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Au Backe. Herthas Trainer Jos Luhukay hat im Moment wenig Freude an den Ergebnissen seiner Mannschaft – und jetzt kommen die Bayern ins Olympiastadion.

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Hertha BSC vor dem Bayern-Spiel: Hertha geht die Puste aus

Nach einem starkem Saisonstart spielt Hertha inzwischen wie ein typischer Aufsteiger. Seit vier Spielen sind die Berliner ohne Sieg und stehen in der Rückrundentabelle auf Rang 14 - und jetzt geht es gegen Bayern und Schalke.

Jos Luhukay blickte betreten nach unten. Seine Finger spielten mit dem Mikrofon, während sein Nebenmann eine Eloge auf Luhukays Arbeitgeber Hertha BSC hielt. Nie und nimmer hätte Hertha eine Woche zuvor das Spiel gegen Hannover verlieren dürfen, sagte Lucien Favre, der Trainer von Borussia Mönchengladbach. Zudem habe keine Mannschaft die Bayern in deren Stadion so sehr gefordert wie Hertha. Luhukays Reaktion? Keine. Es schien ihm ein wenig unangenehm zu sein, an die guten Auftritte aus der Vergangenheit erinnert zu werden. Die Gegenwart kommt für den Berliner Bundesligisten eher trist daher.

Nach der 0:3 (0:3)-Niederlage am Samstag in Mönchengladbach ist Hertha BSC nun schon vier Spiele ohne Sieg. In der Rückrundentabelle liegt die Mannschaft mit acht Punkten aus neun Spielen auf Platz 14, und die nahe Zukunft verheißt für die Berliner wenig Gutes. Am Dienstag dürfen sie, nach menschlichem Ermessen, im Olympiastadion bei der Meisterfeier des FC Bayern München Spalier stehen; am Freitag müssen sie beim Tabellendritten Schalke 04 antreten. „Wir haben eine sehr schwere Serie“, sagte Herthas Rechtsverteidiger Peter Pekarik. „Das ist eine schwierige Situation für uns.“

Seit Saisonbeginn trägt Hertha qua Name und Kaderqualität das Etikett, kein typischer Aufsteiger zu sein. Aber die Berliner verlieren ihre Spiele jetzt so, wie es typisch für einen Aufsteiger ist: Sie halten gut mit, vergeben ihre Chancen fahrlässig (wie in Mönchengladbach durch Änis Ben-Hatira) und geraten durch individuelle Fehler in Rückstand. Den Gladbachern konnte die Mannschaft eine knappe halbe Stunde entschlossen Widerstand leisten, dann kassierte sie innerhalb von zwölf Minuten drei Gegentore.

Erst in der Pause hatte Trainer Luhukay die Gelegenheit, seine Mannschaft neu zu justieren. Er schwor sie auf einen Verteidigungskampf ein. Hertha sollte das Ergebnis verwalten und mit aller Macht verhindern, dass es eine Klatsche setzt. „Wir wollten diszipliniert bleiben und haben versucht, gut zu verteidigen“, sagte Luhukay. Das gelang den Berlinern leidlich. Die Gladbacher hatten in der zweiten Hälfte noch zwei Gelegenheiten nach Standardsituationen, aus dem Spiel heraus konnten sie Hertha nicht mehr gefährlich werden. Deren defensive Stabilität ging allerdings deutlich zu Lasten der offensiven Wucht. Die Berliner brachten nach der Pause keinen einzigen Ball auf das Tor der Borussia. Ob seine Mannschaft nicht etwas mehr hätte riskieren müssen, wurde Luhukay später gefragt. „Wir wollten hier keine Spaßveranstaltung arrangieren“, antwortete er.

Luhukay hatte Angst, dass ihm das Spiel entgleitet – und damit möglicherweise die ganze Saison.

Hertha ist gerade an einem kritischen Punkt angelangt, das spürt inzwischen auch ihr Trainer. Die dürftigen Resultate der letzten Wochen kommen nicht von ungefähr. Die Mannschaft wirkt ein bisschen geschlaucht, einige Spieler scheinen überspielt, andere wie der immer mal wieder verletzte Ben-Hatira finden nicht zu ihrem Rhythmus. Dazu kommen die personellen Probleme, die Luhukay verwalten muss. „Meine wichtigsten Spieler sind seit Wochen nicht dabei“, sagte er. Aus seiner zentralen Achse fehlten in Mönchengladbach Kapitän und Abwehrchef Fabian Lustenberger sowie Tolga Cigerci, die ordnende Hand im Mittelfeld. Beide sind auch gegen die Bayern noch keine realistische Option für einen Einsatz in der Startelf. „Wir können mit diesem Kader nicht ständig auf Top-Niveau mithalten“, sagte Luhukay.

In Mönchengladbach begann Herthas Trainer schon Mitte der zweiten Halbzeit Vorkehrungen für das Spiel gegen die Bayern zu treffen. Er nahm seinen besten Angreifer Adrian Ramos und den zentralen Mittelfeldspieler Hajime Hosogai früh vom Feld. Nachdem Innenverteidiger Sebastian Langkamp seine fünfte Gelbe Karte gesehen hatte, wollte Luhukay nicht auch noch eine Sperre des ebenfalls vorbelasteten Japaners Hosogai riskieren.

Vor den drei Spielen gegen Gladbach, die Bayern und Schalke innerhalb von sieben Tagen hatte Luhukay von der schönsten Woche der Saison gesprochen. Jetzt aber deutet einiges darauf hin, dass es für Hertha eine Albtraumwoche werden könnte. Das Gute ist, dass die Berliner selbst bei drei Niederlagen nicht mehr in existenzielle Nöte geraten werden. Die Saison ist schon jetzt ein Erfolg, weil Hertha als Aufsteiger nie in Abstiegsgefahr geraten ist und sich den Verbleib in der Bundesliga früh gesichert hat. Es geht jetzt vor allem um die Stimmung. Denn so schön wie die Hinrunde auch gewesen sein mag: Am Ende bleibt der letzte Eindruck haften.

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