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Fahne im richtigen Wind. Hertha holt sich Hilfe bei Hertha 03.

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Hertha BSC und der Angriff im Frauenfußball : Erkaufter Erfolg

Jo Mayer ist Mitarbeiterin beim Tagesspiegel und Spielerin von Blau Weiss Berolina Mitte in der Berlin-Liga. Das Vorhaben von Hertha BSC im Frauenfußball ist für sie das falsche Zeichen an den Berliner Fußball.

Ein Kommentar von Jo Mayer

Als Fußballerin ist es einerseits schön zu sehen, wie die Wertschätzung für den Frauenfußball über die letzten Jahre zunehmend gewachsen ist und sich nun endlich auch der große Berliner Fußballklub Hertha BSC eine Frauenabteilung aufbauen will. Nicht gerade verwunderlich ist dabei, dass sich der Verein mit seinen finanziellen Mitteln nicht selbst um einen Aufbau kümmert, sondern sich mit der geplanten Übernahme der Frauenabteilung von Hertha 03 Zehlendorf nimmt, was bereits da ist, und damit direkt in der Regionalliga starten will.

Fragwürdig ist ein solches Vorgehen für die kleineren Klubs in Berlin. Vereine, die sich seit Jahren ihre eigenen Frauenabteilungen aufbauen, die ganz unten angefangen haben und die sich ohne große Sponsoren selbstständig hocharbeiten. Durch die eigene Arbeit und in dem sie Jahr für Jahr ihre Leistung bringen. Und genau das betrifft auch mich mit meinem Verein. Ich selbst spiele seit drei Jahren für die ersten Frauenmannschaft von Berolina Mitte in der Berlin-Liga. Aktuell belegen wir den dritten Tabellenplatz und natürlich gibt es auch bei uns in der Mannschaft den Wunsch, mit der Zeit höherklassiger zu spielen.

Doch genau diese Chance wird für Kiez-Klubs, wie Berolina Mitte, durch große Vereine, wie Hertha BSC, die mit Geldern Vereine übernehmen, deutlich verringert. Auch hat ein solches Vorgehen zufolge, dass die Konkurrenz in der Regionalliga zunehmend steigen wird.

Fairer wäre der Weg, für den sich Borussia Dortmund entschieden hat

Denn, wenn Hertha zukünftig durch Gelder und angepriesene sportliche Förderungen weitere gute Spielerinnen anwirbt, werden Regionalliga-Teams, wie Stern 1900 oder Blau Weiß Hohen Neuendorf, nicht weiter dagegenhalten können und womöglich absteigen. Dadurch wird es in der Berlin-Liga wiederum für Vereine wie Berolina Mitte schwerer, oben mitzuspielen. Das Niveau wird somit insgesamt höher, was dem Frauenfußball im Ganzen nicht schaden wird. Schaden werden allein die Unverhältnismäßigkeiten.

Fairer wäre daher in jedem Fall der Weg, für den Borussia Dortmund sich mit seiner Frauenabteilung entschieden hat vor zwei Jahren. „Von unten nach oben“ war hier das Motto. 2021 startete die Dortmunder Frauenmannschaft erstmals in der Kreisliga B. So, wie es eben jeder neu gegründete Verein macht, der nicht gerade die finanziellen Mittel besitzt wie Hertha.

Sich von heute auf morgen in die dritthöchste Liga der Frauen einzukaufen, zeigt nun auch dem Berliner Frauenfußball, dass Erfolg mit Geld nicht nur viel schneller, sondern auch viel einfacher zu erreichen ist.

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