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Sport: Finale Nebensache

Real Madrids Trainerkandidat Bernd Schuster spielt mit Getafe um den Pokal

Wenn Bernd Schuster sich heute Abend beim Pokalfinale seines FC Getafe gegen den FC Sevilla auf die Trainerbank im Santiago-Bernabeu-Stadion setzt, wandert Noch-Real-Madrid-Trainer Fabio Capello durchs tibetanische Gebirge. Ob er nach seinem Urlaub noch seinen Job hat, weiß Capello nicht. Der Italiener, der Real zum 30. nationalen Meistertitel führte, hat sich verabschiedet aus der Farce, die seit Sonntag im spanischen Fußball aufgeführt wird.

Die Hauptrollen spielen nun Reals Präsident Ramon Calderon, der Klubchef des FC Getafe Angel Torres und Bernd Schuster. Bleibt Capello noch zwei Jahre, so wie sein Vertrag es vorsieht, oder wird Schuster Trainer bei Real? „Das sehen wir am Montag“, sagte Calderon. Hat der Deutsche bereits einen Vorvertrag? Calderon schwieg dazu. Das wiederum erzürnte Angel Torres. Der Präsident des FC Getafe drohte mit einer Anzeige gegen Real beim Weltverband Fifa und beim europäischen Verband Uefa. Prompt brachte Calderon auch Arsene Wenger, Ronald Koeman und Michael Laudrup als Trainer ins Gespräch. Schuster stehe nicht auf seiner Liste, weil er „noch einen gültigen Vertrag mit einem anderen Verein hat“, erklärte er vielsagend. Und Schuster? Der dementierte eine schriftliche Vereinbarung ebenfalls, plauderte aber munter im populärsten Radiosender Spaniens über mögliche Strategien auf dem Platz, über den künftigen Umgang mit Stars und über die Verpflichtung des deutschen Nationalspielers Christoph Metzelder. Was Real am wenigsten brauche, wurde Schuster gefragt. Er sagte grinsend: „Ich sage jetzt etwas Wahnwitziges: Das Letzte, was Real Madrid braucht, ist ein neuer Trainer.“

Die Art und Weise, wie derzeit in Spanien öffentlich über die Trainerfrage bei Real verhandelt wird, wird wohl keinem der Beteiligten gerecht. Capello, der Madrid immerhin zum ersten Titel seit vier Jahren geführt hat, hätte von seinem Chef eine klare Aussage verdient. Auch Getafe-Präsident Angel Torres wäre etwas mehr Zeit für die Besetzung der höchstwahrscheinlich vakanten Stelle auf der Trainerbank zu wünschen gewesen. Vor allem aber verdrängt das Verwirrspiel das erstaunliche Projekt Getafe: Zum ersten Mal in seiner kurzen Geschichte steht der Madrider Vorstadtverein im spanischen Pokalfinale und trifft dort heute auf Uefa-Cup-Sieger FC Sevilla. Getafe hat den FC Barcelona mit 4:0 aus dem Rennen gekickt und mit nur 33 Gegentoren eine der besten Abwehrbilanzen der Saison vorzuweisen. Wie bereits im Vorjahr hat Bernd Schuster das Team auf einen respektablen neunten Tabellenplatz geführt, mit einer fast komplett neuen Mannschaft. Der Klub, der die Großen so selbstbewusst herausfordert, arbeitet gern mit Leihspielern. Schließlich ist das Budget knapp; vor vier Jahren mussten die Spieler das Verbandsmaterial noch selbst zahlen.

Die Geschichte Getafes ist eine erstaunliche Erfolgbilanz, die im Erreichen des Pokalfinales gipfelt. Vorläufig zumindest. Denn auch wenn die Andalusier Favoriten sind, warnte Sevillas Coach Juande Ramos sein Team: „Die meisten Getafe-Spieler haben noch nie einen Titel gewonnen. Sie freuen sich auf dieses Spiel, und das macht die Mannschaft sehr gefährlich.“ Eigentlich wäre das ein Grund, die Spekulationen über Schusters Zukunft ruhen zu lassen und sich über das zu freuen, was er bisher aufgebaut hat. Zumindest bis Montag.

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