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Selbst für Dribbelkünstler Iniesta gab es gegen Portugal kaum ein Durchkommen.

© dpa

Paraguays Abwehr: Spaniens Kampf gegen den Beton

Die meisten Mannschaften agieren gegen die starke spanische Offensive äußerst defensiv. Die Iberer stellen sich erneut auf ein Geduldsspiel ein.

Im bemerkenswerten Gegensatz zu seiner massigen Statur ist Vicente del Bosque ein eher bescheidener Mensch und kommt als Trainer keineswegs so ruppig daher wie früher als defensive Mittelfeldkraft bei Real Madrid. Am späten Dienstagabend war del Bosque selbst ein wenig erschrocken, als er nach dem 1:0 im Achtelfinale über Portugal Einträge für die Geschichtsbücher ankündigte. Un momentito, por favor, selbstverständlich habe er gewaltigen Respekt vor Paraguay. Was er am nächsten Gegner der spanischen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft in Südafrika besonders schätzt? „Die Abwehr“, antwortete del Bosque. Aber wer mag sich schon vor Paraguays Defensive fürchten, wenn er gerade den portugiesischen Beton aufgebrochen hat?

Vicente del Bosque besaß einen nicht unerheblichen Anteil an diesem späten Sieg im clasico iberico. Knapp eine Stunde lang hatte er mitangeschaut, wie seine Mannschaft sich mit allzu statischen Bemühungen an den Portugiesen abgearbeitet hatte und die hoch geschätzten Stürmer David Villa und Fernando Torres kaum ins Spiel gekommen waren. Del Bosque hatte den Mut, Torres vom Platz zu nehmen und es mit dem Basken Fernando Llorente zu versuchen. Anders als der zaghafte Torres orientierte sich Llorente sofort in die Mitte und schuf damit Platz für Villa, den dieser nur fünf Minuten später zum Siegtor nutzte. Ein wenig pathetisch sprach Villa später von „einem meiner besten Tore“. Es war ein Treffer durch einen unspektakulären Nachschuss, noch dazu erzielt aus einer Abseitsposition, die allerdings nur nach intensiver Betrachtung per Zeitlupe zu erkennen war.

Fünf Tore hat Spanien bisher bei dieser WM erzielt, vier davon gehen auf das Konto von David Villa, das gegen Portugal war Nummer 41 im 58. Länderspiel. Das spricht für seine Klasse, aber auch für die Abhängigkeit des Europameisters von Villa. Als dieser bei der EM vor zwei Jahren für das Finale gegen Deutschland verletzt ausfiel, konnten die Spanier diesen Verlust durch Fernando Torres kompensieren. Der aber ist nach auskurierter Verletzung noch längst nicht in der Form, die ihn in den vergangenen Jahren zu einem der besten Stürmer der Welt gemacht hat.

Torres’ nicht zu übersehende Krise aber spielte in der Nacht zu Mittwoch eine untergeordnete Rolle in der spanischen Selbstreflexion. Mittelfeldspieler Xavi bezeichnete das Geduldsspiel gegen die Portugiesen als „unser bisher bestes bei der WM, weil wir sehr intelligent gespielt haben und nie die Ruhe verloren haben“. Die ebenfalls auf totale Defensive orientierten Paraguayer werden den Spaniern Ähnliches abverlangen. Torschütze Villa hält die Südamerikaner übrigens aus dem originellen Grund für stärker als die Portugiesen, „weil sie es eine Runde weiter geschafft haben bis ins Viertelfinale“.

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