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Ballett oder Fußball? Kapitän Fabio Cannavaro sah in der ersten Halbzeit eine italienische Mannschaft, die sich von Paraguay beeindrucken ließ.

© dpa

Italien - Paraguay 1:1: Der Weltmeister schrammt an einer Blamage vorbei

Die alternden, italienischen Weltmeister sind gleich im ersten Spiel gestrauchelt, aber nicht gefallen. Gegen Paraguay kam die Squadra Azzurra nicht über ein 1:1 hinaus.

Es ist diese 19. Fußball-Weltmeisterschaft bisher keine Erfolgsgeschichte der Torhüter. Englands Robert Green verschenkte einen Punkt an die USA, der Australier Mark Schwarzer therapierte Miroslav Klose, und am Sonntag war es Señor Justo Vilar aus Paraguay anzulasten, dass seine Mannschaft eine Sensation verpasste. Sein Fehler ermöglichte dem schon nur noch verzweifelt anrennenden Weltmeister Italien noch ein 1:1 (0:1) im Eröffnungsspiel der Gruppe F. Vor 64.000 Zuschauern im Dauerregen von Kapstadt flog der Mann von Real Valladolid an einem harmlosen Eckball vorbei und ermöglichte Daniele de Rossi in der 63. Minute noch den Ausgleich. Antolin Alcaraz hatte zuvor zum 1:0 getroffen für das Team der Namenlosen, dessen prominenteste Spieler die Dortmunder Stürmer Lucas Barrios und Nelson Valdez sind.

Vilars Pech war Italiens Glück, aber das wird dem Weltmeister nicht reichen auf dem Weg zur Verteidigung des 2006 in Deutschland gewonnenen Titels. Das italienische Spiel krankte an den Extremitäten, ganz vorn und ganz hinten. Da ist nach der Ausmusterung von Luca Toni und Francesco Totti niemand, der im Angriff so etwas wie Gefahr erzeugen kann. Alberto Gilardino war am Freitag als einziger Stürmer eine Fehlbesetzung. Das größere Problem aber könnte die dramatische Schwäche in jenem Mannschaftsteil sein, der italienischen Nationalteams noch immer zur Ehre gereicht hat.

Vor allem wegen der perfekten Defensive hatte Italien vor vier Jahren die WM in Deutschland gewonnen. Doch der einst weltbeste Torhüter Gianluigi Buffon ist ebenso über seinen Zenit hinaus wie Außenverteidiger Giancarlo Zambrotta und Mannschaftskapitän Fabio Cannavaro im Zentrum. Wie verletzlich die italienische Defensive geworden ist, das deckten die Paraguayos beim 1:0 auf. Aureliano Torres' Freistoß segelte lange und hoch durch die Luft, doch Cannavaro zog den Kopf ein, de Rossi sprang zu spät hoch und Buffon verharrte reglos am Fünfmeterraum. Zu dritt schauten sie mit an, wie Alcaraz den Ball irgendwo zwischen Schläfe und Stirn erwischte und in die rechte Ecke des Tores drückte. Paraguay er lag in Führung, und Italien fiel für den Rest der ersten Hälfte in eine Schockstarre.

Es dürfte nicht zur Beruhigung der italienischen Nerven beigetragen haben, dass Buffon zur zweiten Halbzeit nicht mehrt auf den Platz zurückkehrte, mutmaßlich wegen eines entzündeten Ischiasnervs, der ihm im nasskalten Wetter zu schaffen machte. Für ihn hütete fortan Federico Marchetti das Tor. Der Mann aus Cagliari war noch gar nicht richtig warm, da hätte er um ein Haar das zweite Gegentor seiner Mannschaft hinnehmen müssen. Wieder irrlichterte der italienische Defensivverband mit selten erlebter Desorientierung umher. Barrios' Schuss konnte zwar noch abgeblockt werden, aber nur um den Preis, dass Enrique Vera zum Schuss kam. Der schoss aus spitzem Winkel hart und gar nicht so unplatziert, aber eben doch knapp vorbei.

Der Außenseiter hatte den Weltmeister am Rand einer Niederlage. Es war denn auch kein durchdachter Spielzug, sondern ein brutaler Fehler des paraguayischen Torhüters, der Italien zurück ins Spiel brachte. Justo Villar wollte nach einer Ecke von Simone Pepe klären, aber seine Faust flog ins leere und der Ball mehr zufällig an das Bein von de Rossi.

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