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WM-Qualifikation: Nord- und Südkorea erstmals bei einer WM

Die Fußball-WM in Südafrika findet zwar erst in einem Jahr statt. Doch ihre erste kleine Sensation hat sie bereits: Nord- und Südkorea spielen erstmals gleichzeitig bei einer WM. Dabei leisteten die Sükoreaner dem kommunistischen Norden sogar wichtige Ergebnishilfe.

Wir tragen die Ehre unserer Nation auf unseren Schultern

Wir sind das ruhmreiche Chollima-Fußball-Team

Berlin - Ab und zu trifft sich in Pjöngjang eine Gruppe über 60 Jahre alter Männer. Sie sprechen über das Leben, erzählen von ihren Familien, und manchmal singen sie auch das Lied vom Chollima-Fußballteam, das sie vor 43 Jahren gedichtet haben, bevor sie nach England fuhren. Dort war ihnen mit einem 1:0 über Italien eine der größten Überraschungen in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften gelungen. Was oft vergessen wird: Beinahe hätte Nordkorea im Viertelfinale auch noch Portugal ausgeschaltet, nach 22 Minuten führte es 3:0, doch Portugals Star Eusebio wendete mit vier Toren das Spiel (3:5). Nun kann Nordkorea erneut Geschichte schreiben.

Erstmals seit 1966 hat sich das von Kim Jong-il diktatorisch regierte Land wieder für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Ein 0:0 in Saudi-Arabien genügte dem Team von Trainer Kim Jong Hun, um sich als fünftes Team die Reise nach Südafrika zu sichern. Weil zuvor auch Südkorea die Qualifikation gelungen ist, werden erstmals beide koreanische Länder bei einer Fußball-WM vertreten sein. „Die WM könnte zu einem Sportfest für die koreanische Halbinsel werden“, schrieb die südkoreanische Zeitung „Economic Daily“.

Die Spieler von 1966 hatten ihre Erfolge mit temporeichem Offensivfußball errungen, sie nannten es Chollima-Taktik, nach dem geflügelten Pferd aus der koreanischen Mythologie. Die aktuelle Mannschaft aber mauerte sich in Saudi-Arabien zum dringend benötigten letzten Punkt. „Wir haben uns auf die Verteidigung konzentriert“, sagte Trainer Kim Jong Hun. In den letzten Minuten mussten die Nordkoreaner nach einer Roten Karte in Unterzahl kämpfen.

Politisch befinden sich Nord- und Südkorea sogar im Kriegszustand. Nordkorea hatte im Mai das Waffenstillstandsabkommen von 1953 aufgekündigt. Fußballerisch haben sie sich zuletzt etwas angenähert. So leisteten die Südkoreaner wichtige Ergebnishilfe. Obwohl sie schon qualifiziert waren, trotzten sie Nordkoreas Rivalen um Platz zwei, Saudi-Arabien (0:0) und dem Iran (1:1), Unentschieden ab. In den direkten Duellen in der Qualifikationsgruppe siegte Südkorea in Seoul mit 1:0, zuvor hatte es drei Unentschieden gegeben. Anschließend war es vorbei mit den Freundlichkeiten: Nordkorea beschuldigte Südkorea, die Lebensmittel seiner Spieler vergiftet zu haben. Benedikt Voigt

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