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Euro 2008: Griechenland - Russland

© ddp

Griechenland - Russland 0:1: Der Titelverteidiger ist ausgeschieden

Die Griechen von Trainer Otto Rehhagel schießen auch in ihrem zweiten Spiel kein Tor und sind nun gescheitert. Russland muss im letzten Spiel gegen Schweden gewinnen, um das Viertelfinale zu erreichen.

Die machen Tempo! So schnell wie Griechenland hat sich noch kein amtierender Europameister vom Unternehmen Titelverteidigung verabschiedet. Zwei Niederlagen in den ersten beiden Spielen genügten der Mannschaft des deutschen Trainer Otto Rehhagel, alle Gedankenspiele über eine Wiederholung des Wunders von Lissabon 2004 abzubrechen. Vier Tage nach dem 0:2 zum Auftakt gegen Schweden gab es gestern vor 30 000 Zuschauern in Salzburg ein 0:1 (0:1) gegen Russland. Konstantin Syrjanow erzielte das Tor des Tages für die Russen, die nun am letzten Spieltag der Vorrundengruppe D am Mittwoch in Innsbruck gegen Schweden gewinnen müssen, um das Viertelfinale zu erreichen. Den Schweden genügt wegen der besseren Tordifferenz ein Unentschieden. Rehhagel behauptete nach dem Spiel: "Ich bin nicht enttäuscht, weil wir ein gutes Spiel gemacht haben." Trotzdem wollte er nicht sagen, ob er seinen bis 2010 laufenden Vertrag als Nationaltrainer erfüllen wird. "Jetzt spielen wir erstmal gegen Spanien. Alles Weitere kommt danach. Die Akropolis steht seit 3000 Jahren und wenn wir in 200 Jahren nicht mehr da sind, steht sie immer noch."

Die Griechen sind unwiderruflich raus, ihr letztes Spiel gegen die bereits als Gruppensieger feststehenden Spanier wird für sie nicht mehr sein als eine Protokollnotiz – und für die Spanier eine Möglichkeit, sich unter Wettkampfbedingen für das Viertelfinale einzuspielen. Vielleicht gelingt den Griechen dann, was ihnen bisher in 180 EM-Minuten versagt blieb. Ein Tor. Dabei hatte Rehhagel, angeblich einer Intervention des Mannschaftsrates folgend, sein Team weitaus offensiver aufgestellt als zuletzt beim Zementkick gegen Schweden. Hinten spielte keine Fünfer-, sondern eine Vierkette ohne Libero. Und vorn versuchten sich gleich drei Stürmer, wobei der dritte neben den Bundesligaspielern Amanatidis und Charisteas auf den schönen Namen Liberopoulos hörte, was fast schon wieder als Pointe des Defensivfreundes Rehhagel durchgehen könnte.

Es zeigte sich aber schnell, dass allein eine offensivere Aufstellung kein Garant ist für attraktives Spiel. Es fehlt dieser griechischen Mannschaft schlicht am Format für modernen Tempofußball. Das wurde gegen die ballgewandten Russen noch deutlicher als gegen Schweden, als sich die Kritik vor allem gegen die übervorsichtige Einstellung gerichtet hatte.

Die Russen, beim 1:4 gegen Spanien unter Wert geschlagen, hätten eigentlich nervös sein müssen. Waren sie aber nicht. Oder kaschierten es geschickt. Der Unterschied in Sachen gedanklicher und physischer Schnelligkeit war besonders nach 33 Minuten beim alles entscheidenden Tor zu beobachten. Griechenlands Torhüter Nikopolidis schritt nach einer harmlosen Flanke von Schirkow gemächlich Richtung linke Strafraumgrenze, eskortiert von Amanatidis, doch plötzlich spritzte der Russe Semak dazwischen und hob den Ball per Rückzieher über sich und die beiden verdutzten Griechen zurück in die Mitte. Dort stand Syrjanow und schob den Ball unbedrängt ins leere Tor.

Rehhagel reagierte und brachte für Verteidiger Seitaridis seinen Spielmacher Karagounis, den er für das Projekt forcierte Offensive offensichtlich nicht von Beginn an benötigte, aus welchen Gründen auch immer. Fortan hatte Griechenland zwar ein optisches Übergewicht, Charisteas vergab eine große Kopfballchance, aber den besseren Fußball spielten weiter die Russen. Ja, kontern können sie auch, Pawljutschenko und Biljaletdinow hatten je zweimal das zweite Tor auf dem Fuß, Schirkow zirkelte einen Freistoß knapp über das rechte Dreieck. Und der Europameister? War müde und fügte sich mürrisch, aber nicht gerade leidenschaftlich kämpfend in den vorzeitigen EM-K.o.  

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