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WM 2006. Lukas Podolski feiert sein Tor zum 2:0 gegen Schweden.

© dpa

Fußball-WM im Kopf: Als Poldi in Palma die Schweden besiegte

In dieser Woche beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft und sie produziert für uns Geschichten, die sich einbrennen: Oft verdrängt das Selbsterlebte das eigentliche Spiel.

Es ist die Woche, in der es losgeht. Fußball-Weltmeisterschaften sind ein zuverlässiger Begleiter im Leben, eine Konstante. Alle vier Jahre passieren Spiele und Geschichten, die ihren Zuschauer ein Leben lang begleiten. Mit der Zeit verdrängen das Selbsterlebte, die Verbindungen mit dem Spiel auch das eigentliche Spiel. Bei uns im Kopf spielt sich eine ganze eigene WM ab und die brennt sich ein auf unserer Lebenszeitleiste.

Für mich gibt es 1974 erstmals eine Fußball-WM. Mein Endspiel findet nicht in München statt, sondern im Harz. Wir spielen nach Abpfiff auf der Wiese („Ich bin Breitner!“). 1978, sieben olle Porzellanteller an die Wand gehängt, für jedes deutsche Tor gegen Österreich wird einer zerdeppert, Deutschland kommt ins Halbfinale. Von wegen, alle Teller bleiben heil. Mein Cordoba ist die Wohnstube meines Schulfreundes Rainer B. 1982 dann das Halbfinale gegen Frankreich – zu Gast als Austauschschüler in der Pariser Trabantenstadt La Defense, allein unter Franzosen. Die beschimpften mich nach Toni Schumachers Foul an Patrick Battiston und weinten, nachdem die Deutschen das Elfmeterschießen gewonnen hatten. 1986, Public Viewing im Tempodrom im Tiergarten, das Volk johlt „Toni, Toni“, nachdem Schumacher den Sieg gegen Mexiko im Elfmeterschießen sichert.

Als Poldi am Plaza de España zwei Tore schoss

1990, keiner will den Franz Beckenbauer, aber dann beginnt die WM mit diesem 4:1 gegen Jugoslawien, die halbe Nacht diskutieren wir über das Spiel. Die Deutschen haben die stärkste Mannschaft seit Jahren. Später verspricht ja der Franz, dass das Team nach der Vereinigung quasi für immer unschlagbar sein wird. Egal, beim Sommermärchen 2006 sind ihm alle dankbar für die gute Wetterlage, sie schwappt hinüber bis in ein Café am Plaza de España in Palma, dort sind die Spanier beeindruckt davon, wie Lukas Podolski Schweden im Achtelfinale 2:0 besiegt. 2010 das erste Spiel gegen Australien, nicht gesehen, weil viel Wichtigeres passierte in der Familie. Positives. Aber auch das bleibt („Ich konnte das Spiel damals nicht sehen, weil du...“). Und und und. Und jetzt kommt das nächste Kapitel, 2018. Freuen wir uns darauf, es für uns mitschreiben zu können.

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