’. „Er muss nicht vorher zurücktreten, ehe die Behörden abschließend ermittelt haben. Dafür gibt es die Rechtsstaatlichkeit.“ Unterdessen hat SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück die Entscheidung kritisiert. Sie sei falsch, sagte Steinbrück am Montagabend bei einer Podiumsdiskussion in Düsseldorf. Die Aufsichtsräte hätten die Verhaltensregeln, die sie ihren Unternehmen auferlegten, auch auf das „Fußball-Unternehmen“ Bayern München übertragen müssen, sagte der SPD-Politiker. Hoeneß hätte sein Mandat wenigstens ruhen lassen müssen. „Der Aufsichtsrat hat die Pflicht, ihm dies nahezubringen.“ So aber geht die Ära Uli Hoeneß vorerst beim FC Bayern München weiter.

Er darf, so wie es im Moment aussieht, bei den beiden Finals noch als Funktionär auf der Tribüne sitzen. Was genau am Montag hinter verschlossenen Türen ablief, blieb zwar erst einmal geheim, aber womöglich haben sich die Aufsichtsräte – um Ruhe im Verein zu bewahren – einfach nur auf einen Deal eingelassen: Sie stellen sich erst einmal hinter Uli Hoeneß, aber gleichzeitig wurde dessen Rückzug für Anfang Juni angenommen. Bis dahin wird das Gremium, so heißt es, „die Angelegenheit weiterhin beobachten“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false