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Sport: Geschlossene Gesellschaft

Polizei nimmt im Berliner „Café King“ Hoyzers mutmaßliche Hintermänner fest

Berlin - Auf dem Fernseher läuft Eurosport. Die Gäste schauen sich die Wiederholung irgendeines Fußballspiels, wie so oft freitagabends. Es sind die letzten ruhigen Minuten für die Stammgäste im „Café King“, bevor der Wochenendansturm losbricht. Die Menschen, die am Freitag um 18 Uhr die Ruhe im Lokal im Berliner Stadtteil Charlottenburg stören, unterscheiden sich allerdings ein wenig vom gewohnten Publikum. Mehr als ein Dutzend Polizisten betreten das Café King, gehen zielgerichtet auf zwei Personen zu und nehmen sie fest. Später werden zwei weitere Männer abgeführt. Bei den Festgenommenen soll es sich um den Inhaber Milan S., zwei seiner Brüder sowie den Geschäftsführer des Cafés handeln. Die Festnahmen sind Teil einer großen Aktion, bei der im Zusammenhang mit dem Wettskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer insgesamt vier Objekte in Berlin durchsucht werden.

Kurz darauf ist das Café leer. Nur einige Gäste des benachbarten Hotels Aurum steigen unter dem Absperrband durch, das vor dem sonst so belebten Lokal in der Rankestraße hängt. Handelt es sich beim „King“ tatsächlich um den zentralen Treffpunkt, an dem Hoyzer und seine Hintermänner die Manipulationen von Fußballspielen besprachen? Hat der 25-Jährige hier die 50 000 Euro für seine bewussten Fehlentscheidungen erhalten? „In dem Café sollen die Wetten abgeschlossen worden sein“, sagt Michael Grunwald, Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft.

Der Cousin von Milan S., der sich am Freitag ebenfalls dort aufhält, bezeichnet das Lokal als „ganz normales Café“, in dem es weder Wetten noch sonstige illegale Spiele gebe. Hier träfen sich einfach viele Sportler: Basketballer von Alba, Spieler der Eishockeyteams Eisbären und Preussen und des Fußballklubs Hertha BSC. Der Razzia liegen aber konkrete Hinweise von Robert Hoyzer zu Grunde.

Außerdem, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“, soll Hoyzer der Staatsanwaltschaft erklärt haben, dass weitere Personen in den Skandal verwickelt seien. Er selbst habe drei Spiele verschoben und sei zudem bei der Geldübergabe an andere Schiedsrichter dabei gewesen. Von anderen Schiedsrichtern und Spielern seien Zweitliga-Partien manipuliert worden.

Der staatliche Wettanbieter Oddset freilich hält sich vorerst an Hoyzer. Man habe Strafanzeige gegen ihn gestellt, sagt Koordinator Erwin Horak. Er beziffert den Schaden auf eine Million Euro. Nach Ansicht eines renommierten Juristen könnte aber auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zur Rechenschaft gezogen werden. Dieser habe für die Folgen von Hoyzers Entscheidungen zu haften. Vor allem, wenn ihm frühzeitig Hinweise auf Manipulationsverdacht vorgelegen hätten.

Um 21.15 Uhr ist der Einsatz beendet. Die Festgenommenen werden abtransportiert, Polizisten schleppen Waschkörbe voller Beweismittel ins Freie. Kurz dürfen die Gäste wieder ins Café. Sie werden einiges zu bereden haben.

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