zum Hauptinhalt
Union gegen Union am 18. Januar im Poststadion.

© Imago/Matthias Koch

Willmanns Kolumne: Flüchtlinge: Was Bayern München und der 1. FC Union gemein haben

Während der FC Bayern München in Saudi-Arabien etwas für das Image des Klubs getan hat, bestritt der 1. FC Union ein Freundschaftsspiel im Poststadion vor den Augen von mehreren hundert Flüchtlingen.

Die garstige Winterpause wird von unseren deutschen Profivereinen mit verschiedenen Inhalten gefüllt. Das kann, je nach Verein, bei den armen Schluckern von der Straße, die sich Fan nennen, zu echten Komplikationen führen. Weil der wahre Fan seinen Verein niemals in Frage stellen darf, muss er bestimmte Vorgänge im wirklichen Leben ausklammern. Selbst wenn es zum Würgen ist. Angeblich soll der FC Bayern noch ein paar echte Fußballfans besitzen. So Leute von früher. Die sich mit albernen Fanutensilien auf zugigen Stehplätzen rumtreiben. Die trinken sogar noch das billige Rauschgetränk Bier. Man muss sich das mal vorstellen.

Geld stinkt ganz bestimmt nicht. Es muffelt höchstens etwas. Wenn es zum Bespiel feucht wird. Das Geld, welches anlässlich des Spieles von Bayern München in Saudi Arabien redlich von den Bayern eingefahren wurde, duftet wohlig nach Orient. Jeder Fußballer muss einmal in Riad gewesen sein. Riad sehen und sterben. Die in der Bevölkerung beliebten Hinrichtungen finden gern am Freitag nach dem Gebet statt. Aber der FC Bayern war natürlich nicht wegen der Hinrichtungen oder einer kleinen Auspeitschung in Saudi Arabien. Der Klub war lediglich auf Sponsorenpflege. More for less. Kaufen und Verkaufen. Ein ganz natürlicher Vorgang bei einer global agierendem Fußball- Marke.

Immer dieses Gemenschel, dieser Kult um Homosexuelle und Menschenrechte. Da stören auch Frauen nur. Die sind in Saudi-Arabien für die bodenständigen Tätigkeiten da. Sie kümmern sich um die Familie und das bisschen Haushalt. Während der saudische Mann ernste Dinge behandelt, tanzt die saudische Frau gern um den Herd. Mitunter jodelt sie dabei. Daran kann man zum Beispiel auch die enge Verbindung zum Freistaat Bayern erkennen. Die Verantwortlichen des FCB können einem schon richtig leidtun. Andauernd wird nur das Schlechte gesehen. Dabei tut doch der Verein so viel. Er pflanzt Geld-Bäume, er hat brave Ultras, die sich um das jüdische Erbe des Vereins bemühen. Es unter dem Teppich wieder hervorgekehrt haben.

Die Ultras sind keine nützlichen Idioten, es ist auch keineswegs so, dass die Bayern in zwei Wochen ihren ersten Megastore in Nordkorea feierlich von einem lokalen Parteibonzen eröffnen lassen. Der Verein hat ganz viel Rückgrat. Er hat sich das alles mühevoll erarbeitet. In den grauen Siebzigern ging das schon los. Der, dessen Namen man nicht mehr nennt, hat den ersten Spatenhieb gesetzt. Er hat die erste D-Mark gepflanzt, damals, in den unruhigen Siebzigern. Die Erfindung des Geldbaums, der, genährt vom guten bayerischen Bergquell und etwas Ziegenscheiße, bereits im ersten Jahr goldene Früchte trägt.

Der 1. FC Union bestritt ein Spiel gegen Union 06 - vor 1500 Berlinern und Flüchtlingen

In Berlin wachsen traditionell die Trauben niedrig. Am Sonntag fand beim Freundschaftskick zwischen dem großen 1. FC Union und dem kleinen SC Union 06 das Spiel des Jahres statt. Sonntag war der Tag der Emigranten. 1950 ist fast die komplette Mannschaft von Union Oberschöneweide nach Westberlin geflüchtet. Die meisten haben den Osten wegen der schlechten Lebensbedingungen verlassen. Außerdem war im Ostteil das Profitum verboten. Ihre Existenzgrundlage. Also rübergemacht. Dort den Verein Union 06 gegründet und weiter gespielt. Bis zum Mauerbau vor vielen tausend Ostberlinern, die ihre Lieblinge nicht im Stich ließen.

Auf dem Gelände des Poststadions sind gegenwärtig Notzelte für Asylsuchende errichtet. Dafür wurde ein Platz gesperrt. Das Bezirksamt hat darüber mit den betroffenen Vereinen gesprochen. Das ist nicht immer so. Manchmal, wie zum Beispiel beim Kitaprojekt des BFC Dynamo, werden Vereine vor nackte Tatsachen gestellt. Hallen über Nacht in Beschlag genommen, ohne die Betroffenen zu informieren. Ganz schlechter Stil.

Am Sonntag konnte jeder Interessierte einen Blick in die Unterkünfte der Asylanten wagen. Das Elend war fassbar. Die Kinder und jungen Leute feierten beim Freundschaftsspiel. Vor der Halle rauchten einige gelangweilte Frauen. Warten und Rauchen, dazwischen Schlafen in nach oben offenen Boxen, die an Ställe erinnern, ein Leben nicht zum Aushalten. Ein paar Männer schwenkten Formulare. Überquellende Aschenbecher, osteuropäisches Sprachgewirr,  trotziges Glück, nicht in ihrer Heimat sein zu müssen, wo alles viel schlimmer ist.

Nebenan erlebten knapp tausendfünfhundert Berliner und Flüchtlinge einen 7:1 Sieg von Union Berlin. Es waren viele ältere Menschen im Publikum. Die sonst das Stadion dauerbeschallenden Ultras waren nicht zu sehen und zu hören. Ob ihnen das Spiel nicht Event genug gewesen ist? Warum haben sie nicht ihre Vorstellung von Fußball propagiert? Ging es ihnen um zu wenig? Fußballfans sind keine Verbrecher, Asylanten auch nicht. Themenüberschneidungen hätte es viele gegeben. Trotzdem waren einige nachdenkliche Menschen da, die auch etwas Geld spendeten. Union und Union haben Flagge gezeigt. Wie man aus Köpenick hört, soll das nicht zum letzten Mal geschehen sein. Das ist mein Berlin.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false