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Fußball: FC Drama 04

Schalke versinkt im Mittelmaß – ohne Manager und mit einem Trainer, der die Hoffnung verloren hat. Für viele Beobachter ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Rutten selbst endgültig weg ist von Schalke.

Am Ende prägte eine gespenstische Stille die Atmosphäre in der Arena des FC Schalke 04. Nach dem 1:2 gegen den Meisterschaftskandidaten Hamburger SV ähnelte der Zustand der Fans dem ihrer tief gesunkenen Lieblingsmannschaft: Sie wirkten wie gelähmt. Völlig vom Kurs abgekommen, irrlichtert Schalke durch das Mittelfeld der Fußball-Bundesliga. Aus der sportlichen Krise in der Fußball-Bundesliga ist eine Führungskrise geworden. Und niemand scheint so recht zu wissen, wie der Abwärtstrend, der inzwischen dramatische Züge annimmt, aufgehalten oder wenigstens gebremst werden könnte. Am wenigsten weiß es wohl Fred Rutten. Selten hat ein Trainer in Schalke so ratlos gewirkt wie dieser mit besten niederländischen Referenzen, aber nicht mit nennenswerten Erfolgen ausgestattete Fußballlehrer. Rutten wirkte während des Spiels gegen den HSV wie ein Boxer, der nach einem vielleicht entscheidenden Wirkungstreffer in den Seilen hängt. „Das war ein richtiger Schlag für uns“, sagte er. „Jetzt wird es ganz schwierig, einen europäischen Wettbewerb zu erreichen.“

Nicht einmal der Trainer sprach mehr von dem angeblichen Prozess, den die Mannschaft unter seine Regie durchlaufe, an dessen Ende attraktiver und natürlich erfolgreicher Fußball stehen sollte. Wahrscheinlicher als die Fortsetzung dieser mit bloßem Auge nicht erkennbaren sportlichen Entwicklung ist, dass Ruttens Schalker Experiment vor dem Abbruch steht. Nach der jüngsten Niederlage gab der Trainer sich keine große Mühe, sich als einen Mann darzustellen, der an seinem Job hängt und um seinen Arbeitsplatz kämpft. Dem emotionslosen Hinweis auf seinen Arbeitsvertrag (bis 2010) ließ er einen Satz folgen, der tief blicken lässt: „Aber ich mache mir auch meine Gedanken, wie es weitergeht.“ Die anstehende Länderspielpause wertete er als Chance für einige Spieler, bei ihren Nationalmannschaften den Kopf frei zu bekommen. „Manchmal ist es gut, wenn man mal eine Woche weg ist von Schalke.“

Für viele Beobachter ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Rutten selbst endgültig weg ist von Schalke. Wer kommt zuerst nach Gelsenkirchen: der neue Manager, der immer noch gesucht wird, oder ein neuer Trainer? Vermutlich hängt das eine mit dem anderen zusammen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies hat in Aussicht gestellt, „vielleicht schon in dieser Woche“ den neuen Manager zu präsentieren. Vor wenigen Tagen, nach dem Treffen mit dem Kandidaten Kahn, hatte er noch gesagt, er werde „in zwei bis drei Wochen wieder mit Kahn telefonieren“. Entweder also beschleunigt sich die Sache, oder Kahn kommt nicht mehr ernsthaft in Frage, zumal Tönnies inzwischen „Erfahrung als ganz wichtigen Faktor für die Entscheidung“ nennt. Oder aber alles war nur ein großer Bluff. „Schalke ist ein geiler Klub“, behauptet Tönnies, „da wollen viele hin.“ Zuletzt sprach Tönnies davon, vier Männer kämen für die Aufgabe in Frage. Einer von ihnen war vermutlich Heribert Bruchhagen. Der Vorstandsvorsitzende des Bundesligaklubs Eintracht Frankfurt stellte am Montag jedoch abermals sehr energisch klar, dass er für den vakanten Posten in Schalke nicht zur Verfügung stehe.

Die Unruhe hinter den Kulissen scheint auf das Team überzugreifen. Sogar auf Profis, die sonst die Ruhe selbst sind. Gegen den HSV bereitete Torhüter Manuel Neuer mit einem kapitalen Fehler das erste Gegentor vor. Und der aktuell verletzte Verteidiger Marcelo Bordon, lange der Schalker Führungsspieler schlechthin, gab in der vergangenen Woche seine Kapitänsbinde zurück. Auf den neuen Manager kommt viel Aufräumarbeit zu.

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